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Opeth - Heritage Review


2011-09-09  DasStampa  11 Likes  0 Kommentare 
Musikgenres. Sie sind unter anderem dazu da, dass sich selbst ernannte Musikprofis über etwaige Nuancen der jeweiligen Stilrichtungen streiten können, aber auch, um dem Otto-Normal-Hörer eine Sicherheit zu geben, was er da eigentlich genau hört. Jedes Baby braucht ja irgendeinen Namen. Es gibt Musikgruppen, die sich in ganz typische Genres einkategorisieren lassen: Accept spielen Heavy Metal, Cannibal Corpse Death Metal und dass Dieter Bohlen gar keine Musik macht bzw. nahezu genrelos ist, dürfte jedem noch so tauben Hörer schnell auffallen. Aber wie so oft gibt es auch hier Ausnahmen. Eine davon kommt aus der schwedischen Hauptstadt, hört auf den illustren Bandnamen Opeth und macht Musik. Welche genau, ja, das lässt sich nun wirklich nicht genau sagen, denn es vermischen sich sehr viele Genres und werden so zu einem ganz Besonderen. Nun haben die Schweden ihr mittlerweile 12. Studioalbum auf den Markt gebracht und können auf eine erfolgreiche Musikkarriere voller Höhen und Tiefen blicken. Ob sie denn mittlerweile zum alten schwedischen Eisen gehören oder immer noch jede schwedische Gardine durchbrechen, lest ihr hier.

In der Ruhe liegt die Kraft
"Heritage" heißt auch gleich das erste Stück, und wenn dies ein Erbe ist, so ist es ein sehr Melancholisches. Ein vom Bass begleitetes Piano-Instrumental lädt zum Träumen und Verweilen ein. Eine großartige Kombination, die eine düstere, aber dennoch warme Atmosphäre entstehen lässt. Mit der ersten Single-Auskopplung, "The Devil's Orchad", geht es schon härter ins Zeug. Zunächst erinnert das Stück an ein Led Zeppelin-Stück, später meint man, Uriah Heep hätten ihre Finger mit im Spiel und schließlich wird noch Nietzsche zitiert (God Is Dead). Zwar hat man hierbei keinen typischen Ablauf eines Pop-Songs, wie man es aus dem Radio ja so gewohnt ist, aber gerade das macht jeden einzelnen Song dieses Albums so besonders. Dieser Song ist auf eine positive Art und Weise experimentell. "I Feel The Dark" ist ebenso ein ruhiger wie nachdenklicher Song, der zum Ende hin diverse "Aussetzer" in Richtung Metal beweist und den HörerInnen sagt: Wir wissen noch, wo wir hingehören, fürchtet euch nicht!

"Slither" beweist dies schon recht früh, schnell und kompromisslos geht es hier zur Sache und entführt die Hörerschaft mit gewohnt klarem Gesang und gut eingespielten Bridges in die Welt des schwedischen, ich nenne es mal Kraut-Metal. "Nepenthe" ist der fünfte Track, der erst ruhig anfängt, ruhig weiter läuft und brachial endet. Dafür braucht man nicht viel Text zu lernen, denn der Großteil ist instrumental. "Häxprocess" ist nach einem Akkustikgitarren lastigem Anfang ein Song, der auch gut in ein Musical gepasst hätte. So überzeugend schwingt Mikael Akerfeldt sein Mikro und weiß zu begeistern. "Famine" leitet von Kongas in Piano über. Dieser musikalische Kulturschock will an dieser Stelle erst einmal positiv verdaut werden. Als Absacker empfehle ich hier die wieder einmal geniale Stimme des Frontmanns, die sich perfekt um die einzelnen Klaviernoten schlängelt. Später im Song folgen noch Schlagzeug und E-Gitarre, Bass und Orgel. Eine herrliche Komposition!

"The Lines In My Hand" ist sehr basslastig. Es ist das dynamischste Lied des gesamten Albums und sticht unter anderem wegen der unterstützenden Querflöte hervor. "Folklore" beginnt, wie es der Name bereits vermuten lässt, folkig. An der Gitarre hätte man auch Mr. Blackmore persönlich erwarten können, denn diese Qualität zieht sich durch den gesamten Song. Daumen hoch. Langsam, aber sicher, geht dieses Album dem Ende entgegen. Dies macht diesem Song aber rein gar nichts aus, denn in seiner ambivalent-melancholischen Lethargieextase hat er soviel Energie, dass man ihn nach dem ersten Hören direkt nochmal anhören muss. "Marrow Of The Earth" ist das traurige Ende dieses Albums. Ein Instrumental, welches seines Gleichen sucht. Akkustikgitarre trifft auf E-Gitarre, verschmelzen zu einem enorm atmosphärischen Ganzen und bilden ein würdiges Ende dieses neuen Meisterwerks.

Opeth erfinden sich immer einmal mehr neu, bleiben sich jedoch selbst treu. Die Death Metal-Elemente sind nahezu ganz aus der Welt geräumt, ebenso der für dieses Subgenre typische Growling. Dies ist für die Band jedoch kein Verlust. Vielmehr sollte man diese Vielschichtigkeit der schwedischen Mannen hochloben und sie durch das Kaufen des Albums einmal mehr unterstützen. Danke!

Dieses Album steckt voller experimenteller Melancholie. Für Freunde, die auch mal fernab des Metal-Mainstream gute Musik hören wollen, ist dies eine gelungene Alternative.

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   Titel Heritage (Deluxe Edition)
   Genre
   Release 2011-09-16
   Systeme
   Publisher Roadrunner (Warner)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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