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Brighton Rock Review


2011-09-24  FrauGrobitz  14 Likes  0 Kommentare 

Brighton Rock ist eigentlich ein Remake. Ein Remake und eine Adaption - aber dann doch wieder nicht. Der Roman von Graham Green aus dem Jahre 1938 ist ein Klassiker. 1947 verfilmte John Boulting den Stoff erfolgreich mit Richard Attenborough in der Hauptrolle. Nun hat sich Regisseur und Drehbuchautor Rowan Joffe, der bereits die Drehbücher zu "28 Days later" und "The American" geschrieben hat, an den Stoff gewagt und ihn dabei in einen völlig anderen Kontext gesetzt.

England gestern und heute

Obwohl Roman und auch die erste Verfilmung in den 30er Jahren spielen, hat sich Joffe für das Jahr 1964 entschieden. Für Brighton, die kleine Küstenstadt im Süden Englands war dies ein besonderes Jahr. Rocker und Mods, zwei unterschiedliche Jugendkulturen der 60er, trafen in gewalttätigen Straßenschlachten aufeinander. Perspektivlosigkeit führte zu Aggressivität, die Jugendlichen Englands gingen auf die Straße. All das erinnert nur allzu sehr an die Ausschreitungen aus dem August 2011. Doch auch wenn der Film ein Jahr später entstanden wäre, hätte es für einen Kommentar zur aktuellen Lage kaum gereicht. Die Gewalttätigkeit, die in der Luft liegt, benutzt Joffe als Stimmungsträger und geht bis auf eine Szene nicht weiter darauf ein.

Ein moderner Film-Noir

Die Handlung spielt in der Unterwelt von Brighton. Zwei verfeindete Banden von Kleinkriminellen kämpfen um ihr Revier und gleich zu Beginn wird einer der Anführer ermordet. Pinkie Brown, noch sehr jung und ein kleines Licht in der Gruppe, geht das sehr nah, weil der Anführer ihm Mentor und Vaterersatz war. Er beschließt, den Mord zu rächen und sich dabei auch gleich an die Spitze der Gruppe hoch zu arbeiten. Bei seinem Plan geht jedoch eines schief: Rose, eine junge, scheue Kellnerin aus dem örtlichen Teehaus, bekommt zwar den Mord selbst nicht mit, ist aber Zeugin der vorangehenden Entführung. Und wie der Zufall es will, kommt sie auch noch in den Besitz eines Fotos, das Pinkie überführen könnte.

Die Handlung nimmt ab da nun einen Verlauf, den man in üblichen Kriminal-Genreverfilmungen nicht erwartet. Immer paranoider versucht Pinkie, die Bande auf seine Seite zu bringen und gleichzeitig mit der Gegenseite zu verhandeln. Anstatt Rose zu bedrohen, beschließt Pinkie, sie zu verführen und zu heiraten (auch das aus taktischen Gründen, denn zu der Zeit müssen Frauen vor Gericht nicht gegen ihre Ehemänner aussagen). Doch grade hier schwächelt der Film etwas, denn Joffe öffnet zu viele Handlungstränge, ohne sie auch wieder zu schließen. Geht es nun um Pinkie und seine Entwicklung zum Soziopathen? Ist dies eine Liebesgeschichte? Eine Charakterstudie von Rose? Und auch wenn Helen Mirren als ermittelnde Teehausbesitzerin hervorragend spielt - ist es auch noch eine Detektivgeschichte?

Und noch eines kann man dem Film nicht ganz abgewinnen: Hauptdarsteller Sam Riley, der als Ian Curtis in "Control" fantastisch war, ist hier zwar gut, hat aber Probleme einen perspektivlosen Teenager darzustellen. Und das ist noch nicht mal seine Schuld - immerhin ist Riley schon über 30. Man nimmt es ihm häufig einfach nicht ab.

Landschaft, Mad Men und wunderbares Set-Design

Trotzdem lohnt sich Brighton Rock aufgrund der Schönheit der Bilder. Joffe hat hier wirklich einen neuen Film Noir geschaffen, der von der Stimmung lebt und besonders die raue Natur, die die Figuren umgibt, sehenswert darstellt. Wenn Pinkie und Rose an der Felsküste stehen, wird auch dem Zuschauer schwindelig. Dadurch, dass die Handlung in den 60ern spielt, wirken selbst die schäbigsten Sets stylisch - so als könnte Don Draper jeden Moment durch die Türe spazieren und Pinkie zu einem Drink einladen.

Ob die bemerkenswerte Optik den fehlenden Tiefgang der Figuren wettmacht, muss jeder selbst entscheiden. Die DVD ist seit dem 08. September erhältlich.


Moderner Film Noir, der besonders visuell punktet, aber bei den Charakteren den nötigen Tiefgang vermissen lässt

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   Titel Brighton Rock
   Genre
   Release 2011-09-08
   Systeme
   Publisher STUDIOCANAL
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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