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Lomond Campbell - Transmission Loss Review

Klang oder Konzept?


2025-10-14  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
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Mit Transmission Loss liefert Lomond Campbell kein klassisches Album im engeren Sinn. Es ist eher ein akustisches Experiment, ein auditives Kunstobjekt, das sich der Einordnung konsequent entzieht. Basierend auf dem eigenen, mit einem Geophon aufgenommenen Herzschlag, entwirft der schottische Musiker und Klangkünstler ein Werk, das sich irgendwo zwischen abstrakter Filmmusik, elektroakustischer Soundforschung und spiritueller Meditation verortet – ohne je ganz in einer dieser Welten anzukommen.

Struktur durch Dekonstruktion: Musik im Zustand des Zerfalls
Der Albumtitel Transmission Loss ist nicht zufällig gewählt. Alles auf dieser EP wirkt wie durch einen Schleier gehört. Verzerrung, Verlust und Fragmentierung sind nicht nur thematische Konzepte, sondern Teil des akustischen Designs. Tracks wie Ternary I oder Outermost bestehen aus pulsierenden Flächen, gebrochenen Texturen und dem unbestimmten Flirren maschineller Details. Musik, die sich permanent selbst zu dekonstruieren scheint.

Widerstand gegen Erwartungen: Kein Raum für klassische Hörerwartungen
Das Album wehrt sich gegen jede Hörgewohnheit. Es gibt keine Hooks, keine Harmoniebögen, keine Dramaturgie im popmusikalischen Sinn. Wer hier einfache Ambient-Entspannung sucht, wird schnell an seine Grenzen kommen. Und doch hat Transmission Loss eine Art düstere Faszination – wie ein Film-Soundtrack ohne Film, wie ein Notruf aus einer anderen Welt.

Ein Werk für ein sehr spezielles Publikum
Diese Musik ist nichts, was man mal eben nebenbei laufen lässt. Vielmehr braucht es Kontext, Geduld und eine gewisse Offenheit gegenüber unkonventioneller Klanggestaltung. Ohne konkreten visuellen oder konzeptuellen Rahmen – etwa in einer Installation oder Performance – bleibt das Album für viele vermutlich schwer zugänglich. Doch für Fans der radikalen Reduktion, für Freunde experimenteller Klangkunst oder Liebhaber audiovisueller Grenzerfahrungen könnte sich genau darin ein besonderer Reiz verbergen.

Lomond Campbell liefert mit Transmission Loss ein mutiges, aber sperriges Projekt ab. Es ist technisch interessant, künstlerisch ambitioniert – aber auch distanziert, kühl und emotional schwer greifbar. Für ein breites Publikum ist das schwer verdauliche Kost, für Klangpuristen aber vielleicht genau deshalb spannend.

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