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Paranoia: Der Hinterhalt Review


2012-05-18  Jana  8 Likes  0 Kommentare 
Trevor Shane ist wahrscheinlich niemandem ein Begriff. Das macht aber auch nichts, denn mit "Paranoia: Der Hinterhalt" gibt er sein Schriftsteller-Debüt und bringt gleich den ersten Teil eines geplanten Dreiteilers auf den Markt. Ob es sich lohnt, das Buch zu lesen und ob man sich auf weitere zwei Teile freuen sollte?

Jeder könnte Dein Feind sein!
Joseph ist ein Killer. Aber es ist nicht böse, davon ist er überzeugt! Joe bekämpft das Böse! So wurde es ihm zumindest beigebracht. Er befindet sich nämlich mitten im Krieg. Ein Krieg, von dem Zivilisten nicht einmal wissen, dass es ihn gibt. Ein Krieg, bei dem man nie genau weiß, wer Freund, wer Feind und wer Unbeteiligter ist. Ein Krieg, bei dem niemand so genau weiß, worum es überhaupt geht. Aber es herrscht Krieg, soviel ist sicher. Beide Parteien haben Killer, beide Parteien haben Geheimdienste, die den Killern ihre Opfer zuteilen. Und die Mitglieder der gegnerischen Parteien müssen ausgelöscht werden, denn sonst trifft es eines Tages die eigenen Leute.

Schon in seiner Kindheit hat Joe viele Verwandte sterben sehen, viele wurden ermordet. Doch erst mit 16 Jahren wusste er, warum. Mit 16 Jahren werden Jugendliche, die in den Krieg hineingeboren worden sind, weil auch ihre Eltern schon hinein geboren wurden, aufgeklärt. Ihnen wird erklärt, dass ihre Eltern, Geschwister, Großeltern von der anderen, bösen Seite getötet worden sind. Ihnen wird erklärt, dass sie ab ihrem 18. Lebensjahr an diesem Krieg beteiligt sind, ob sie wollen oder nicht. Ob sie sich dafür entscheiden, ebenfalls Killer zu werden, einer Schreibtischarbeit für den Geheimdienst nachgehen oder für Nachkommen sorgen: Sie stehen auf der Abschußliste ihrer Feinde und sind nicht mehr unantastbar. Denn das waren sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr. In diesem Krieg gibt es nämlich Regeln, nicht viele, aber es gibt sie: Erstens: Töte niemals einen Zivilisten, auch nicht unabsichtlich, Unfälle gibt es nicht. Zweitens: Töte niemanden unter 18 Jahren. Drittens: Bekomme keine Kinder bevor Du 18 Jahre alt bist.

Joe hatte sich damals als Jugendlicher für die Laufbahn des Killers entschieden. Seitdem hat er keinen festen Wohnsitz mehr, zieht durch's Land und tötet den Feind. Seine Anweisungen bekommt er per Telefon, er wird in "sicheren Häusern" untergebracht, führt seinen Job aus und zieht dann weiter zum nächsten Auftrag. Er hat kaum Kontakt zu anderen, trifft nur ab und zu auf seinen Jugendfreund Jared, der ebenfalls als Soldat (so nennt man diejenigen, die die Morde ausführen) arbeitet. Doch irgendwann beginnt Joe zu zweifeln. Daran zu zweifeln, ob er wirklich auf der guten Seite steht, ob er wirklich all diese Menschen umbringen muss, Väter und Mütter.

Dann trifft er in Montreal auf Maria. Eine junge Studentin, die ihm völlig den Kopf verdreht. Er verliebt sich in sie, bekommt sie einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und dann läuft in derselben Stadt auch noch ein Auftrag völlig schief, er wird aus Montreal abgezogen, muss Maria zurück lassen. Doch er kann sie einfach nicht vergessen! Zum Glück darf er zurück kehren, um seinen vermasselten Auftrag zu ende zu bringen. Doch dann gerät sein Leben völlig außer Kontrolle...

Gelungenes Debüt
Das Buch ist in einer Art Briefform geschrieben. Joe selber schreibt seine Geschichte auf und richtet sich dabei an Maria, erzählt ihr, wie seine Zweifel an seiner Arbeit begonnen haben, wie er sich gefühlt hat, als er sie kennen gelernt hat und wie schrecklich der Job dann für ihn wurde. Und diese Schreibweise ist richtig gut gelungen! Nicht nur, weil die Ich-Perspektive oftmals Gefühle sehr gut vermitteln kann, sondern weil so das Ganze wirklich Sinn ergibt: Joe möchte Maria alles mitteilen und durch die persönliche Anrede fühlt man sich selbst als Leser viel mehr in die Geschichte eingeschlossen. Dadurch ist dem Leser Joe auch teilweise richtig sympathisch, teilweise aber auch wieder nicht. Manchmal kommt er als richtiger Kämpfer herüber, scheint sehr männlich zu sein, im nächsten Moment mag man sich aber auch mal denken "Man, was für ein Weichei!". So richtig warm wird man mit Joe nicht, aber das ist gar nicht weiter schlimm, das Interesse an seiner Geschichte bleibt bestehen und man möchte mehr erfahren.

Das "mehr erfahren wollen" ist aber auch ein kleines Problem in diesem Thriller: Denn so wirklich viel erfährt man nicht über den Hintergrund der ganzen Geschichte. Die Mitglieder beider gegnerischen Parteien stammen aus den verschiedensten ethischen Klassen, haben keine gemeinsame Religion. Warum also sind die einen auf der einen, die einen auf der anderen Seite des Krieges? Wie schaffen es die Geheimdienste, diverse (teilweise sehr wichtige) Identitäten heraus zu finden, wenn es die eigenen Leute nicht schaffen? Was ist der Grund für diesen Krieg, wer ist denn nun gut und wer böse? Warum darf man sich mit 18 Jahren für eine Laufbahn entscheiden, wenn Joe nicht vom Killer zum Schreibtischjob wechseln darf? Es bleiben leider viel zu viele Fragen unbeantwortet. Natürlich ist es gut möglich, dass man in den folgenden zwei Bänden Antworten bekommt, aber ein paar grundlegende Dinge hätte man einfach zu Beginn schon erklärt bekommen und bei einigen Dingen findet man einfach keine logische Schlussfolgerung.

Das ist schade, denn das nimmt der ganzen Story die Glaubwürdigkeit und man kann sich nicht zu hundert Prozent in die Geschichte hinein versetzen, weil man viel zu viel über diese Dinge, die man nicht nachvollziehen kann und die man gerne erklärt hätte, nachdenkt. Und auch die Idee "Gut gegen Böse" ist nicht wirklich neu und innovativ.

Desweiteren ist die Liebesgeschichte zwischen Joe und Maria natürlich wichtig, jedoch ist es ein wenig "too much" für einen Thriller. Thriller ist letztendlich nicht das richtige Wort, es handelt sich vielmehr um einen spannenden Roman. Spannend zwar nicht auf ganzer Linie, denn teilweise gibt es leider doch den einen oder anderen Leerlauf, aber spannend genug, um das Buch zu Ende zu lesen und sich auch auf das nächste Band zu freuen, wenn auch hauptsächlich in der Hoffnung, dort ein paar mehr Erklärungen zu finden.

"Paranoia: Der Hinterhalt" ist alles in Allem ein gut gelungenes Debüt, nicht perfekt, aber doch spannend und unterhaltsam

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   Titel Der Hinterhalt: Paranoia 1 - Thriller
   Genre
   Release
   Systeme
   Publisher Goldmann Verlag
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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