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Until Dawn Review

Horror im Zeitschleifen-Schnee


2025-10-27  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Mit Until Dawn wagt sich Regisseur David F. Sandberg an eine der beliebtesten PlayStation-Marken überhaupt. Der 2015 erschienene Horrorklassiker galt als Paradebeispiel für interaktives Storytelling – eine Herausforderung, die im Kinoformat naturgemäß schwer zu wiederholen ist. Der Film versucht also gar nicht erst, das Spiel eins zu eins nachzuerzählen, sondern nutzt dessen Mythos als Sprungbrett für eine neue Geschichte. Das Ergebnis: ein unterhaltsamer, manchmal konfuser, aber definitiv blutiger Horrortrip.

Ein vertrauter Schauplatz – und doch ein anderes Spiel
Im Zentrum steht Clover (Ella Rubin), die ein Jahr nach dem Verschwinden ihrer Schwester in ein abgelegenes Tal zurückkehrt. Begleitet von einer Gruppe Freund:innen will sie Antworten finden – und stößt stattdessen auf ein unheimliches Zeitschleifen-Phänomen. Jede Nacht werden sie gejagt, sterben grausam, und wachen wieder am Anfang desselben Abends auf.

Dieses Konzept bringt frischen Wind in die Vorlage: Das Gefühl der Kontrolle, das Spieler einst am Gamepad hatten, weicht hier purer Hilflosigkeit. Die Spannung entsteht nicht durch Entscheidungen, sondern durch Wiederholung. Doch trotz der originellen Idee verliert der Film gelegentlich den Fokus – die Handlung stolpert zwischen Slasher, Geistergeschichte und Zeitreise-Mystery.

Blutig, laut – und handwerklich beeindruckend
Wenn Until Dawn funktioniert, dann als pures, kompromissloses Genrekino. Die Effekte sind erstaunlich aufwendig, viele Kills wurden praktisch umgesetzt und treffen mit wuchtiger Kreativität. Sandberg inszeniert mit Gespür für Tempo und Schockmomente – das Timing der Jumpscares sitzt, und der Tonfall pendelt geschickt zwischen Spannung und makabrem Spaß.

Gerade Fans klassischer Horrorfilme dürften die Mischung aus klaustrophobischer Atmosphäre, Zeitdruck und eskalierendem Wahnsinn genießen. Zwar wirkt die CGI stellenweise uneinheitlich, doch die praktische Maskenarbeit und die dichte Soundkulisse reißen das wieder heraus.

Neue Story statt Nostalgie – Fluch und Segen zugleich
Die größte Kontroverse: Der Film hat mit dem Videospiel kaum mehr als Namen, Wendigos und einen Psychiater gemeinsam. Viele Fans fühlten sich um ihre geliebten Charaktere und das ikonische Schneeszenario betrogen. Statt Berglandschaft und Teen-Drama gibt es hier ein eher generisches Wald-Setting und Figuren, die zwar funktionieren, aber nie wirklich nahbar sind.

Andererseits: Gerade dieser Abstand ermöglicht frische Ideen. Der Loop-Ansatz erinnert an Happy Death Day oder Edge of Tomorrow und verleiht dem Horror eine eigene Dynamik. Leider verschenkt das Drehbuch gegen Ende einige Chancen – plötzlich werden Handlungsstränge übersprungen, Erklärungen bleiben vage, und der finale Twist wirkt eher aufgesetzt als befriedigend.

Darstellerisch solide, aber ohne emotionale Wucht
Ella Rubin trägt den Film souverän, besonders in den späteren, psychologisch härteren Szenen. Sie verleiht Clover eine Mischung aus Wut, Trauer und Wahnsinn, die glaubwürdig wirkt. Michael Cimino und Odessa A’zion ergänzen das Ensemble mit Energie, doch viele Nebenrollen bleiben blass. Die Chemie innerhalb der Gruppe stimmt, aber Tiefe sucht man vergebens.

Auch Horror-Veteran Peter Stormare als mysteriöser Psychiater bleibt unterfordert – sein kurzer Auftritt dient eher als Fanservice. Insgesamt spürt man, dass das Ensemble mehr hätte leisten können, wäre das Drehbuch mutiger und fokussierter gewesen.

Ein solides Horror-Vergnügen mit Potenzial nach oben
Was bleibt, ist ein Film, der sich weder vor noch hinter seiner Vorlage verstecken muss – er will schlicht etwas anderes sein. Until Dawn ist kein Meisterwerk, aber auch keine Katastrophe: ein stylischer, atmosphärisch dichter Horrorfilm, der Spaß macht, wenn man sich von den Erwartungen an das Spiel löst. Wer einfach zwei Stunden Spannung, Blut und düstere Ideen sucht, bekommt genau das.

Until Dawn ist ein lautes, temporeiches und visuell starkes Stück Horrorunterhaltung. Fans des Originals werden über die vielen Änderungen die Stirn runzeln, Neulinge dagegen ein solides Grusel-Erlebnis finden. Es fehlt an emotionaler Tiefe und erzählerischer Klarheit, doch als Popcorn-Horror funktioniert der Film erstaunlich gut – und macht Lust auf eine mögliche Fortsetzung.

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