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Todesgrüße aus Shanghai Review

Fist of Fury - Bruce Lees Wut wird zur Legende


06.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Nach dem Erfolg von Die Todesfaust des Cheng Li kehrte Bruce Lee 1972 mit Todesgrüße aus Shanghai zurück – stärker, ernster, politischer. Der Film, im Original Jing Wu Men betitelt, gilt als einer der prägendsten Martial-Arts-Filme aller Zeiten. Er ist nicht nur ein Meilenstein für das Genre, sondern auch ein kulturelles Statement über Identität, Unterdrückung und Widerstand.

Eine Stadt zwischen Ehre und Erniedrigung
Shanghai, Anfang des 20. Jahrhunderts: China steht unter fremder Besatzung, die Stadt ist ein Pulverfass zwischen Kulturen. Als Chen Zhen (Bruce Lee) in seine Heimat zurückkehrt, findet er seinen Meister tot vor. Offiziell war es ein Herzversagen – doch schnell wird klar: Es war Mord. Dahinter steckt eine japanische Kampfkunstschule, deren Schüler die Chinesen offen beleidigen und unterdrücken.

Als Chen die Wahrheit erkennt, bricht er das Tabu der Zurückhaltung. Seine Wut wird zur Waffe – und er stellt sich allein gegen ein ganzes System aus Arroganz, Rassismus und Gewalt.

Bruce Lee in seiner wohl kraftvollsten Rolle
Fist of Fury ist Bruce Lees emotionalster Film. Er spielt keinen makellosen Helden, sondern einen Mann, der Rache über Vernunft stellt. Lees Chen Zhen ist getrieben, verzweifelt, stolz – ein Symbol für ein Volk, das sich nicht länger unterdrücken lassen will. Zwischen ruhigen Momenten mit seiner Verlobten und gnadenlosen Kämpfen entfaltet sich ein Drama über Würde und Selbstbehauptung.

Besonders eindrucksvoll: die Szene, in der Chen allein in die japanische Schule marschiert, um die Ehre seines Meisters zu verteidigen. Ohne Effekthascherei, ohne Musik, nur Lee, seine Fäuste und eine Kamera, die jede Bewegung atmen lässt. Hier wird Kampfkunst zu Ausdruck, Wut zu Poesie.

Rassismus, Stolz und Revolution – ein Film mit Haltung
Inmitten seiner spektakulären Fights erzählt Todesgrüße aus Shanghai von einem realen historischen Schmerz: der Erniedrigung Chinas durch ausländische Mächte. Die berühmte Szene mit dem Schild „Kein Zutritt für Hunde und Chinesen“ wurde zur Metapher für ein ganzes Zeitalter. Lees Faust, die das Schild zerschmettert, war nicht nur Film, sondern Manifest – ein Symbol für Selbstrespekt und den Bruch mit kolonialer Unterwerfung.

Das Drehbuch nutzt diese Botschaft geschickt: Es ist nicht nur ein Racheplot, sondern ein Aufschrei. Selbst wenn die Darstellung der Japaner heute überzeichnet wirkt, bleibt die Grundidee universell – es geht um Würde, Gerechtigkeit und den Mut, aufzustehen.

Kampfkunst als Ausdruck von Emotion
Nie zuvor war Bruce Lees Choreografie so intensiv. Die Kämpfe sind hart, schnell, klar strukturiert – ohne Tricks, ohne unnötige Schnitte. Besonders berühmt ist der erste Einsatz der Nunchakus, die hier zu Lees Markenzeichen wurden. Seine Körperbeherrschung ist atemberaubend, jede Bewegung erzählt eine Geschichte von Wut, Kontrolle und Schmerz.

Regisseur Lo Wei lässt Lee viel Freiheit und Raum, um seine Philosophie sichtbar zu machen: Kampf als Spiegel des Geistes. Dabei verzichtet der Film auf übertriebene Musik oder Pathos – die Energie entsteht allein aus Lees Präsenz.

Ein düsterer Klassiker mit Nachhall
Todesgrüße aus Shanghai ist düsterer als andere Bruce-Lee-Filme. Der Held bleibt tragisch, sein Weg endet in einem Moment der Aufopferung. Doch genau das verleiht dem Werk seine Tiefe: Es geht nicht um Sieg, sondern um Haltung. Lees letzter Sprung am Ende des Films – eingefroren im Bild – wurde zu einer der ikonischsten Szenen der Filmgeschichte.

Auch filmisch markierte das Werk einen Wendepunkt: Es brachte das Martial-Arts-Kino aus der Nische ins Weltkino, inspirierte Regisseure von Quentin Tarantino bis zu den Wachowskis. Kill Bill, Matrix, Ip Man – sie alle tragen Spuren dieses Films.

Todesgrüße aus Shanghai ist ein Werk über Stolz, Identität und die Kraft des Widerstands. Bruce Lee war hier auf dem Höhepunkt seiner Ausdruckskraft: körperlich, emotional, philosophisch. Der Film ist roh, bewegend und unvergessen – ein Stück Filmgeschichte, das bis heute brennt wie eine Faust aus Feuer.

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