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Perturbator – Age of Aquarius Review

Elektronische Apokalypse trifft auf posthumanen Klangrausch


2025-10-06  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Mit Age of Aquarius liefert James Kent alias Perturbator sein erstes Werk unter dem Dach von Nuclear Blast ab – ein Statement, das zeigt: Elektronische Musik darf düster, schwer und bedeutungsvoll sein, ohne dabei an Stil zu verlieren. Das sechste Album des Franzosen bewegt sich irgendwo zwischen cineastischem Industrial, melancholischem Synthwave und einer guten Portion Post-Apokalypse.

Schon der Einstieg mit „Apocalypse Now“ (gemeinsam mit Ulver) lässt keinen Zweifel daran, dass dieses Album keine leichte Kost ist. Tiefe Klangteppiche, schwerer Rhythmus, dramatischer Aufbau – das ist kein Soundtrack für nebenbei, sondern ein Soundtrack für innere Schlachten.

Konzeptuell stark – emotional wechselhaft
Thematisch wagt Kent eine spannende Kurve: Nach dem introspektiven Lustful Sacraments (2021) geht es nun um Krieg, Individualismus und den Zerfall gesellschaftlicher Strukturen. Besonders Tracks wie „Venus“ (feat. Author & Punisher) oder „The Art of War“ greifen diese Themen überzeugend auf – mit krachender Rhythmik und beklemmender Atmosphäre.

Allerdings gelingt es nicht jedem Song, diese Tiefe dauerhaft zu halten. „Hangover Square“ oder „The Swimming Pool“ etwa wirken eher wie Zwischenstücke – schön produziert, aber weniger zwingend als der Rest. Hier verliert das Album zwischendurch ein wenig an Fokus, obwohl die Gesamtstimmung intakt bleibt.

Glanzlichter im Klangdunkel
„Lady Moon“ mit Greta Link bringt eine willkommene emotionale Nuance in das Soundbild. Der fragile Gesang kontrastiert gekonnt mit der kalten Synth-Architektur. Auch „12th House“ zeigt Perturbators Gespür für strukturierte Eskalation, ohne in Monotonie zu verfallen.

Der über zehn Minuten lange Titeltrack „Age of Aquarius“ mit Alcest ist zweifellos das Herzstück des Albums – eine epische Klangreise zwischen Shoegaze, Post-Black-Metal-Anklängen und apokalyptischer Elektronik. Hier blüht Kent richtig auf und zeigt, warum er als einer der originellsten Produzenten seiner Szene gilt.

Age of Aquarius ist durchdacht, mutig und soundtechnisch auf höchstem Niveau. Perturbator bleibt seinem Stil treu, erweitert ihn aber um neue Dimensionen. Dennoch fehlt dem Album an manchen Stellen der rote Faden, der aus einem sehr guten Werk ein durchgehend fesselndes Erlebnis machen würde. Fans elektronischer Dystopie, dunkler Konzepte und aufwendiger Klangarchitektur kommen voll auf ihre Kosten. Wer allerdings auf eingängige Momente oder einen klaren Spannungsbogen hofft, wird zwischendurch auch mal mit der Geduld kämpfen.

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