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Replaced by Robots – The Experiment Review

Eine klangvolle Wundertüte zwischen Retro-Glam und Nerd-Melancholie


2025-04-06  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Foto: Replaced By Robots - photo by Sara Wade. Mehr zum Thema Transparenz.

Mit ihrem Mini-Album The Experiment betreten Replaced by Robots die Bühne mit einem Auftritt, der so bunt, verschroben und charmant ist wie ihre Videos. Die fünf Songs dieser Debüt-EP sind ein Trip durch die Musikgeschichte: von Glam über Synthpop bis hin zu Surf-Rock, psychedelischem Indie und der leicht anarchischen Energie einer obskuren Radiosendung aus den 90ern. Klingt wild? Ist es auch – aber auf eine seltsam liebenswerte Art.

Eine Band aus dem Baukasten der Popgeschichte
Replaced by Robots bestehen aus Goolkasian, Heather Joy Morgan und Adam Wade, allesamt keine Unbekannten in der Indie- und Alternative-Szene. Sie bringen ihre Einflüsse hörbar mit: The Velvet Underground, The Cars, Pixies, Blur, The Cure – alles schwingt irgendwie mit, ohne dass man das Gefühl bekommt, einem simplen Aufguss zu lauschen. Stattdessen: ein bewusst zusammengebastelter Stilmix, der nicht immer ganz rund wirkt, aber gerade durch seine Unvollkommenheit fasziniert.

Das eröffnende „The Laboratory“ ist ein instrumentales Warm-up mit Surf-Vibes und skurrilen Vocal-Effekten, das wie ein Soundtrack zu einer Retro-Wissenschaftsshow klingt. Danach folgt mit „All The Lonely Nights“ der wohl eingängigste Track des Albums: treibend, poppig, mit dreistimmigem Refrain und genug Pathos, um auf einem 80er-Mixtape zu bestehen.

Liebe, Wahnsinn und kaputte Geisterbretter
Die Single „Are We Falling in Love or Am I Just Losing My Mind“ bringt den Titel auf den Punkt: Hier geht es um die Unsicherheit moderner Beziehungen, übersetzt in ein verspieltes Klangbild mit einer Prise T-Rex und einem Hauch Buzzcocks. Die schräge Energie dieser Nummer ist ansteckend, auch wenn sie nur knapp über zwei Minuten dauert.

„The Air of Uncertainty“ ist ein 36-sekündiges Interlude – mehr Idee als Song, atmosphärisch, aber etwas belanglos. Dafür überrascht der Abschluss „Since You Broke My Ouija Board“ mit einem Mix aus Wehmut und Wahnsinn. Der Song erzählt eine seltsame Liebesgeschichte rund um ein zerstörtes Geisterbrett – ein bisschen albern, ein bisschen traurig, sehr ungewöhnlich. Genau wie das ganze Projekt.

Mehr Stil als Substanz – aber sympathisch
Was The Experiment definitiv nicht ist: ein perfekt produziertes Indie-Masterpiece. Die Tracks schwanken in ihrer Produktionsqualität, wirken bewusst lo-fi, manchmal etwas zu unfertig. Doch genau das scheint Konzept zu sein. Die Band hat hörbar Spaß daran, Konventionen zu ignorieren und Sounds so zu verdrehen, dass man nie ganz weiß, wohin der Song als Nächstes geht.

Mit nur fünf Songs bleibt wenig Raum für echte Tiefe, aber dafür jede Menge Platz für Kreativität. Besonders Heather Joy Morgan bringt eine künstlerische Note ein, die man nicht nur hört, sondern auch in den wunderbar abgedrehten Videos sieht. Visuell wie akustisch ist das hier eher Kunstprojekt als klassische EP.

Tracklist
  1. The Laboratory
  2. All The Lonely Nights
  3. Are We Falling In Love Or Am I Just Losing My Mind?
  4. The Air of Uncertainty
  5. Since You Broke My Ouija Board


The Experiment ist ein verspieltes, manchmal etwas holpriges, aber nie langweiliges Debüt. Replaced by Robots zeigen, dass sie keine Lust auf musikalischen Einheitsbrei haben und lieber ihre ganz eigene Sprache sprechen – voller Ironie, Nostalgie und popkultureller Referenzen. Nicht jeder Song zündet sofort, manche bleiben zu flüchtig. Doch wer Lust auf etwas Anderes hat, findet hier genau das: ein kleines, eigenwilliges Kunstwerk mit Herz und Haltung. Keine Revolution – aber ein herrlich schräger Außenseiter mit Charme.

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