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Conjurer - Unself Review

Kompromisslos ehrlich


2025-10-26  Captain  1 Likes  0 Kommentare 
Conjurer - Unself Review Bild Conjurer - Unself Review Screenshot Conjurer - Unself Review Foto
Foto: Matthieu Gill. Mehr zum Thema Transparenz.

Mit Unself schlagen Conjurer ein neues Kapitel auf – nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich. Das britische Quartett, bekannt für seine wuchtige Mischung aus Sludge, Doom und Post-Metal, öffnet sich auf seinem dritten Album stärker als je zuvor. Herausgekommen ist ein Werk, das zwischen musikalischer Härte und emotionaler Verletzlichkeit oszilliert – roh, fordernd, intensiv.

Ein Klangbild zwischen Dissonanz und Zerbrechlichkeit
Die neun Tracks sind ein musikalisches Minenfeld: Kaum hat man sich an eine Stimmung gewöhnt, zerbricht sie im nächsten Moment. Clean-Gesang weicht markerschütternden Screams, fragile Gitarrenakkorde kippen in verzerrte Riffwände. Doch statt reiner Kakophonie erwartet Dich ein durchdachtes Wechselspiel – mal klaustrophobisch eng, mal wohltuend offen. Besonders Songs wie All Apart oder Let Us Live zeigen, wie gekonnt Conjurer Gegensätze in sich vereinen.

Inhaltlich geht das Album tief. Sänger Dani Nightingale verarbeitet nicht nur persönliche Entwicklungen rund um eine Autismusdiagnose und ein non-binäres Coming-Out, sondern bettet diese Themen in größere gesellschaftliche Fragen ein. Let Us Live etwa beginnt mit einer Rede der spanischen Transaktivistin Carla Antonelli – ein kraftvolles Statement in einem musikalischen Kosmos, der sonst oft unpolitisch bleibt.

Ritual der Dekonstruktion
Conjurer verzichten weitgehend auf klassische Songstrukturen. Stattdessen herrscht kontrolliertes Chaos: Doom, Black, Sludge und Post-Metal werden nicht einfach gemischt, sondern neu gedacht. Das Album ist keine einfache Kost, sondern ein Ritual der Dekonstruktion – musikalisch wie emotional. Besonders eindrücklich: das doppelte Auftreten von This World Is Not My Home, das das Album wie eine Schleife umrahmt.

Unself verlangt Dir einiges ab – doch genau das macht seine Stärke aus. Es ist ein Album, das unbequem sein will und muss, weil es von echten Krisen, echten Entwicklungen und echter Nähe erzählt. Für Hörer, die Musik als Spiegel der inneren Zerrissenheit verstehen, ist dieses Album ein Geschenk. Conjurer klingen hier nicht nur erwachsener, sondern auch menschlicher. Und das ist ein verdammt großer Schritt.

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