Musik » Reviews

Bodenski - Auto! Review


2012-04-01  DasStampa  6 Likes  0 Kommentare 
Nehmt euch bitte einen Stuhl oder setzt euch auf den Boden, steht, wenn ihr stehen wollt oder meinetwegen hängt euch an den Kleiderhaken. Was ihr auch tut, wie ihr euch auch entscheidet, kommt ihr nicht drumherum, eine kleine philosophische Reise hier und jetzt zu unternehmen. Auto! Was bedeutet dies anzüglich wort, was löst es in einem Menschen aus? Zur Bedeutung helfen und die alten Griechen einmal mehr weiter, denn "auto" meint die Vorsilbe "selbst".

Wenn wir dies einmal näher betrachten, stellt der geneigte Beobachter mit etwaiger Verwunderung fest, dass sich hinter dem Auto ein Ausrufungszeichen befindet, welches, wir erinnern uns kurz an den Deutschunterricht der Grundschule zurück, Wichtiges symbolisieren und unterstreichen soll. Selbst! Sei du selbst? Mach es selbst? Was möchte uns Bodenski mit seinem musikalischem Solo-Debüt sagen? Nun, eine Antwort auf diese Frage werden wir wohl an dieser Stelle nicht bekommen, wohl aber eine Rezension des Subway To Sally- Texters. 10 Songs hat der Musiker auf sein aktuelles Album gebannt. Ob wir aufgrund dieser Tatsache gespannt sein dürfen oder dieses Werk aber verbannt werden sollte, lest ihr hier.

Poetische Philosophie lyrischen Ausmaßes
Das Eröffnungsstück heißt "Dürre", ein wunderschönes, halbmelancholisches Lied über Trennung, Trennungsschmerz und den daraus resultierenden Konsequenzen wie Einsamkeit, auf sich selbst gestellt sein und dergleichen. Weiter geht es mit "Lisa Katrina", ruhig und gemütlich, und wieder einmal voller Wortgewalt. Als ich kaum 18 war, wohnte ich noch bei Mutti, absolvierte brav meine erste Ausbildung und lebte mein Leben wie wahrscheinlich viele weitere kaum 18-Jährige auf dieser Welt. Bodenski ging aus dem Haus und berichtet von all den Ängsten, die mit dieser relativ frühen Abnabelung zusammenhängen, von Verlust und der "wahren" Wahrnehmung dieses Prozesses. Genial!

Nach so viel Melancholie wird es Zeit für einige fröhliche Klänge. "In die Dunkelheit" introduktiert sich mit Vibraphon und ob des eher düsteren Songtitels vermag dieses Lied fürwahr Fröhlichkeit erwecken, was nicht zuletzt an der flotten Spielweise der Musiker liegt. Ich denke, dass es nicht vermessen ist, Bodenski textlich mit Nick Cave zu vergleichen. Dies sah der Musiker wohl ähnlich und übertrug mit "Wo wilde Rosen blühen" den Klassiker von Nick Cave schlechthin ins Deutsche. Als Duettpartnerin stand ihm hierbei nicht Kylie Minogue, sondern seine Ehefrau zur Seite.

"Nach Hause" ist eine Hommage an die Freiheit, gekoppelt mit dem Ziel, irgendwann irgendwo ein Zuhause zu haben, Sicherheit, ein Refugium für die Sinne. Dinge, die den Nutzen der eigentlichen Daseinsberechtigung nicht mehr entsprechen, widmet Bedenski in übertragenem Sinne das Lied "Meine Liebe". Wesentlich entspannter geht es zunächst mit "Versprechen" weiter, eines der schönsten Liebeslieder welches je meinen Gehörgang erreichten. Das Leben ist viel zu kurz, als dass man es nur mit "sinnvollen" Dingen füllt. Dies besingt Michael Boden in seinem vorletzten Stück "Ab und zu". Fünfe auch mal gerade sein lassen, einfach mal loslassen... Ab und zu eben... Wie auch im wahren Leben verabschiedet sich Bodenski mit "Leb wohl!", einer Huldigung an das Leben.

Dieses Album hat Tragik, Komik, Melancholie, Hoffnung, es strotzt aber vor allen Dingen vor Leben... So, wie das Leben nunmal ist: Lebendig!

Lyrisches, atmosphärisches, leider viel zu kurzes Werk wertvoller Kleinkunst.

Punktewertung

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.
   Titel Auto!
   Genre
   Release 2012-03-16
   Systeme
   Publisher Subway to Sally (Universal)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
Werbung

Metallica

Jetzt bestellen!
Paypal Trinkgeld