Musik » Reviews

Enemynside – In The Shadows Of Unrest

Zurück im Gefecht


09.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Enemynside – In The Shadows Of Unrest Bild Enemynside – In The Shadows Of Unrest Screenshot Enemynside – In The Shadows Of Unrest Foto

Seit über 25 Jahren gehören Enemynside zu den festen Größen der italienischen Thrash-Szene. Gegründet 1994 in Rom – damals noch unter dem Namen Scapegoat – hat sich die Band durch zahlreiche Veröffentlichungen und Tourneen quer durch Europa und die USA einen soliden Ruf erarbeitet. Nach dem letzten Album Chaos Machine (2019) und mehreren EPs melden sich die Römer nun mit In The Shadows Of Unrest zurück. Und auch wenn der Titel Unruhe verspricht, bleibt das Ergebnis eher klassisch: sauberer, ehrlicher Thrash Metal mit Biss, aber ohne großes Risiko.

Alte Schule mit modernem Klang
Die neue EP entstand in zwei renommierten Studios der Hauptstadt: Drums und Bass wurden im Kick Recording Studio aufgenommen, Gitarren und Vocals im Temple of Gravity Studio. Für den finalen Mix und das Mastering sorgte Marco “Cinghio” Mastrobuono, der dem Sound den nötigen Druck und Glanz verlieh. Die Produktion ist modern, druckvoll und präzise – jeder Schlag sitzt, jede Saite klingt glasklar. Gleichzeitig hat man das Gefühl, dass Enemynside hier ganz bewusst an ihre Wurzeln anknüpfen wollten.

Thrash mit Haltung, aber wenig Überraschung
Der Titeltrack „In The Shadows Of Unrest“ eröffnet die EP mit einem klassischen Riffgewitter und zeigt sofort, was die Band am besten kann: schnelle, aggressive Riffs, galoppierende Drums und Francesco Cremisinis markante Stimme, die irgendwo zwischen Testament und Death Angel pendelt. „Concrete Jungle“ bringt etwas mehr Groove ins Spiel, bleibt aber ebenfalls fest im Old-School-Genre verankert.

Besonders „Carnal Betrayal“ überzeugt mit einem starken Refrain und leicht melodischen Gitarrenlinien, die kurzzeitig frischen Wind bringen, bevor „Desolation“ das Ganze als düsteres, instrumentales Outro abrundet. Inhaltlich bewegt sich die Band in typischen Gefilden – gesellschaftlicher Frust, Wut, Verrat, Entfremdung. Alles solide umgesetzt, aber ohne großen Aha-Moment.

Im Schatten der eigenen Geschichte
Was In The Shadows Of Unrest auszeichnet, ist seine Konsequenz. Enemynside wissen genau, wer sie sind – und sie haben kein Interesse daran, das zu ändern. Das ist sympathisch, macht die EP aber auch etwas vorhersehbar. Während andere Bands mit modernen Einflüssen oder progressiven Strukturen experimentieren, bleiben die Italiener lieber auf vertrautem Terrain. Für Fans klassischen Thrashs ist das kein Problem – im Gegenteil: Hier gibt’s vier Songs, die genau das liefern, was man erwartet.

Musikalisch bewegt sich das Ganze irgendwo zwischen Bay-Area-Energie und europäischer Direktheit. Man spürt die Spielfreude, die Tightness, das Können – aber auch ein wenig Routine. Vielleicht ist das der Preis für Beständigkeit: solide Qualität, aber kaum Entwicklung.

Tracklist
  1. In The Shadows Of Unrest
  2. Concrete Jungle
  3. Carnal Betrayal
  4. Desolation


Mit In The Shadows Of Unrest liefern Enemynside eine kompakte, schnörkellose EP ab, die Fans klassischen Thrash Metals begeistern dürfte. Die Produktion ist top, das Songwriting solide, die Performance routiniert – aber wirkliche Überraschungen bleiben aus. Es ist Musik für alle, die mit Testament, Exodus oder Death Angel groß geworden sind und genau das wieder hören wollen. Kein Meilenstein, aber ein ehrliches Lebenszeichen einer Band, die ihren Weg kennt – und ihn unbeirrt weitergeht.

Punktewertung

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.