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The Woman in Cabin 10 Review

Ein klassisches Whodunnit in schimmernder Luxusverpackung


20.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
The Woman in Cabin 10 Review Bild The Woman in Cabin 10 Review Screenshot The Woman in Cabin 10 Review Foto

The Woman in Cabin 10“ gehört zu diesen Netflix -Thrillern, die auf den ersten Blick alles richtig machen: eine spannende Vorlage, eine hochkarätige Hauptdarstellerin, ein begrenztes Setting auf engstem Raum – und ein vertrautes Rätsel, das sofort neugierig macht.

Keira Knightley spielt die Journalistin Laura Blacklock, die nach einem traumatischen Überfall zu einer exklusiven Pressereise auf einer millionenschweren Luxusyacht eingeladen wird. Es ist ein Trip, der eigentlich ihre Karriere wieder auf Kurs bringen soll. Doch eine einzige Nacht reicht, um alles kippen zu lassen: Ein Schrei. Ein dumpfer Schlag. Eine Frau, die scheinbar über Bord geht. Und niemand – wirklich niemand – glaubt Laura, dass diese Frau überhaupt existiert hat.

Das Setup ist klassisch, aber effektiv. Die ersten 30 bis 40 Minuten gehören zu den stärksten des Films. Die Atmosphäre baut sich langsam auf, Knightley gelingt eine verletzliche, aber kämpferische Figur, und die Kamera fängt die norwegischen Fjorde in kühlen, fast unheimlich ruhigen Bildern ein. Man spürt sofort: Irgendetwas stimmt hier nicht. Und genau das trägt den Film – zumindest am Anfang.

Wenn Luxus kippt: Misstrauen, Macht und ein Hauch Hitchcock
Der Film orientiert sich sichtbar an Klassikern wie The Lady Vanishes – nicht zufällig, denn die Grundidee ist ähnlich: Eine Frau verschwindet, niemand glaubt der Zeugin, und auf engstem Raum entsteht ein bedrohliches Spiel aus Lügen und Macht.

Die Yacht wirkt dabei fast wie ein eigener Charakter. Jeder Raum ist steril, glänzend, kontrolliert – und zugleich beklemmend. Die Gäste sind reich, einflussreich und durchweg undurchsichtig. Einige benehmen sich offen herablassend, andere bleiben auf unangenehme Weise freundlich. Das Misstrauen wächst im selben Tempo wie Lauras Verzweiflung.

Knightley trägt diese Entwicklung glaubwürdig. Sie zeigt Panik ohne Übertreibung, Paranoia ohne Hysterie. Dadurch bleibt die Spannung lange intakt – sogar dann, wenn einige Nebenfiguren etwas zu sehr nach Klischee wirken: der charmant-unheimliche Milliardär, die überdrehte Society-Frau, der mysteriöse Ex-Lover.

Starker Mittelteil, schwaches Finale
Leider kann der Film die Qualität seines Mittelteils nicht in den Schluss retten. Die letzten 30 Minuten fallen merklich ab – und das sagen nicht ohne Grund viele Zuschauer. Plötzlich geht alles sehr schnell, sehr konstruiert und wenig glaubwürdig.

Es wirkt, als hätten die Drehbuchautorinnen und Regisseur Simon Stone Angst gehabt, die Spannung subtil zu halten. Stattdessen wird der Film actionreicher, lauter und gleichzeitig unglaubwürdiger.

Das größte Problem:
Die Auflösung wirkt nicht verdient. Es gibt zu viele Zufälle, zu viele hastige Entscheidungen, zu viele Wendungen, die ohne echte Vorbereitung kommen. Das ist schade, denn die Vorlage hätte ein deutlich eleganteres Ende hergegeben.

Knightleys Leistung rettet dennoch viel. Sie bleibt bis zur letzten Einstellung überzeugend – und sorgt dafür, dass man emotional am Ball bleibt, auch wenn die Story ausfranst.

Ein Thriller, der „gut genug“ ist – aber kein neuer Genre-Hit
The Woman in Cabin 10“ ist kein Desaster, aber auch kein großer Wurf. Der Film lebt fast ausschließlich von Knightley, der stimmungsvollen Inszenierung und dem funktionierenden Mystery-Kern.

Doch er scheitert daran, seine eigene Spannung sauber zu Ende zu führen.
Für ein Netflix -Publikum, das einfach einen soliden Thriller für den Abend sucht, funktioniert der Film. Für Fans der Buchvorlage oder für Mystery-Liebhaber, die echte Raffinesse erwarten, bleibt er eher „okay“ als „beeindruckend“.

Trotzdem: Als kurze, 90-minütige Flucht in eine kalte, glitzernde Welt voller Lügen macht er Spaß – solange man seine Erwartungen etwas drosselt.

„The Woman in Cabin 10“ beginnt stark, stimmungsvoll und mit einer hervorragenden Keira Knightley, die den Film mühelos trägt. Das Mysterium ist spannend genug, um durch die erste Stunde zu tragen, doch der letzte Akt fällt spürbar hinter die Erwartungen zurück. Der Thriller wirkt am Ende gehetzt und verliert sich in überzogenen Wendungen, die dem schönen Aufbau nicht gerecht werden. Trotzdem bleibt ein solider, gut spielbarer Abendthriller, der durch seine Hauptdarstellerin und die elegante Inszenierung klar über Durchschnitt landet.

Punktewertung

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