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Hayley Williams – Ego Death At A Bachelorette Party

Zwischen Schmerz, Selbstironie und kreativer Freiheit


11.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Hayley Williams – Ego Death At A Bachelorette Party Bild Hayley Williams – Ego Death At A Bachelorette Party Screenshot Hayley Williams – Ego Death At A Bachelorette Party Foto
Foto: Zachary Gray. Mehr zum Thema Transparenz.

Mit Ego Death At A Bachelorette Party legt Hayley Williams ihr bislang wohl persönlichstes und zugleich freiestes Werk vor. Nach den introspektiven Soloplatten Petals For Armor (2020) und Flowers For Vases / Descansos (2021) zeigt sich die Paramore-Frontfrau nun völlig unabhängig – erstmals auf ihrem eigenen Label Post Atlantic. Dieses Album ist mehr als nur Musik: Es ist die klanggewordene Befreiung einer Künstlerin, die nach zwei Jahrzehnten im Musikgeschäft die Kontrolle über ihr Werk zurückerobert hat.

Was ursprünglich als chaotisches Experiment begann – 17 Singles, zufällig veröffentlicht, von Fans neu sortiert –, wurde zu einem Gemeinschaftsprojekt zwischen Williams und ihrer Hörerschaft. Ego Death At A Bachelorette Party ist das Ergebnis dieser Interaktion: fragmentarisch, emotional, unvorhersehbar, ehrlich. Produzent Daniel James fängt diese Vielschichtigkeit mit einem offenen, warmen Sound ein, der mal an Lo-Fi-Pop, mal an Indie-Rock erinnert – aber immer Hayley Williams’ unverwechselbare Stimme in den Mittelpunkt stellt.

Zwischen Wunden und Wiedergeburt
Gleich der Opener Ice In My OJ zeigt, wie Williams Schmerz und Humor verbindet. Die bissigen Zeilen über Burnout und Selbsterkenntnis treffen auf charmante Ironie – ein Paradebeispiel dafür, wie sie persönliche Krisen in Kunst verwandelt. Glum wiederum lässt sie mit gesampelten Stimmen und verzerrten Harmonien introspektiv wirken, während Kill Me eine fast punkige Direktheit zeigt, die man so roh selten von ihr gehört hat.

Dann folgt Whim, ein Country-getönter Song über Gelassenheit, bevor Mirtazapine das Thema psychische Gesundheit mit zärtlicher Ehrlichkeit beleuchtet. Negative Self Talk und Hard bilden das emotionale Rückgrat des Albums – zwei Songs, die zeigen, wie nah Verletzlichkeit und Stärke beieinander liegen.

Ein Highlight ist Discovery Channel: Mit einem Augenzwinkern greift Williams das bekannte „You and me baby ain’t nothin’ but mammals“-Motiv auf – diesmal als melancholische Reflexion über Nähe, Scham und Erwachsenwerden. True Believer und Parachute gehören zu den stärksten Momenten – melodisch dicht, textlich introspektiv, und mit einer Intensität, die an frühe Paramore erinnert, ohne in Nostalgie zu verfallen.

Reif, experimentell und frei
Musikalisch bewegt sich Williams zwischen Folk, elektronischem Pop und Indie-Ästhetik. Gitarren sind eher Dekoration, während Synths, Samples und atmosphärische Schichten die emotionale Tiefe tragen. Ihre Stimme bleibt das Zentrum – mal brüchig, mal trotzig, mal zärtlich. Besonders in Blood Bros und I Won’t Quit On You gelingt ihr der Spagat zwischen persönlichem Schmerz und universeller Stärke.

Und wenn das Album mit Showbiz endet, klingt es fast wie ein Augenzwinkern – eine Rückkehr auf die Bühne, aber diesmal als jemand, der den Scheinwerfer selbst an- und ausschaltet.

Tracklist
  1. Ice In My OJ – 2:12
  2. Glum – 3:13
  3. Kill Me – 2:47
  4. Whim – 3:37
  5. Mirtazapine – 3:24
  6. Disappearing Man – 3:29
  7. Love Me Different – 3:31
  8. Brotherly Hate – 2:49
  9. Negative Self Talk – 4:13
  10. Ego Death At A Bachelorette Party – 3:18
  11. Hard – 3:01
  12. Discovery Channel – 3:18
  13. True Believer – 3:49
  14. Zissou – 2:56
  15. Dream Girl In Shibuya – 4:22
  16. Blood Bros – 2:47
  17. I Won’t Quit On You – 3:18
  18. Parachute – 3:40
  19. Good Ol’ Days – 3:24
  20. Showbiz – 3:50


Ego Death At A Bachelorette Party ist kein Popalbum für den schnellen Konsum, sondern eine künstlerische Selbsttherapie – voller Ecken, Brüche und Menschlichkeit. Hayley Williams beweist hier, dass Reife nichts mit Langeweile zu tun hat. Sie erlaubt sich Fehler, Zweifel und Ironie – und genau das macht dieses Werk so stark. Es ist ein Album über Erwachsenwerden, Loslassen und Wiederaufstehen – und darüber, dass Selbstfindung manchmal genau dort beginnt, wo der Glamour endet.

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