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Die Todesfaust des Cheng Li Review

The Big Boss - Bruce Lees erster Triumph als Leinwand-Ikone


06.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Bruce Lee war nicht nur ein KampfkĂŒnstler, sondern ein PhĂ€nomen. Mit Die Todesfaust des Cheng Li (Originaltitel: Tang shan da xiong, international bekannt als The Big Boss) begann 1971 sein kometenhafter Aufstieg. Was als kleines Martial-Arts-Projekt in Hongkong startete, wurde zum Startschuss einer weltweiten Begeisterung – und legte den Grundstein fĂŒr den Mythos Bruce Lee.

Ein Versprechen, das alles verÀndert
Der Film erzĂ€hlt die Geschichte von Cheng Chao-an, einem jungen Chinesen, der nach Thailand reist, um in einer Eisfabrik zu arbeiten. Dort lebt er bei seinen Verwandten und versucht, sich an ein Versprechen zu halten: Er hat seiner Mutter geschworen, nie wieder zu kĂ€mpfen. Doch als seine Cousins unter mysteriösen UmstĂ€nden verschwinden, wird aus dem friedliebenden Arbeiter ein Mann, der seine ZurĂŒckhaltung verliert – und das mit einer Kraft und PrĂ€zision, wie sie das Kino bis dahin kaum gesehen hatte.

Diese Grundidee – die ZurĂŒckhaltung vor der Gewalt, gefolgt von der unaufhaltsamen Explosion derselben – sorgt fĂŒr enorme Spannung. Regisseur Lo Wei versteht es, die Energie seines Stars aufzubauen, bis sie sich in furiosen Kampfszenen entlĂ€dt. Das erste Mal, als Cheng seinen Schwur bricht, ist pure GĂ€nsehaut – die Kamera fĂ€ngt jede Bewegung, jeden Schrei und jeden Schlag mit der Wucht eines Naturereignisses ein.

Ein raues StĂŒck Filmgeschichte
Die Todesfaust des Cheng Li ist weit entfernt von Hochglanzproduktionen. Das Bild ist körnig, die SchauplĂ€tze sind staubig, die Musik wirkt manchmal fast zufĂ€llig gewĂ€hlt. Doch genau das macht den Reiz aus. Der Film fĂŒhlt sich roh und ehrlich an – wie ein Dokument seiner Zeit. Er zeigt die harte RealitĂ€t der Arbeiter in Thailand, Korruption, Armut und Ausbeutung, verpackt in eine Rachegeschichte, die ihre Kraft aus Einfachheit zieht.

Bruce Lee selbst ist das unangefochtene Zentrum. Schon hier zeigt er jene PrÀsenz, die ihn unsterblich machen sollte. Seine Bewegungen wirken wie ein Tanz aus PrÀzision und Wut, seine Blicke sagen mehr als jede Dialogzeile. In Momenten der Ruhe vermittelt er Verletzlichkeit, doch sobald er kÀmpft, verwandelt er sich in eine Naturgewalt.

Die Entfesselung eines Superstars
Interessant ist, dass Bruce Lee im ersten Teil des Films kaum kĂ€mpft. Stattdessen lernt das Publikum den Menschen Cheng kennen – freundlich, unsicher, fast schĂŒchtern. Erst als die UnterdrĂŒckung und der Verrat ĂŒberhandnehmen, bricht der Sturm los. Diese dramaturgische Entscheidung – zunĂ€chst zu zögern, dann zu explodieren – war fĂŒr damalige Martial-Arts-Filme revolutionĂ€r.

Als Cheng schließlich loslegt, gibt es kein Halten mehr. Der Film steigert sich zu einer Kaskade aus Fausthieben, Tritten und Schweiß, die bis heute stilbildend wirkt. Besonders die KĂ€mpfe in der Eisfabrik sind legendĂ€r: ungeschnitten, roh und so intensiv, dass man fast den kalten Atem des Raumes spĂŒren kann.

Blut, Schweiß und Philosophie
Trotz aller BrutalitĂ€t schwingt in Lees Spiel immer eine innere Ruhe mit – eine Philosophie. Seine KĂ€mpfe sind keine reinen Gewaltexzesse, sondern Ausdruck von Kontrolle und Disziplin. Lee zeigte hier erstmals das, was er spĂ€ter als „Be Water“-Philosophie bekannt machte: Anpassung, Balance, Kraft ohne Aggression.

Inhaltlich bleibt der Film simpel – aber das ist nebensĂ€chlich. Die Faszination entsteht aus der physischen PrĂ€senz des Hauptdarstellers. Und auch wenn die Nebendarsteller teils hölzern wirken und der Schnitt nicht immer elegant ist, trĂ€gt Bruce Lee alles auf seinen Schultern.

Ein VermĂ€chtnis aus Schweiß und Schmerz
Die Todesfaust des Cheng Li war ein gewagter Schritt. Ein chinesischer Martial-Arts-Film in moderner Umgebung, blutig, hart, emotional. Er brach mit Konventionen und katapultierte Lee in den Olymp. Der Film war damals in Asien ein gigantischer Erfolg und wurde schnell auch im Westen zum Kult.

Heute wirkt er vielleicht naiv und technisch roh – aber genau darin liegt seine Kraft. Es ist ein Film, der spĂŒrbar lebt, der schwitzt, schreit, kĂ€mpft. Ein StĂŒck Kinogeschichte, das die DNA eines ganzen Genres neu schrieb.

Die Todesfaust des Cheng Li ist kein perfekter Film – aber er ist ein unverzichtbarer. Er zeigt den Beginn einer Ikone, die Mischung aus SpiritualitĂ€t, Kraft und Charisma, die Bruce Lee zum Vorbild ganzer Generationen machte. Die Story mag einfach sein, doch die Energie ist ungebrochen. Wer verstehen will, warum Bruce Lee bis heute Legende ist, beginnt hier.

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