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Bloodred - Colours Of Pain Review

Atmosphärischer Blackened Death aus Deutschland


20.12.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Bloodred - Colours Of Pain Review Bild Bloodred - Colours Of Pain Review Screenshot Bloodred - Colours Of Pain Review Foto

Bloodred schlagen mit Colours Of Pain ein neues Kapitel auf. Das Album bleibt klar im Blackened-Death-Metal verwurzelt, erweitert diesen Kernsound aber um deutlich mehr Atmosphäre, Dynamik und emotionale Schwere. Die Band beschreibt das Werk selbst als ihr „dunkelstes und vielseitigstes“ – und genau das lässt sich durchgehend hören: mehr Tiefe, mehr Raum, mehr cineastische Elemente und insgesamt ein reiferes Songwriting.

Was sofort auffällt, ist die Produktion. Alexander Krull sorgt im Mastersound Studio für einen Sound, der zugleich wuchtig, klar und enorm druckvoll ist. Die Gitarren klingen schneidend, die Drums präzise, und die Vocals sitzen perfekt zwischen Black-Metal-Schärfe und Death-Metal-Schwere. Nichts wirkt matschig, nichts überladen – Colours Of Pain klingt professionell, modern und kraftvoll.

Dabei bleibt die Handschrift der Band erkennbar: kalt, ernst, ohne Effekthascherei. Die neuen atmosphärischen Schichten fügen sich harmonisch ein, ohne die Aggression abzuschwächen.

Mehr Atmosphäre, mehr Vielfalt, mehr Größe
Im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen wirkt das Songwriting runder und filmischer. Die Band arbeitet stärker mit Stimmungswechseln, baut Spannungsbögen auf und kombiniert unterschiedliche Tempi und Intensitäten. Das Ergebnis ist ein Album, das nicht einfach durchrast, sondern sich Zeit nimmt, Emotion und Dramatik zu entfalten.

Bloodred schaffen es, eine dichte, dunkle Welt aufzubauen, in der Härte und Atmosphäre gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Midtempo-Passagen wirken schwer und bedrohlich, schnellere Parts reißen brutal nach vorne, und die melodischen Elemente sorgen immer wieder für einen kalten, elegischen Unterton.

Auffällig ist außerdem die thematische Ausrichtung: Verrat, gesellschaftlicher Zerfall, Umweltkatastrophen, globale Krisen – Colours Of Pain ist durch und durch ein Album unserer Zeit. Es wirkt politisch, ernst, fast schon dokumentarisch in seiner Stimmung.

Starke Leistungen – und ein Gast, der Akzente setzt
Die Kernbesetzung – Ron Merz und Joris Nijenhuis – liefert eine beeindruckend geschlossene Performance. Trotz des kleinen Line-ups klingt das Album erstaunlich voll und druckvoll. Beide ergänzen sich perfekt: die präzisen Drums, die messerscharfen Gitarren, die wütende, aber kontrollierte Vokalpräsenz.

Ein besonderes Ausrufezeichen setzt der Gastbeitrag von Þráinn Árni Baldvinsson (Skálmöld), dessen Solo auf „Mindvirus“ dem Album eine zusätzliche Farbe verleiht, ohne dass es die stilistische Linie bricht. Es bleibt eine Nuance, kein Stilbruch – und genau deshalb funktioniert es so gut.

Ein Album voller Qualität – aber nicht ohne Grenzen
Trotz aller Stärken bleibt Colours Of Pain ein Album, das eher durch seine Gesamtheit überzeugt als durch einzelne herausragende Höhepunkte. Die Band entwickelt ihren Stil weiter, präsentiert sich vielseitiger und atmosphärischer – doch der ganz große, ikonische Moment fehlt, der das Album über die starke Mittel- bis Oberklasse hinausheben würde.

Die Qualität ist hoch, das Songwriting ambitioniert, die Produktion exzellent. Aber Colours Of Pain ist eher ein sehr solides Statement als ein Genre-Meilenstein. Es bleibt ein Album, das Fans des extremen Metals begeistern wird, aber nicht zwingend neue Maßstäbe setzt.

Tracklist
  1. Ashes
  2. Colours Of Pain
  3. Mindvirus
  4. Heretics
  5. A New Dark Age
  6. Death Machine
  7. Winds Of Oblivion
  8. Resist


Colours Of Pain ist ein intensives, atmosphärisches und hervorragend produziertes Blackened-Death-Metal-Album, das die Weiterentwicklung von Bloodred deutlich zeigt. Dunkel, vielseitig, druckvoll und thematisch relevant – ein Werk mit viel Substanz. Doch trotz der starken Gesamtleistung bleibt es ein Album, das eher beeindruckt als überrollt. Die emotionale und klangliche Tiefe ist da, die handwerkliche Qualität ebenfalls – nur der durchschlagende Moment, der alles überstrahlt, fehlt ein wenig.

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