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A House of Dynamite Review

Hochspannungs-Nuklearthriller von Kathryn Bigelow


2025-10-26  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Kathryn Bigelow meldet sich mit einem Film zurück, der so intensiv ist, dass man unweigerlich den Atem anhält. A House of Dynamite ist kein klassischer Netflix -Thriller – es ist ein Kammerspiel auf globaler Bühne. Eine Fehlmeldung, eine Rakete, ein möglicher nuklearer Angriff auf die USA – und eine Handvoll Menschen, die in wenigen Minuten über das Schicksal von Millionen entscheiden müssen.

Ein Film, der dich von Anfang an packt
Der Einstieg ist meisterhaft: Alarmtöne, hektische Kommandos, nervöse Gesichter. Bigelow versteht es, Spannung aufzubauen, ohne gleich in Explosionen zu flüchten. Stattdessen zieht sie uns in eine beklemmende Atmosphäre, die fast dokumentarisch wirkt. Der Zuschauer sitzt quasi mit am Tisch, wenn Generäle, Berater und der Präsident abwägen, was als Nächstes passieren soll.

Schon die erste halbe Stunde ist ein Paradebeispiel für perfektes Timing. Jeder Schnitt, jeder Blick, jede Entscheidung hat Gewicht. Das Tempo ist hoch, die Anspannung greifbar. Es ist ein Film, der dich vergessen lässt zu blinzeln.

Drei Perspektiven, ein Schicksal
Bigelow spielt mit der Erzählform und teilt den Film in drei Akte – jeder aus einem anderen Blickwinkel erzählt. Mal siehst du das Geschehen durch die Augen des Militärs, mal durch die eines Regierungsberaters, schließlich aus Sicht des Präsidenten selbst. Diese Struktur sorgt anfangs für Spannung und Tiefe, lässt dich neue Facetten erkennen, dieselben Momente anders bewerten.

Doch im Laufe des Films verliert dieser Ansatz ein wenig an Dynamik. Wenn man dieselbe Szene zum dritten Mal erlebt – nur leicht verschoben – entsteht das Gefühl, dass die Handlung auf der Stelle tritt. Das Konzept ist interessant, aber nicht immer so scharf umgesetzt, wie man es sich wünschen würde. Die Idee, das Chaos multiperspektivisch zu erzählen, bleibt faszinierend, doch sie raubt der Geschichte am Ende etwas Schwung.

Ein Ensemble zwischen Verzweiflung und Pflichtgefühl
Schauspielerisch bewegt sich A House of Dynamite auf höchstem Niveau. Die Figuren der Netflix -Produktion wirken glaubwürdig, weil sie keine Übermenschen sind. Sie zweifeln, sie verzweifeln, sie klammern sich an private Gedanken, während draußen die Welt in Flammen zu stehen droht. Gerade diese menschlichen Momente – ein Blick, ein Zittern in der Stimme, ein Anruf bei der Familie – machen den Film so intensiv.

Die Kamera bleibt dicht dran, oft verwackelt, fast wie ein Live-Feed. Der Soundtrack tut sein Übriges: dumpfe, wummernde Töne unterstreichen das Unheil, das über allem schwebt. Das Ergebnis ist eine klaustrophobische Spannung, die kaum Luft zum Atmen lässt.

Das Ende, das nicht sein will
Doch so stark der Film beginnt, so seltsam wirkt das Ende. Ohne zu spoilern: Es gibt keinen klassischen Abschluss, keine Auflösung, kein sichtbares Ergebnis. Bigelow entscheidet sich bewusst dagegen, die Frage zu beantworten, ob die Katastrophe wirklich eintritt.

Natürlich kann man das als künstlerische Entscheidung respektieren – als Spiegel der Ungewissheit, die in einer solchen Situation herrschen würde. Trotzdem fühlt sich der Schluss nicht ganz stimmig an. Nach all der aufgebauten Spannung, nach all den Blicken in die Abgründe der Macht, hätte man sich ein emotional runderes Finale gewünscht. Das offene Ende wirkt weniger wie ein Gedankenspiel und mehr wie ein abgebrochener Satz.

Ein Film, der dich nach dem Abspann nicht loslässt
Trotz dieses Wermutstropfens bleibt A House of Dynamite ein beeindruckender, bedrückender und hochintelligenter Film. Er zeigt, wie fragil das Gleichgewicht unserer Welt ist – wie schnell rationale Entscheidungen zu irrationalem Chaos werden können. Und er zeigt, dass Heldenmut in einer nuklearen Krise nichts zählt, wenn die Menschlichkeit selbst ins Wanken gerät.

Bigelow inszeniert kein Spektakel, sondern einen psychologischen Ausnahmezustand. Und genau das macht den Film so stark. Die größte Explosion findet nicht draußen statt – sondern im Kopf des Zuschauers.

„A House of Dynamite“ ist ein intensiver, technisch brillanter Thriller über Angst, Verantwortung und die Zerbrechlichkeit menschlicher Kontrolle. Die drei Perspektiven geben der Handlung Tiefe, auch wenn sie sich zum Ende hin leicht verzetteln. Das offene Ende spaltet – künstlerisch interessant, emotional aber unbefriedigend. Trotzdem bleibt Bigelows Werk ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie spannungsvoll Kino sein kann, ohne laut zu werden.

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