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Patchwork Rattlebag – Fragments 1

Debüt zwischen Elektronik, Psychedelia und poetischer Klangkunst


07.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Patchwork Rattlebag – Fragments 1 Bild Patchwork Rattlebag – Fragments 1 Screenshot Patchwork Rattlebag – Fragments 1 Foto

Schon der erste Ton von Fragments 1 verrät: Patchwork Rattlebag sind keine Band im klassischen Sinn, sondern ein Kollektiv, das Klang als Form der Kommunikation begreift. Ihr Debüt ist keine einfache Sammlung von Songs, sondern eine Expedition durch das Bewusstsein – eine Mischung aus elektronischer Avantgarde, psychedelischem Folk und sphärischer Poesie.

Das Trio aus Salford erschafft Klangwelten, die zugleich greifbar und entrückt wirken. Zwischen Gitarren, Synthesizern, Field Recordings und fragmentierten Stimmen entsteht ein Netz aus Erinnerungen, Wahrnehmungen und Emotionen. Nichts bleibt statisch, alles fließt – wie Gedanken, die sich gegenseitig überlagern.

Schönheit und Dystopie in einem Atemzug
Der Opener Shade of My Mind legt mit filmischer Weite und melancholischem Gesang die Grundlage für das, was folgt: eine Reise durch schwebende Sphären und hypnotische Rhythmen. Hook, Line and Riser, die glitchige Single des Albums, zeigt die elektronischere Seite der Band – pulsierend, verspielt und dennoch geerdet.

Immer wieder brechen Interludes die Struktur auf, schaffen Momente der Stille, in denen das Ohr nachklingen darf. Vertigo Dreams und To Find a Place entfalten sich langsam, wie aus Träumen geboren, mit Gitarren, die nicht führen, sondern begleiten. Hier trifft Folk auf Ambient, Analoges auf Digitales, Bewusstsein auf Unterbewusstsein.

Musik zwischen Kunst und Philosophie
Patchwork Rattlebag nähern sich Musik fast philosophisch – weniger als Unterhaltung, mehr als Erfahrung. Fragments 1 reflektiert, wie Wahrnehmung funktioniert: Es zeigt Bruchstücke, verbindet sie lose, lässt Zwischenräume sprechen.

Der Gesang ist oft verfremdet, geisterhaft, wie aus einem anderen Raum. Texte erkunden flüchtige Momente – Träume, Erinnerungen, kosmische Fragen und das, was sich zwischen den Dingen befindet. Diese Vieldeutigkeit ist kein Zufall, sondern Konzept: Die Band sieht ihre Musik als „Patchwork“ aus dem, was Leben, Kunst und Emotion zusammenweben.

Ein Statement gegen Gleichförmigkeit
Neben der musikalischen Tiefe ist auch die Haltung der Band bemerkenswert. Fragments 1 erscheint digital – aber bewusst nicht auf Spotify. Patchwork Rattlebag verweigern sich einer Plattform, deren Vergütungspolitik sie für ungerecht halten. Das passt zum Selbstverständnis des Projekts: unabhängig, reflektiert, kompromisslos kreativ.

Diese Entscheidung ist mehr als Symbolik – sie zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Die Band sucht Freiheit, nicht Reichweite. Echtheit, nicht Algorithmen. Und genau das spürt man in jedem Track: das Bedürfnis, Musik als ehrliche Form des Ausdrucks zu bewahren.

Fragments 1 ist kein Album, das man nebenbei hört. Es ist ein Klangkunstwerk, das fordert, verführt und fasziniert. Zwischen sphärischer Schönheit und leiser Düsternis erschaffen Patchwork Rattlebag eine hypnotische Welt, in der jedes Fragment Bedeutung trägt.

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