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Magrunner: Dark Pulse Review


2013-09-15  Spielemagazin  6 Likes  0 Kommentare 
Das 2007 erschienene "Portal" und das 4 Jahre später folgende "Portal 2" haben Maßstäbe im Bereich der Adventure- und Puzzlespiele gesetzt und können wohl mit gutem Gewissen zu den innovativsten Titel der letzten Jahre gezählt werden. 2 Jahre nachdem uns GLaDOS aus den Einrichtungen des Aperture Science Enrichment Centers verbannt hat, können wir uns nun erneut auf Denksport freuen - in Portal 3. Nun ja, nicht ganz, aber fast! Warum "Magrunner: Dark Pulse" stark an "Portal" erinnert und ob das Ganze nur als fehlgeschlagener Versuch sich am Erfolgskonzept von "Portal" ernähren zu wollen oder tatsächlich als existenzberechtigter und wertvoller Denksport-Titel einen Platz in eurem Spieleregal verdient hat, erfahrt ihr nun - und was hat H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos damit zu tun?

Magrunner: Dark Pulse ist ein Action-Adventure für den PC, in dem ihr aus der First-Person Sicht knifflige Rätsel rund um das Thema Magnetismus lösen müsst.

Hintergrund: Ein gewissener Kram Gruckezber (*hust*) hat ein soziales Netzwerk geschaffen, das sogenannte LifeNET, dem sich die Menschheit ab 2035 komplett unterworfen hat. Die Welt hat seine Privatsphäre für Sicherheit geopfert. So kontrovers dieser Story-Ansatz klingt, so unwichtig ist er im Spiel. Wir spielen den Waisen Dax C. Ward, der - wie zu erwarten in einem futuristischen Computerspiel - ein technisches Genie ist. Denn im Jahre 2043, brauchen wir neue Technologien um das LiefeNET am Leben erhalten zu können. Gruckezber, selbstverständlich steinreich, heuerte tausende Wissenschaftler an um eine neue Energiequelle zu entdecken. Das Resultat deren Arbeit war die sogenannte Magtech, die Magnet-Technologie. Um die Möglichkeiten dieser neuen Technologie zu erforschen und zu testen, wurden 7 sogenannte Magrunner erkoren, die - natürlich per Live-Stream im Internet verfolgbar - diverse Testkammern mit Hilfe der Magtech durchqueren. Selbstverständlich sind wir als Dax auch einer dieser Magrunner.

Hier verschenkt "Magrunner: Dark Pulse" bereits erstes Potenzial. Die von uns eben erläuterte Handlung wird am Beginn des Spiels innerhalb von 5 Minuten erklärt und lediglich als Aufhänger genutzt um Dax in die Testanlage verfrachten zu können. Hätte man ein paar mehr Gedanken an dieses gar nicht mal so abwegiges Bild unserer Zukunft verschwendet, hätte man eine interessante Gesellschaft projizieren können die als Gegenpol zum eingeschlossenen Dax einen roten Faden hätte ziehen können. So haben wir nur einen undurchdachten Aufhänger den man - wie in "Portal" - auch getrost hätte weglassen können.

Bevor wir zum nächsten Story-Element voranschreiten, möchten wir zwei weitere Sachen erwähnen. Zum einen stammt das Spiel von Frogwares, die auch die Sherlock Holmes Adventure Spiele gemacht haben, zum anderen wurde das Spiel komplett per Crowd-funding finanziert. Damit die Masse spendet braucht man aber auch gute Argumente warum das Spiel denn großartig wird und wenn man dann mit Worten wie "Portal" um sich schmeißen kann ist man natürlich ganz weit vorne. Frogwares (nennen sich jetzt 3AM Games) haben aber noch ein weiteres Argument gefunden um Spender anzulocken. Cthulhu. Wer den Cthulhu-Mythos von H.P. Lovecraft nicht kennt sollte sich schämen und sofort die Kurzgeschichte "Der Ruf des Cthulhu" lesen, aber hier trotzdem eine kurze Erklärung: Der Cthulhu-Mythos basiert auf der Annahme, dass es wundersame Kreaturen im Weltall gibt, die wir, aufgrund unseres begrenzten Wissens, nicht kennen. Die Menschen, die dann tatsächlich einmal Cthulhu gesehen haben, haben sich zum Cthulhu-Kult zusammen geschlossen und beten Cthulhu an. Klingt etwas wirr, aber wir wüssten auch nicht wirklich, wie wir durch die Welt gehen würde nachdem neben uns ein Drache mit Tentakeln im Gesicht aus dem Wasser hervorbrach.

Um den Bogen zu schließen: Frogwares hat in den Sherlock Holmes Adventure-Spielen den Charakter des Sherlock Holmes sehr gut und nah an dessen literarischen Vorbild präsentiert, weswegen ich mich eigentlich an die Umsetzung von Cthulhu gefreut hatte, in der Annahme, dass Frogwares das glaubhaft umsetzen kann.

Wir möchten an dieser Stelle nicht zu viel von der Geschichte preisgeben, aber wir können verraten, dass "Magrunner: Dark Pulse" Cthulhu keinerlei Ehre erweist. Irgendwann taucht Cthulhu halt auf, teleportiert euch im Weltall herum und hetzt Monster auf euch. Da hatte das Original weitaus mehr Tiefe. Magrunner verschenkt schon wieder Potenzial, schon wieder in der Story.

Nachdem wir nun die Story auseinander genommen haben, kümmern wir uns jetzt um das Gameplay. Es geht um Magnetismus. In jeder Testkammer finden wir verschiedene Gegenstände vor, die wir laden können. Jeder kennt das aus dem Physik Unterricht, +Pol und -Pol, rot und grün - unterschiedliche Pole ziehen sich an, gleiche Pole stoßen sich ab. "Magrunner: Dark Pulse" macht es genau andersherum. Dort ziehen sich gleiche Pole an, und verschiedene Pole stoßen sich ab. Somit ist es nämlich möglich, dass sich mehr als 2 Gegenstände zur gleichen Zeit gegenseitig anziehen können. Das ist zwar sehr gut umgesetzt, hat uns aber anfänglich doch etwas verwirrt. So gibt es also Klötze, Plattformen und später auch Roboter, die wir laden können und so per magnetischer Gesetze bewegen können um diverse Rätsel zu lösen.

Ob uns am Ende des Tages ein Spiel Spaß macht oder nicht, hängt natürlich mehr vom Gameplay als von der Story ab und erfreulicherweise funktionieren die Magnetismus-Rätsel auch viel besser als die Story. Die Rätsel-Mechanik ist erfrischend neu und sehr gut umgesetzt, der Schwierigkeitsgrad ist an manchen Stellen zwar fordernd, aber nicht frustrierend und die Abstände mit denen neue Spielelemente eingeführt werden sind auch genial. Kurz bevor ein Spielelement an Reiz verliert wird ein neues eingeführt und interagiert wunderbar mit alten Elementen um neue Rätsel zu schaffen. Meist besteht ein Rätsel nur daraus zu erkennen, wie man ein neues Spielelement auf ein altes Spielelement anwenden muss, um ein komplett neuen Gebrauch der Elemente zu erhalten.

"Magrunner: Dark Pulse" schafft es die Fehler, die viele andere Adventure-Spiele machen, zu vermeiden. Wenn man ein komplett neues Spielprinzip entwickelt, dann muss man diesem Prinzip immer neue Elemente und neue Verwendungen geben, damit das Prinzip auch nie langweilig wird. Magrunner: Dark Pulse meistert diese Herausforderung - meistens. Zum Ende des Spieles scheitert das System minimal, denn anstatt neue Elemente einzuführen werden die Level nur vergößert und verkompliziert und ab und zu hat man das Gefühl, dass 10 Testkammern zu einer verrührt wurden. Daher fällt leider zu Ende hin die Motivation ein wenig, aber das ist auch Meckern auf hohem Niveau. Wenn man ein Spiel, das Portal wirklich sehr ähnlich ist, erschafft, dann wird man auch zwangsweise mit Portal verglichen. Das Spielprinzip funktioniert wirklich sehr gut, nur macht Portal das teilweise besser, was "Magrunner: Dark Pulse" nicht zu einem schlechten Spiel macht.

Wer über die negativen Aspekte des Spiels wegsehen kann und gerne mal wieder ein gutes Puzzle- und Denkspiel möchte, der bekommt mit Magrunner: Dark Pulse wirklich ein ordentliches Spiel geliefert.

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   Titel Magrunner: Dark Pulse [PC]
   Genre
   Release 2013-06-21
   Systeme Windows 7
   Publisher Koch Media GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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