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Heiße Hölle Korea Review


2010-09-22  Tonio Gas  11 Likes  0 Kommentare 
Lange habe ich nach Worten für diesen Film gesucht, und nun fasse ich mich für meine Verhältnisse ungewöhnlich kurz. Mir fehlen einfach die Worte, weil dieser Film irgendwie zu durchschnittlich, aber auch zu solide ist. Man kann weder groß herummäkeln noch in überschwängliches Lob verfallen. Er ist einfach okay. Für jemanden, der kraftvolles Krawumm in packender Inszenierung schätzt, ist er sogar ziemlich gut. Für 1952 passiert ungeheuer viel, der Material- und Menschenlebenverschleiß ist in jeder Hinsicht beachtlich, es gibt Explosionen, MG-Feuer, Schlachten, in für die Zeit ungewöhnlich direkt-brutalen Einstellungen sogar Deutlichkeiten wie einen lebendig vom Flammenwerfer gerösteten Soldaten. Regisseur Tay Garnett ist genau der versierte Routinier, der er auch bei wenigen beachteten Kinofilmen wie "The Postman Always Rings Twice" (1946) und später hauptsächlich beim Fernsehen war. Robert Mitchum mit seinem üblichen ausdrucksstarken Understatement kann auch schwächere Rollen noch veredeln. Ann Blyth ist, nun ja, okay.

Ann Blyth! Wie hatte sie sich mit 15 als unglaublich durchtriebene Bitch in "Mildred Pierce" (1945) zu Recht mit einem Schlag eine Oscar-Nominierung und Starruhm erspielt! Als junge Erwachsene ist sie, wie gesagt, okay - und gerade wenn man an ihre wahrhaft furiose und abgründige Leistung in "Mildred Pierce" denkt, zeigt sich in "Heiße Hölle Korea" umso schmerzlicher, was an seiner soliden Mittelmäßigkeit so schade ist. Ann Blyth spielt hierin nämlich die treusorgende UN-Mitarbeiterin, die sich unversehens als Mutter Courage in schwieriger Lage sieht. Das ist allemal ehrenwert, und auch gute Rollen können so interessant wie böse sein. Bei dieser hier kann man jedoch nur über den Verlust der dunklen Seiten klagen, die sie eben in "Mildred Pierce" reichlich hatte. Und nicht jede Mutter Courage hat die Klasse einer "Mrs. Miniver" (1942, Regie: William Wyler), diesem außergewöhnlichen Kriegsfilm von der Englischen Heimatfront, in dem Rolle wie Darstellerin (Greer Garson) außergewöhnlich waren. Ann Blyth hingegen ist einfach nur gut, am Ende darf sie treu und brav auf den geliebten Mann warten, den es voller Patriotismus schon wieder in die nächste Schlacht zieht, obwohl er sich eigentlich schon genug Meriten erworben hat und das nicht mehr tun müsste. Gerade dieses Ende bestätigt nicht nur überdeutlich Geschlechterrollen, sondern auch die propagandistische Absicht, die ein William Wyler einfach viel kreativer verpacken konnte. "Heiße Hölle Korea" bemüht sich durchaus, nicht nur das Geballer zu zeigen, sondern auch, wie es dazu kam. Hierbei ist schon vorstellbar, dass versucht wurde, Waffen in Babykörbchen zusammen mit den Babys in ein Flüchtlingslager zu schmuggeln, wie in einer besonders perversen (das ist keine Kritik!) Szene zu sehen ist. Aber es ist allzu durchsichtig, dass diese Dinge nur einem Zweck dienen: Gut, dass Uncle Sam eingreift (siehe auch die Schilderung der Schlussszene oben).

Immerhin, man wird nicht schlecht unterhalten und möchte am Ende sogar sein Halbwissen über diesen Krieg aufpolieren, weil einen das Gefühl beschleicht, dass man diesem Film nicht ganz trauen kann - so offenkundig sind doch seine Mittel und ist seine genannte Aussage. Das macht ihn immerhin einigermaßen ungefährlich. Als Unterhaltungsactionfilm ist er brauchbar, das sind 60 von 100 Punkten wert. Leider geht sein Bemühen um Authentizität (bei gleichzeitig erkennbarer Intention) gelegentlich allzu weit - nicht nur die Actionszenen sind ellenlang, sondern auch die Erörterungen über das strategische Vorgehen bei denselben sind ungewohnt detailreich. Immerhin ist Garnett zugute zu halten, dass das ganze Fachgesimpel so in die Tat umgesetzt wird, dass auch Grundwehrdienstleistende wie ich (oder auch Zivis) die angestellten Überlegungen nachvollziehen können. Mir persönlich ist Kriegsstrategie für einen erzählenden Film ein etwas zu technisches Thema, für mich ist Film eher emotional und/oder psychologisch. Dass beispielsweise die durchaus sehr detailliert geschilderten Napoleonischen Feldzüge für mehrere Menschen eine existenzielle Erfahrung sind, die weit über eine propagandistische Sinnfindung hinausgehen, zeigt die "Krieg und Frieden"-Adaption von King Vidor (1956) herausragend. Aber jeder erwartet etwas anderes von einem Film. Meine Vergleiche von "Heiße Hölle Korea" mit anderen Werken der Filmkunst mögen für manchen Leser ein Vergleich von Äpfeln und Birnen sein. Die 60 Punkte erscheinen mir dennoch gerechtfertigt, weil der überdeutliche Propagandacharakter und die simplen Charakterisierungen bei gleichzeitig solider Machart nicht wegzudiskutieren sind.

Kriegspropaganda mit Schmackes und guten Darstellern, aber etwas eindimensionalen Rollen und Aussagen. Die DVD-Qualität ist solide, aber nicht überragend, der Originalton ist vorhanden.

Punktewertung

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   Titel Heisse Hölle Korea (Vergessene Kriegsfilme Vol. 4)
   Genre
   Release 2010-06-04
   Systeme
   Publisher Intergroove Movies
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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