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Mirrorthrone - Gangrene Review


2012-05-26  SimonR  6 Likes  0 Kommentare 
Mirrorthrone ist das Ein-Mann-Projekt von Vladimir Cochet, der das Projekt 2000 in der Schweiz ins Leben gerufen hat. Das besonders interessante an diesem Projekt dürfte durchaus sein, dass er alle Instrumente zu Hause selbst eingespielt hat. Dabei fällt sofort das manchmal unpräzise und deplatzierte Schlagzeug auf. Und sofort wird einem klar: Da ist ein Drumcomputer am Werk gewesen! Das kann einige fanatische Instrumentalfans auf die Palme bringen, für die anderen ist es ein etwas kleineres Übel. Denn wer kann schon sämtliche Instrumente spielen und wer traut sich das auch zu?! Deswegen sollte man das nicht so sehr auf die Waage legen und sich mit den morbiden und ziemlich eng gestrickten Texten und Melodien beschäftigen. Das Album wurde zwar bei Vladimir Cochet daheim produziert, wurde später aber dann von Geoffroy Lagrange im Paradise Studio gemastert.

Die alte Nazikeule.

Im Black Metal werden garantiert auch üble Gedankengänge transportiert, die in einem aufgeklärten Geist nichts zu suchen haben. So musste sich Cochet in der Vergangenheit von dem Vorwurf, rechtsradikale Äußerungen getroffen zu haben, distanzieren. Auf dem Vorgänger-Album "Carriers of Dust" (2006) hieß ein Lied nämlich "A Scream to Express the Hate of a Race", was sofort wieder auf die Abwehrreaktion einiger Menschen traf, die ungefähr so ausgesehen haben musste: Hate + Race = Nazi

Allerdings handelte der Song nicht von einer Rasse, sondern beschrieb die gesamte Menschheit, die sich selbst verloren hat und sich an einer heuchlerischen Menschlichkeit ergötzt. Rechtsradikale Gedanken sehen irgendwie anders aus. Oder anders gesprochen: Da müssen einige Menschen verdammt viel Interpretationsvermögen gehabt haben.

Über Stil, Style und die Vermittlung eines Genres.

Mirrorthrone ist durch und und durch ein Avant Garde-Black Metal-Projekt. Es gibt diverse Genrezuteilungen, die sich bloß auf Black Metal beschränken. Das kann man an dieser Stelle allerdings nicht so stark darauf legen, denn das Projekt (bzw. Vladimir Cochet) bedient sich diverser Stilrichtungen aus dem Metal-Bereich und verbindet sie mit einer künstlerischen Ausdrucksweise, die ganz klar dem Avant Garde zuzuordnen sind. Zudem erfüllt dieses Projekt ganz klar den Bruch mit dem Genre Black Metal selbst, wobei dieser nur die Grundlage für das gesamte Konzept bietet.

Die textlichen Begebenheiten sind hier ganz klar auf die menschlichen Abgründe zentriert: Einsamkeit, zerbrechliche Träume und die ewige Erkenntnis, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich zu sein scheint und darüber hinaus niemanden trauen sollte. Ähnlich wie ein schlechter Film läuft dieses Album an einen vorbei und nimmt einen von Anfang bis Ende mit. Der Gesang variiert dabei sehr: Ob nun Black Metal-artig oder Death Metal-lastig, selbst glasklarer Gesang ist hier anzutreffen, was die Verbundenheit mit diversen Stilrichtungen nur bekräftigt. So kann man es selbst nach mehreren Durchgängen immer wieder neu entdecken. Was die französischen Tracks "Ganglion" und "Une Existence dont plus Personne ne Jouit" betrifft, kann ich an dieser Stelle keine Impression abgeben, da ich kein Wort verstehe. Und auf schlichte Online-Übersetzer möchte ich mich dabei nicht verlassen wollen, weil ich damit rechnen müsste, dass das Gesamtbild verfälscht werden könnte.

Bis heute wurde das Projekt "Mirrorthrone" nicht als inaktiv gekennzeichnet und es gibt auch keine aktuellen Neuigkeiten, was die Aktivitäten betreffen könnten. Bleibt nur zu hoffen, dass man irgendwann wieder ein Atmen unter diesem Namen wahrnehmen würde

Tracklist:
  1. Dismay
  2. No One By My Side
  3. The Fecal Rebellion
  4. Ganglion
  5. Une Existence dont plus Personne ne Jouit
  6. So Frail

In diesem Sinne: Frohes Hören!

Ein ordentlich produziertes Hörwerk aus der Feder eines Mannes, der den Teufel an die Wand malen kann ohne dabei polemisch wirken zu müssen. Dafür und für die technische Umsetzung mit dem Drumcomputer, der nur wenig das Gesamtbild des Albums beschädigt, bekommt Vladimir Cochet an dieser Stelle großen Respekt.

Punktewertung

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   Titel Gangrene
   Genre
   Release 2008-12-02
   Systeme
   Publisher Import
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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