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Big Big Train - Woodcut

Ein neues Kapitel der Prog-Erzählung


11.11.2025  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
Big Big Train - Woodcut Bild Big Big Train - Woodcut Screenshot Big Big Train - Woodcut Foto

Mit Woodcut präsentieren Big Big Train ihr 16. Studioalbum – und zugleich das vielleicht bedeutendste ihrer langen Karriere. Zum ersten Mal in ihrer über drei Jahrzehnte währenden Bandgeschichte haben sie ein durchgehendes Konzeptalbum geschaffen. Eine musikalische Erzählung über Kreativität, Opfer und den schmalen Grat zwischen Inspiration und geistigem Zerfall.

Schon der Titel ist sinnbildlich: Ein Holzschnitt ist ein Werk der Präzision, bei dem jeder Schnitt zählt. Ebenso sorgfältig wurde dieses Album komponiert und arrangiert. Entstanden ist eine zusammenhängende Reise, die nicht nur durch Töne, sondern durch Stimmungen, Figuren und Emotionen führt. Woodcut ist eine Hommage an die schöpferische Kraft – und an ihre zerstörerische Seite.

Ein musikalisches Panorama
Von der Eröffnung Inkwell Black über das dramatische The Artist bis hin zu den instrumentalen Zwischenspielen wie Second Press oder Hawthorn White entfaltet sich ein Werk, das fließend ineinander übergeht. Die Band verbindet klassische Prog-Strukturen mit modernen, erzählerischen Elementen und erschafft so ein durchgehendes Klangbild, das sowohl cineastisch als auch intim wirkt.

Der Sound bewegt sich zwischen den orchestralen Weiten von Genesis, den melodischen Nuancen von Marillion und der erzählerischen Tiefe eines Porcupine Tree. Dabei verlieren Big Big Train nie ihre eigene Handschrift – warme Harmonien, komplexe Arrangements und eine unverkennbare britische Melancholie. Besonders die Übergänge zwischen den Songs sind meisterhaft gestaltet und erzeugen das Gefühl, einem Film ohne Bilder zu lauschen.

Themen, die unter die Haut gehen
Im Zentrum steht der fiktive Künstler, dessen Schaffen zu einer Obsession wird. Er kämpft mit seiner Muse, verliert sich in der eigenen Vision und steht schließlich am Rand des Wahnsinns. Doch Woodcut ist kein düsteres Album – es ist ein Werk über Leidenschaft und die Frage, was Kunst uns abverlangt.

Songs wie The Lie of the Land und Chimaera greifen diesen Konflikt in eindrucksvollen musikalischen Bildern auf, während Light Without Heat und Counting Stars den emotionalen Kern bilden – die Sehnsucht nach Schönheit, die immer einen Preis hat. Das abschließende Last Stand bringt das Album zu einem bittersüßen Ende: leise, reflektiert, aber voller Hoffnung.

Tracklist
  1. Inkwell Black – 0:57
  2. The Artist – 7:16
  3. The Lie Of The Land – 2:55
  4. The Sharpest Blade – 4:16
  5. Albion Press – 5:47
  6. Arcadia – 5:46
  7. Second Press – 0:37
  8. Warp And Weft – 3:45
  9. Chimaera – 5:37
  10. Dead Point – 5:29
  11. Light Without Heat – 3:22
  12. Dreams In Black And White – 2:34
  13. Cut And Run – 6:18
  14. Hawthorn White – 1:54
  15. Counting Stars – 5:40
  16. Last Stand – 3:35


Woodcut ist ein faszinierendes Werk, das sich Zeit nimmt und Tiefe verlangt. Es ist ein Album für ruhige Nächte, in denen man zuhört und die Gedanken wandern lässt. Big Big Train verbinden hier Virtuosität mit Emotion, Konzeptkunst mit Menschlichkeit – und schaffen damit eine eindrucksvolle Balance zwischen Intellekt und Gefühl.

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