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Booby Trap – L(i)mbo Review

Portugiesischer Thrash zwischen Chaos, Wut und Realität


12.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Booby Trap – L(i)mbo Review Bild Booby Trap – L(i)mbo Review Screenshot Booby Trap – L(i)mbo Review Foto

Mit L(i)mbo zeigen sich Booby Trap nach über 30 Jahren Bandgeschichte von einer neuen Seite. Das sechste Studioalbum der portugiesischen Thrash-Veteranen ist das erste, das vollständig in ihrer Muttersprache gesungen ist – und dieser Schritt tut der Band hörbar gut. Das Ergebnis ist ein raues, aufrüttelndes Werk voller Energie, gesellschaftlicher Wut und ungeschönter Ehrlichkeit.

Von der ersten Sekunde an feuern Booby Trap eine geballte Ladung Old-School-Thrash und Crossover ab. Salvação eröffnet mit einem massiven Riffgewitter, das sofort klarstellt: Hier wird nichts weichgespült. Um Dia de Cada Vez greift diesen rohen Ton auf, verbindet ihn mit einem hymnischen Refrain und einem Sound, der an die frühen Tage von Sepultura erinnert – roh, ehrlich, ungeschliffen.

Wut, Wahnsinn und Wirklichkeit
Thematisch schlagen Booby Trap in L(i)mbo einen düsteren Ton an. Der Albumtitel – eine Mischung aus „Limbo“ und „Imbo“ (dem anatomischen Rand eines Organs) – steht sinnbildlich für den Zustand zwischen Leben und Tod, zwischen Hoffnung und Auflösung. Songs wie Máquina Militar oder Será Que Há Vida Antes da Morte setzen sich mit gesellschaftlicher Erschöpfung und politischer Blindheit auseinander. Die Texte sind bissig, direkt und tief verwurzelt in portugiesischer Lebensrealität – kein Wunder, dass die Entscheidung für die Muttersprache hier so organisch wirkt.

Musikalisch bleibt das Album kompromisslos: druckvolle Gitarren, aggressives Drumming und Vocals, die mehr schreien als singen. In Vulto und Maldição zeigt sich die Band von ihrer düstersten Seite, während Antissocial – ein Cover der französischen Metal-Legende Trust – als ironischer Kommentar zur Gegenwart dient und perfekt in das Gesamtkonzept passt.

Zwischen Tradition und Neugeburt
Produziert von Paulo Vieira, klingt L(i)mbo roh und unmittelbar, fast schon live. Die Band verzichtet bewusst auf jede Form von Überproduktion – stattdessen bekommt man pure Energie und eine Klangwand, die zwischen Punk, Thrash und Hardcore pendelt. Trotz der Aggression ist das Album nicht eintönig: Nada de Nada überrascht mit Groove, Sorte Maldita zeigt melodische Riffs, die sich tief ins Ohr graben.

Am Ende steht mit Matar ou Morrer ein passender Abschluss: kompromisslos, laut, direkt. Ein Song, der sinnbildlich für das ganze Album steht – ein musikalischer Faustschlag gegen Gleichgültigkeit und Resignation.

Tracklist
  1. Salvação
  2. Um Dia de Cada Vez
  3. Sorte Maldita
  4. Canção do Bandido
  5. Vulto
  6. Maldição
  7. Será Que Há Vida Antes da Morte
  8. Máquina Militar
  9. Limbo
  10. Antissocial (Trust-Cover)
  11. Nada de Nada
  12. Matar ou Morrer


L(i)mbo ist laut, roh und unversöhnlich – ein Album, das genau weiß, was es will. Booby Trap liefern keinen Thrash für Perfektionisten, sondern für Menschen, die Musik fühlen wollen. Zwischen gesellschaftlicher Kritik und persönlicher Katharsis pendelnd, zeigt die Band, dass sie nach all den Jahren nichts an Wucht verloren hat. Ein mutiges, ehrliches und kantiges Werk – nicht perfekt, aber voller Leben.

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