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Flying Lotus - Cosmogramma Review


2012-06-25  SimonR  8 Likes  0 Kommentare 
Mit Lorn's "Nothing Else" und Gonjasufi's "A Sufi and a Kille" haben wir bereits zwei Rezensionen im Programm, bei denen Steven Ellison maßgeblich daran beteiligt gewesen ist und als eine Art führende Hand agiert hat, ohne dabei die Eigenständigkeit dieser beiden Werke zu gefährden. Trotzdem erkannte man seine Handschrift deutlich, die aus den verschiedensten Interpretationsansätzen für sein künstlerisches Schaffen stehen. Man könnte es schlicht "Experimentellen Elektro" nennen. Oder man treibt es -wie viele- auf die Spitze und bezeichnet es als "Mit Äther versetzten Jazz-Elektro mit reichlich Anteil von elektronischen Pilzen". Man kann dabei wohl so ziemlich jeden Horrortrip fahren den man sich vorstellen kann, oder man fährt zu den Pforten der Wahrnehmung Huxley's auf und begreift sich als bewusstes Wesen. Gleichzeitig wirft das Album auch die Frage auf, ob es überhaupt Perfektion gibt. Denn so sehr man sich an seiner eigenen Subjektivität und Objektivität klammern mag, so sehr scheint dieses Werk eben diese beiden Stufen dieser Einstellung aufzuheben und gleichzeitig zu negieren.

C4 in Form eines Rohlings.

Für Sprengladungen scheint dieses Album also gut geeignet zu sein. Und damit haben wir gerade mal die Oberfläche grob in Augenschein genommen. Ob es sich aber klanglich bewähren kann, muss nun eine genaue Analyse der Materie ergeben. Bevor man sich überhaupt sammeln kann, die Chance einer Vorbereitung genießen könnte und sich nichts Böses sowie Gutes vorstellen mag, beginnt es schon mit "Clock Catcher" und einer derben Asynchronität, die in ihrer knappen Minute nicht nur den Einstieg in diesen Kosmos gewährt, sondern auch das ganze Album abbildet. Man breche also eine Laufzeit von knapp 45 Minuten auf eine Minute herunter und drehe etwas an der Skurrilität-Schraube. Ergebnis dieser Tätigkeit dürfte zweifelsohne ein komprimierter Wahnsinn auf ein Minimum von Einsen und Nullen sein. Bei genauerer Betrachtung aber ist es gar ein genialer Stilbruch jeglichem Verständnis von elektronischer Musik. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, obgleich es an einen akustischen Chaos-Trieb anmutet. Jedoch ist es diese Paradoxie die einen nicht abschalten lässt.

Zwischen den Sinnen.
Die menschlichen Sinne sind ganz klar voneinander getrennt. Jedes Gebiet ist jeweils für sich selbst verantwortlich. Darauf scheint Steven Ellison aber so gar keinen Wert zu legen. Oder er hat es einfach nicht wahrhaben wollen. Sei es nun das " A Cosmic Drama" oder ein " Satelllliiiiiteee". So unterschiedlich diese beiden Lieder sein mögen (Ersteres ist melodisch verspielt und betörend zugleich. Letzteres eher schon hektisch und dann wieder stark beruhigend.), sie verfolgen nur ein Ziel: Den Gehörsinn, der diese Klänge aufnimmt, mit dem Tastsinn zu begreifen und gleichzeitig in räumliche Gedanken zu verwandeln. Gerade dieses Hörerlebnis macht es so aufregend die Spannungsbögen, den Plot und auch die Führung in unbekannte Welten zu verfolgen. Parallel dazu sei gesagt, dass es immer wieder erfrischend ist, wenn Interpreten aus dem elektronischen Bereich noch mit neuen Ideen, den staubig gewordenen Asphalt von bekannten Größen wie Venetian Snares, Aphex Twin und Co. aufmischen und modernisieren können.

Tracklist:

01 Clock Catcher
02 Pickled!
03 Nose Art
04 Intro//A Cosmic Drama
05 Zodiac Shit
06 Computer Face//Pure Being
07 .And the World Laughs With You [ft. Thom Yorke]
08 Arkestry
09 Mmmhmm [ft.Thundercat]
10 Do the Astral Plane
11 Satelllliiiiiteee
12 German Haircut
13 Recoiled
14 Dance Of the Pseudo Nymph
15 Drips//Auntie's Harp
16 Table Tennis [ft. Laura Darlington]
17 Galaxy in Janaki


In diesem Sinne: Frohes Hören!

Herr Ellison, Sie haben mit "Cosmogramma" den messbaren Bereich nach irdischen Gesetzen verlassen. Kommen Sie bitte umgehend aus dem Kosmos zurück und erstatten Sie Bericht!

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   Titel Cosmogramma
   Genre
   Release 2010-04-30
   Systeme
   Publisher Warp (rough trade)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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