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Bugonia Review

Surreal-Satire über Verschwörung und Macht


2025-10-26  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Der neue Film von Yorgos Lanthimos ist zugleich ein Albtraum und ein schwarzer Spiegel unserer Gegenwart: In Bugonia geraten Verschwörungstheorien, Wirtschafts-mächte und menschliche Existenzfragen in ein irrlichterndes Zusammenspiel. Die Geschichte: Zwei paranoide Imker glauben, dass eine mächtige Pharma-CEO eine außerirdische Invasorin ist – und entführen sie, um die Welt zu retten. Doch was folgt, ist weniger Thriller als ein beklemmender Tanz zwischen Wahnsinn und System.
Die Stilmittel: enorme Bildgewalt, bittere Komik, eine Ästhetik, die zugleich brutal und elegant wirkt.

Düstere Vorzeichen: Vom Summen der Bienen bis zur Gewalt der Idee
Schon früh überzeugt Bugonia mit einer Bildsprache, die merkwürdig vertraut und doch fremd wirkt: Während die Imker in verschlissenen Trainingsanzügen und mit Bienenstöcken hantieren, ritzt die CEO in ihrer sterilen Welt große Sätze über Diversität in Glaswänden. Lanthimos schafft eine Atmosphäre aus Unbehagen, die nie entschärft wird – das summende Ziehen der Bienen dringt ins Unterbewusstsein, die Verschwörungslogik wirkt so absurd wie logisch zugleich. Jeder Moment ist ein kleines Gefängnis der Gedanken: Die Imker liegen in Wachs-Kostümen, die Machtelite posiert in Markenanzügen – und die Schnittführung verbindet beide Welten mit der Präzision eines Skalpellblatts.

Spiel der Macht – von Opfer und Täter kaum zu unterscheiden
Die Hauptdarsteller liefern eine erstklassige Leistung: Emma Stone als Michelle Fuller, die CEO, präsentiert sich kühl, kontrolliert – und plötzlich machtvoll fragil. Jesse Plemons als Teddy hingegen zeigt einen Menschen, der vor seinen eigenen Ängsten kapituliert und zum Rächer wird. Ihre Interaktionen sind so geladen, weil das Verhältnis von Täter und Opfer permanent kippt: Wer hier bewältigt wen? Bald verliert sich die Grenze. Sprache wird Waffe, Bewegung Ritual, Verhör Vermischung von Obsession und Politik. Es ist ein Spiel mit verzerrten Spiegeln – und das wirkt, auch wenn es manchmal bewusst sperrig bleibt.

Genre-Sprengstoff trifft Stil-Choreografie
Bugonia bewegt sich zwischen Sci-Fi, Horror und schwarzer Komödie – ohne sich klar in ein Genre einzureihen, was gerade seine Kraft ausmacht. Der Stil bleibt präzise: Lanthimos nutzt minimalistische Räume, harte Kontraste, die Kamera agiert fast aggressiv ruhig. Visuell ist der Film ein Statement: vom grellen Licht in der Firmenzentrale bis zum tristen Bienenhaus-Ambiente. Doch stilvoll heißt nicht automatisch total zugänglich: Wer individuelles Erzählen erwartet, findet hier nicht den klassischen Pfad. Der Film fordert vielmehr, irritiert bewusst und lässt manche Türen verschlossen.

Das Finale – mutig, aber ungeklärt
Und hier liegt das kleine Manko: So konsequent und kraftvoll Bugonia in seinen ersten zwei Dritteln wirkt – das Ende wirkt etwas unentschieden. Ohne große Schluss-Explosion oder eindeutige Botschaft lässt der Film seine Figuren und die Handlung in einer Schwebe zurück. Kunstvoll? Ja. Für viele allerdings auch frustrierend. Wenn eine Geschichte so viel aufgebaut hat – biologisches Motiv, Gesellschaftskritik, Gewaltfantasie – dann verlangt das Gehirn spätestens beim Abspann einen Ruhepunkt. Dabei bleibt dieser mehr ein Fragezeichen als eine Antwort. Es ist ein offenes Finale, das den Zuschauer noch lange mitnimmt – aber nicht so sehr versöhnt.

Bugonia ist ein mutiges Werk, das sich nicht hinter Genre­rollen versteckt, sondern bewusst herausfordert. Es zeigt uns unsere Ängste, unsere Systeme, unser Selbstbild in verzerrter Form und nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Darsteller sind exzellent, die Inszenierung stark, doch das offene Ende hinterlässt ein Gefühl von „da fehlte noch etwas“. Wer bereit ist, sich auf Denken und Unbehagen einzulassen, bekommt ein Meisterstück der modernen Filmkunst – wer ein eindeutiges Ergebnis sucht, könnte sich halb zurückgelassen fühlen.

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