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One Step After Fall (Switch) Review

Wenn das Spiel mehr fühlen will, als es zeigen kann


2025-10-28  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
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One Step After Fall versucht, ein stilles, nachdenkliches Erlebnis zu bieten – ein emotionaler Spaziergang durch die Bruchstücke eines zerfallenen Lebens. Es gehört zum Genre der Walking-Simulatoren und erzählt die Geschichte eines Autors, der nach Erfolg und Verlust mit sich selbst und seinen Erinnerungen ringt. Dabei möchte das Spiel ernste Themen wie Depression, Suizidgedanken und Lebenskrisen in den Mittelpunkt stellen. Doch was ambitioniert klingt, bleibt in der Umsetzung häufig an der Oberfläche hängen.

In Steves Fußstapfen
Du übernimmst die Rolle von Steve Robinson, einem einst gefeierten Schriftsteller, dessen Leben nach einem Bestseller auseinandergebrochen ist. Der Einstieg ins Spiel ist direkt – ohne Menü, ohne Tutorial, einfach du, Steve und ein scheinbar ruhiger Wald. Dieser dient als Bühne für eine innere Reise, bei der du Briefe, Fotos und Notizen findest, die dich an Schlüsselmomente seines Lebens erinnern sollen.

Die Idee, durch das Entdecken von Erinnerungsfragmenten ein Bild von Steves Absturz zu zeichnen, funktioniert in Ansätzen – doch die emotionale Tiefe bleibt leider aus. Zu oft wirkt die Inszenierung unbeholfen, zu nüchtern ist die englische Vertonung, zu steif die Präsentation. Was berühren könnte, rauscht vorbei. Besonders schade: Die Themen sind da – aber sie treffen nicht wirklich ins Herz.

Gameplay: Laufen, Lesen, Suchen
Das Gameplay ist bewusst reduziert – was bei einem Walking-Simulator nicht verwundert. Du bewegst dich durch eine begrenzte Spielwelt, suchst Briefe, findest Schlüssel und gelegentlich optionale Gegenstände wie kleine Zombie-Figuren. Besonders originell: Je nachdem, was du findest (oder eben nicht), kann sich das Ende verändern. Zwei verschiedene Ausgänge stehen zur Verfügung – zumindest theoretisch.

Denn: Wer die Briefe nicht in exakt der vorgesehenen Reihenfolge aufliest, kommt nicht weiter. Weitere Briefe spawnen dann nicht, was zu langen Irrwegen führt. Und selbst wer alles richtig macht, kann auf der Switch-Version an einem hartnäckigen Bug scheitern – einige Schlüssel erscheinen schlicht nicht. Das zerstört den Spielfluss und raubt dem Spiel seine eh schon fragile Struktur.

Technik mit Tücken
Optisch macht das Spiel auf der Switch einen soliden Eindruck. Einige Umgebungen sind detailreich, Blumen und kleine Objekte sorgen für eine gewisse Lebendigkeit. Aber viele Texturen wirken matschig, Objekte ploppen spät ins Bild und Effekte wie brennende Vogelscheuchen sind zwar auffällig, aber technisch unsauber. Besonders ärgerlich: Das Spiel verlangt dir einiges ab, obwohl es technisch simpel gestrickt ist. Die Lichtverhältnisse wirken oft unstimmig und überbelichtet, was gerade in der ohnehin melancholischen Atmosphäre störend auffällt.

Die Musik hingegen überzeugt: Ruhige Klavierklänge und sphärische Sounds begleiten dich angenehm durch das Spiel. Leider hilft das nicht darüber hinweg, dass die Sprachausgabe des Protagonisten oft leblos wirkt – gerade in einem Spiel, das so sehr auf Emotionen setzt, ein klarer Fehlgriff.

Ein Thema, das mehr verdient hätte
One Step After Fall will viel – vielleicht zu viel. Es will traurig sein, poetisch, bedeutungsvoll. Doch in der Umsetzung fehlt es an Fingerspitzengefühl, Tiefe und technischer Zuverlässigkeit. Das Spiel kratzt an der Oberfläche einer ernsten Geschichte, verliert sich aber in Designfehlern und technischen Schwächen. Und das ist frustrierend – gerade weil man merkt, dass hier Herzblut im Spiel war.

Dabei wäre die Grundidee stark genug gewesen: Der Blick in eine zerrissene Seele, verpackt in ein ruhiges, entschleunigtes Gameplay. Doch dafür braucht es mehr als Briefe, die nicht erscheinen, und Monologe, die ins Leere laufen.

One Step After Fall ist ein ambitionierter, aber handwerklich schwacher Versuch, große Themen wie Verlust, Depression und Lebenssinn spielerisch zu behandeln. Die Atmosphäre stimmt in Teilen, und die Idee einer inneren Reise durch Erinnerungen hätte funktionieren können. Doch mangelhafte Technik, eine schwache Erzählweise und störende Bugs rauben dem Spiel die Wirkung. Wer neugierig ist und ein Faible für experimentelle Indie-Titel hat, kann mal reinschauen – aber auf der Switch ist Vorsicht geboten.

Punktewertung

Gameplay
53
Grafik
63
Sound
63
Steuerung
58

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