Spiele » Reviews

Lilly Looking Through Review


2013-10-31  Spielemagazin  11 Likes  0 Kommentare 
Adventure-Spiele gehören zu einem Genre, das voll von grauen und lediglich durchschnittlichen Titeln ist, die sich mit 08/15-Rätseln durchschlagen und den Spieler nur vor leichten Herausforderungen stellt - wenn überhaupt. Andere wiederum sind so schwer, dass sie Neulinge verschrecken und lediglich für Hardcore-Fans des Genre geeignet sind. Es ist also sehr schwer, die richtige Balance zu finden und dann das ganze noch mit einer hübschen Rahmenhandlung zu schmücken. Solche Titel sind rar gesäht und es ist immer erfrischend, wenn man auf ein Adventure trifft, dass diesen Balanceakt wie einen gemütlichen Spaziergang aussehen lässt. Lilly Looking Through gehört zu dieser Art von Games, denn das Spiel verknüpft spannende, aber niemals unfaire Rätsel mit einer Geschichte, die zwar auf den ersten Blick keinen Tiefgang hat, jedoch sich schnell trotz ihrer Einfachheit als packend herausstellt. Wir haben für euch getestet, wo genau die Stärken und Schwächen dieses Titels liegen.

"Lilly, Hilfe!"
Das Spiel beginnt damit, dass die Protagonistin - das kleine Mädchen Lilly, das geschätzt zwischen zehn und dreizehn Jahre alt ist - einen Frosch beobachtet und mit ihm Froschspringen spielen möchte. Dann wird jedoch vom Wind ein roter Schal angeweht, der der kleinen Lilly so gut gefällt, dass sie ihn haben möchte. Dumm nur, dass er sich in einem Baum auf einem Berg verfangen hat - doch das ist für unsere kleine Heldin natürlich kein Problem: Schnell springt sie zunächst in eine Mulde hinab um von dort aus in Richtung Berg zu klettern. Doch Schreck: Die Wände der Mulde sind zu hoch und Lilly sitzt fest. Glücklicherweise kommt ein kleiner Junge vorbei - höchstwahrscheinlich ihr jüngerer Bruder - der bei dem Versuch an eine Brille zu kommen, die ebenfalls herum hängt, ein Fass umwirft, woraufhin ein Teil davon in die Mulde fällt. Dieses Teil passt jedoch haargenau auf den kaputten Schubwagen, der in der Mulde herumgestanden hat, woraufhin Lilly ihn reparieren kann und diesen dann zur Mauer schiebt um von dort aus in Richtung Berg weiter zu klettern. Doch kurz bevor sie beim roten Schal angekommen ist, passiert das unvorstellbare: Eine neue Windböe trägt den Schal weg, der sich kurzerhand um den kleinen Jungen wickelt und diesen mit dem Wind wegträgt. Nur ein kleines "Lilly, Hilfe!" kann dieser noch herausbringen, bevor er verschwindet.

Nun macht sich die kleine aber toughe Lilly auf die Suche nach dem Jungen und muss dabei allerlei Abenteuer bestehen, Rätsel lösen und sich mit den unterschiedlichen Problemen herumschlagen. Dabei hilft zum Beispiel die Brille, die der kleine Junge zunächst gefunden, dann jedoch bei seiner "Entführung" verloren hat, denn wenn Lilly diese Brille aufsetzt, reist sie in die Vergangenheit und kann dort Dinge erledigen, die sich auf die Gegenwart auswirken. Dabei hilft das Zeitreisen, um die diversen Hindernisse zu überwinden. Einige sind dabei sehr einfach: Muss zum Beispiel in der Gegenwart eine Schlucht überwunden werden, die unüberwindbar erscheint, dann zieht Lilly die Brille auf und findet in der Vergangenheit eine Brücke, die über diese Schlucht führt, jedoch im Laufe der Jahre kaputt gegangen ist. Aber auch umgekehrt gibt es Vorteile zu finden: Stellt sich nämlich in der Vergangenheit eine Mauer in Lillys Weg, so ist diese möglicherweise in der Gegenwart schon so alt, dass sie Risse und Löcher hat, durch die sich Lilly zwängen kann. Das sind sehr einfache, aber durchaus effektive und interessante Rätsel, die mit der Zeit immer komplexer werden. So gibt es zum Beispiel eine unüberwindbare Schlucht, die weder in der Gegenwart, noch in der Vergangenheit mit einer Brücke bebaut worden ist. Doch natürlich gibt Lilly nicht auf und findet eine Eichel, die sie in der Vergangenheit auf die andere Seite der Schlucht wirft, woraufhin in der Gegenwart ein großer Baum entsteht, dessen Äste über den Abgrund hinweg ragen.

Kleine Lilly in der großen, weiten Welt
Die Rätsel in Lilly Looking Through sind dabei grundsätzlich logisch aufgebaut und perfekt in die Umgebung eingeflochten. Die grafische Leistung ist wirklich hervorragend und untermauert die charmante Story rund um die kleine sympathische Lilly. Auch die Soundkulisse ist absolut genial, obwohl es keine großen Erzählungen oder bombastischen Musikstücke gibt. Stattdessen gibt es ein leises Klavierstück im Hintergrund, das wohl am ehesten melancholisch und hilflos wirkt, was einfach super zur Geschichte passt: Ein kleines Mädchen, verloren in der großen Welt und mit dem unvorstellbaren Ziel ganz alleine den kleinen Jungen zu finden und zu retten. Auch gibt es kaum Sprachausgabe, lediglich ein kleines "ouch!" wenn ihr Lilly von einem Stein fallen lasst oder sie sonst auf ihren Hintern fällt. Das alles wirkt absolut passend und ist perfekt aufeinander abgestimmt und unterstreicht einfach die Atmosphäre, die im gesamten Spiel herrscht. Man ist ein wenig mitgenommen und möchte unbedingt der kleinen Protagonistin helfen, denn alleine wird sie es ganz bestimmt nicht schaffen. Dazu passend ist auch der Unterschied zwischen Gegenwart und Vergangenheit immer glasklar: Die Vergangenheit erstrahlt in bunten, beinahe grellen Farben, während die Gegenwart dunkel, traurig und trist wirkt.

Ein weiterer Pluspunkt des Spieles besteht darin, dass es in jedem Alter Spaß machen kann, was tatsächlich nur sehr selten bei Adventure-Spielen zu finden ist. Doch hier sind sowohl Geschichte, als auch Schwierigkeitsgrad der Rätsel so gewählt, dass sowohl Adventure-Profis, als auch absolute Neueinsteiger Spaß haben werden. Auch wenn man sich zu zweit oder mit noch mehr Freunden vor dem Bildschirm setzt und versucht, zusammen die Rätsel zu lösen, kann man sehr viel Spaß haben und stundenlang den Titel genießen.

Es gibt nicht viele Adventure-Spiele, die es schaffen, sowohl für junge genauso wie für ältere und erfahrene Fans des Genres eine Herausforderung zu bieten. Das schafft Lilly Looking Through problemlos und kann dazu noch mit einer einfachen, aber absolut mitreißenden Geschichte überzeugen, die über Stunden hinweg den Spieler fesselt. Wenn man Kritikpunkte finden möchte, dann muss man schon ordentlich suchen: Lediglich in manchen Abschnitten ist nicht wirklich klar, wohin genau man jetzt möchte, was dazu führt, dass man ein wenig herumprobiert und öfter mal auf die Hilfsfunktion zurückgreift, die jedoch lediglich Tipps gibt und niemals das komplette Rätsel verrät. Auch hätte man ruhig etwas mehr Spielzeit bieten können. Der Titel ist jedoch tatsächlich einer der besten Adventures der letzten Jahre und sollte bei keinem Fan fehlen. Absolute Kaufempfehlung!

Punktewertung

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.
   Titel Lilly Looking Through
   Genre
   Release
   Systeme Windows 98
   Publisher Headup Games
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
Werbung

Mario Kart

Jetzt bestellen!
Paypal Trinkgeld