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Kreator - Krushers Of The World Review

Thrash-Titanen im Spätwerk


13.12.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Kreator - Krushers Of The World Review Bild Kreator - Krushers Of The World Review Screenshot Kreator - Krushers Of The World Review Foto

Kreator gehören zu den wenigen Metal-Bands, bei denen man sich auf eines verlassen kann: Sie ruhen sich niemals aus. Was als Teenagerprojekt im Ruhrpott begann, ist heute ein globales Aushängeschild für kompromisslosen Thrash Metal – und Krushers Of The World führt diese Geschichte mit beeindruckender Konsequenz fort. Das Album erscheint nach einem Jahr, in dem die Band sowohl filmisch als auch literarisch präsent war. Doch jetzt übernehmen wieder die Riffs, jetzt sprechen wieder die Drums, jetzt regiert der Zorn.

Der Opener „Seven Serpents“ macht sofort klar, dass Kreator nichts verlernt haben. Im Gegenteil: Die Band spielt wie entfesselt, roh, bissig und mit einer Attacke, die fast an ihre frühen Chaosjahre erinnert – allerdings mit der Präzision und Schärfe einer Band, die genau weiß, wie ihr Sound im Jahr 2026 klingen muss. Mille Petrozza rotzt die Vocals mit dieser unnachahmlichen Mischung aus Wut, Erfahrung und melodischem Instinkt. Es ist ein Einsteiger, der das ganze Album tonal vorgibt: dunkel, energiegeladen und absolut kompromisslos.

Eine Band, die ihre Wurzeln ehrt und gleichzeitig weiterzieht
Was Krushers Of The World so stark macht, ist die Art, wie Kreator ihre Trademark-Elemente aktualisieren. Die Härte ist da, der Speed ist da, die melodischen Leads sind da – und doch wirkt nichts wie Routine. Die Songs sind klar strukturiert, voller Details und mit einer Energie versehen, die man von einer Band erwarten würde, die gerade erst ihr Debüt veröffentlicht hat.

„Satanic Anarchy“ brilliert mit einem Refrain, der sich sofort festbeißt, während Ventor die Double-Bass mit einer Leichtigkeit im Nacken trägt, die man nach über vier Jahrzehnten Bandgeschichte kaum erwarten würde. Auch Frédéric Leclercq sorgt für eine neue Dynamik: Sein Bassspiel ist präsenter, wuchtiger und verleiht den groovigeren Momenten zusätzliche Tiefe.

Majestätische Härte und überraschende Vielfalt
Der Titeltrack „Krushers Of The World“ zeigt Kreator von ihrer hymnischen Seite. Der Groove ist massiv, das Riff wirkt wie ein langsam rollender Panzer, und Mile Petrozza nutzt die etwas gedrosselte Geschwindigkeit, um mehr Dynamik in die Vocals zu bringen. Ein Song, der sicher auf zukünftigen Setlists einen festen Platz findet.

Besonders interessant ist „Tränenpalast“, ein Stück, das Petrozzas Vorliebe für Horrorfilme kanalisiert. Mit düsteren Melodien, einer fast schon unheimlichen Atmosphäre und einem Gastbeitrag von Britta Görtz bekommt der Song eine Tiefe, die man so nicht erwartet hätte. Er gehört zu den stärksten Momenten des Albums und zeigt die Fähigkeit der Band, Thrash mit modernen Extrem-Metal-Elementen zu verschmelzen.

Mit „Barbarian“ und „Deathscream“ ziehen Kreator das Tempo wieder gnadenlos an. Rasende Riffs, symphonische Einwürfe, beißende Vocals – hier wird alles abgefackelt, was sich in den Weg stellt. Die Balance zwischen Wut und technischer Finesse ist beeindruckend. „Psychotic Imperator“ wiederum offenbart einen cineastischen Anstrich, inklusive apokalyptischer Chorpassagen und einem unfassbar kraftvollen Finale.

Ein Blick auf das Artwork – alte Symbole, neue Ambitionen
Das Cover-Artwork verdient besondere Erwähnung. Zbigniew Bielak transformiert klassische Kreator-Ikonographie in ein modernes, detailliertes Szenario voller okkulter Symbolik. Fans werden Elemente aus vergangenen Albumära sofort erkennen – doch das Design wirkt weder nostalgisch noch rückwärtsgewandt. Es ist ein visueller Spiegel dessen, was Kreator auf Krushers Of The World musikalisch leisten: eine Verbindung aus Vergangenheit, Gegenwart und dem Drang, immer weiter nach vorne zu gehen.

Diese ikonische Darstellung unterstreicht das Selbstverständnis der Band – stolz, reflektiert und dennoch rastlos.

Ein spätes Meisterwerk im Thrash-Kanon
Was Krushers Of The World so besonders macht, ist sein Selbstbewusstsein. Kreator klingen nicht wie eine Band, die ihre Identität sucht. Sie klingen wie eine Band, die genau weiß, wer sie ist – und dennoch jede Möglichkeit nutzt, um sich weiterzuentwickeln. Die Produktion von Jens Bogren ist wuchtig, klar und zugleich aggressiv. Jeder Ton sitzt, jede Melodie wird bewusst platziert, jeder Ausbruch wirkt gezielt.

Das Album ist keine Nostalgie, aber auch kein radikaler Bruch. Es ist eine Weiterentwicklung, ein Reifeschritt, ein Statement.

  1. Seven Serpents
  2. Satanic Anarchy
  3. Krushers Of The World
  4. Tränenpalast
  5. Barbarian
  6. Blood Of Our Blood
  7. Combatants
  8. Psychotic Imperator
  9. Deathscream
  10. Loyal To The Grave


Krushers Of The World zeigt Kreator im Spätwerk-Modus – aber nicht im Sinne von altersmüde, sondern im Sinne von souverän, konzentriert und unerschütterlich entschlossen. Die Songs sind druckvoll, abwechslungsreich und rhythmisch komplex, ohne die aggressive Essenz zu verlieren. Die Band blickt auf ihre Geschichte, erkennt ihre Stärken – und nutzt sie, um neue Kapitel zu schreiben. Kreator liefern ein Album ab, das Fans begeistert, Kritiker überzeugt und die Position der Band als eine der wichtigsten Thrash-Institutionen der Welt erneut festzurrt.

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