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Ramkot - Facts Don't Mean a Thing Review

Ramkot schließen ihre „Rosa“-Ära ab


16.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Foto: Taike de Wilde. Mehr zum Thema Transparenz.

Mit Facts Don’t Mean a Thing setzen Ramkot ein wuchtiges Ausrufezeichen hinter ihre erfolgreiche Rosa-Phase. Die neue EP markiert nicht nur das Ende eines Kapitels, sondern auch den Beginn einer neuen, intensiveren Ära. Entstanden nach der ausgedehnten Tour zum Vorgängeralbum, bündeln die Belgier hier alles, was sie auszeichnet: rohe Energie, kraftvolle Riffs und ein unerschütterliches Gefühl von Dringlichkeit.

Vier Songs, die es in sich haben: Zwei brandneue Tracks (Algorithmic Kings und A Grain of Sand), eine Neuinterpretation des Songs Hollow mit Jazzpianist Jef Neve sowie eine Liveversion. Gemeinsam ergeben sie ein kompromissloses, emotionales Statement einer Band, die sich weigert, stillzustehen.

Immer mit Haltung
Gleich der Opener Algorithmic Kings setzt den Ton der EP, ohne gleich mit der Brechstange zu arbeiten. Der Song baut seine Spannung eher schleichend auf: markante Riffs, ein kantiger Groove und Vocals, die mehr nach Beobachtung als nach Wut klingen. Ein Text, der sich an die „Könige“ der modernen Desinformation richtet – Menschen, für die Wahrheit nur dann existiert, wenn sie ihnen passt. „The truth is only true when I say so“ singt Hannes Cuyvers mit brennender Intensität. Es ist ein Song über die Ohnmacht in einer Welt, in der Hass oft lauter klingt als Vernunft – und Ramkot verwandeln diese Frustration in pure Energie.

A Grain of Sand führt das Thema introspektiver weiter. Schlaflosigkeit, Rastlosigkeit, Gedanken, die sich überschlagen – ein Stück, das zwischen Wüste und Wachtraum pendelt, geschrieben in der „Casa Rosa“ während der Rosa-Sessions. Hier zeigt sich die Band verletzlicher, ohne an Wucht zu verlieren.

Grenzen sprengen mit Jef Neve
Die Neuinterpretation von Hollow mit Jazzpianist Jef Neve ist das Herzstück der EP – ein mutiger, genreübergreifender Moment. Wo zuvor Rockdominanz herrschte, öffnet sich nun ein Raum voller Zwischentöne: Jazz trifft Alternative, Piano trifft Distortion. Neves feinsinniges Spiel legt sich wie eine zweite Haut über die Stimme von Cuyvers – eine berührende Verschmelzung von Spannung, Dynamik und Gefühl.

I Think I've Gone Slowly Insane – Live at Rock Herk 2025 wirkt anschließend wie ein bewusster Bruch mit den sonst eher fein austarierten Studiotracks. Die Liveaufnahme ist roher, unmittelbarer und deutlich ungeschliffener – ein Moment, in dem Ramkot ihre energiegeladene Bühnenpräsenz ohne Filter zeigen. Der Song prallt nicht einfach mit Härte ins Ohr, sondern bebt sich regelrecht ins Trommelfell. Genau deshalb bringt die Performance ihre Wucht so punktgenau auf den Punkt: ungekünstelt, ehrlich und emotional aufgeladen, ein kurzer Blick auf die kantigere Seite von Ramkot, die im Studio oft im Hintergrund bleibt, live aber ihre ganz eigene Kraft entfaltet.

Facts Don’t Mean a Thing ist kein lauter Neustart, sondern ein kraftvolles Ende – eine Abrechnung mit der Welt, wie sie ist, und mit den eigenen Zweifeln. Ramkot klingen roher, ehrlicher und dringlicher als je zuvor. Die Band beweist, dass „Ramrock“ mehr ist als nur ein Stil: Es ist Haltung.

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