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Sausage Party Review

Eine animierte Küchenkomödie, die alles andere als kindgerecht ist


29.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Sausage Party Review Bild Sausage Party Review Screenshot Sausage Party Review Foto

Bei jedem Film hat man bestimmte Erwartungen. Vor allem, wenn der Film bunte, niedlich animierte Lebensmittel verspricht. Doch bei "Sausage Party" sollte man sich auf eine der bislang absurdesten und frechsten Irrfahrten der Filmgeschichte einlassen, die das Genre des Animationsfilms auf links dreht. Diese Produktion ist ganz sicher nichts für zarte Gemüter oder Kinder, sondern eine schonungslose, aber auch brillant durchdachte Parodie auf unsere Gesellschaft, religiöse Glaubenssysteme und nicht zuletzt die heile Welt von Pixar & Co.

Eine unheilige Allianz aus Food und Fäkalsprache
Im Herzen eines typischen amerikanischen Supermarkts herrscht die feste Überzeugung, dass die "Großen Draußen" ein paradiesischer Ort sind, zu dem die auserwählten Waren von den "Göttern" (den Menschen) mitgenommen werden. Der Hotdog Frank (stimmlich perfekt getroffen von Seth Rogen) träumt davon, endlich mit seinem Brötchen Brenda (Kristen Wiig) vereint zu werden und die Packung zu verlassen. Doch eine traumatische Erfahrung mit einem zurückgekehrten Joghurt lässt ihn an allem zweifeln. Gemeinsam mit einer bunten Truppe, darunter der arabische Lavash-Fladen Kareem und der schlecht gelaunte Whiskey, begibt er sich auf eine Reise, um die schockierende Wahrheit über ihre Existenz und ihr schreckliches Schicksal zu erfahren.

Eine schonungslose und intelligente Gesellschaftssatire
Auf den ersten Blick mag "Sausage Party" wie ein einziger anzüglicher Witz wirken, der sich an seiner eigenen Derbheit erfreut. Doch unter der Oberfläche aus sexuellen Anspielungen und Fäkalsprache verbirgt sich ein erstaunlich tiefgründiger und intelligenter Film. Die Regisseure Conrad Vernon und Greg Tiernan entlarven mit beißendem Spott die Mechanismen von Religion und Aberglauben. Der Supermarkt wird zum Mikrokosmos einer Gesellschaft, die in blindem Glauben an eine höhere Bestimmung verharrt und jeden Zweifler als Ketzer brandmarkt. Die Frage "Was, wenn wir uns alle geirrt haben?" wird hier mit einer existenziellen Wucht gestellt, die man in einer Komödie mit solch einer Plotüre nicht vermuten würde.

Animation trifft auf Apokalypse Now
Die technische Umsetzung ist bewusst gewählt. Der bunte, glatte und freundliche Animationsstil, der an klassische Familienfilme erinnert, steht in einem brutalen Kontrast zu den dargestellten Inhalten. Dieses Stilmittel ist genial, denn es unterstreicht die Satire und macht die Momente der blanken Horror- und Actiongewalt nur umso schockierender. Die finale Schlacht in der Gasse mit den tiefgefrorenen Lebensmitteln ist ein actionreiches Meisterwerk, das sich an den größten Kriegsfilmen der Geschichte abarbeitet. Es ist chaotisch, übertrieben und absolut unvergesslich. Die Stimmenriege, darunter Stars wie Jonah Hill, Edward Norton als zwanghafter Samariter-Bagel und Nick Kroll als widerlicher Twinkie-Douche, liefern durchweg großartige Leistungen, die ihren Charakteren eine unerwartete Tiefe verleihen.

"Sausage Party" ist ein mutiges, einzigartiges und unverschämt lustiges Experiment, das seinem Publikum alles abverlangt. Es ist kein Film für jeden, und die bewusst provokante und oftmals geschmacklose Machart wird sicherlich viele Zuschauer vor den Kopf stoßen. Doch wer sich auf diese irre Reise einlässt, wird mit einer der cleversten und pointiertesten Gesellschaftssatiren der letzten Jahre belohnt. Der Film entlarvt mit viel Herz und noch mehr Schweinerei die Absurditäten unseres Daseins und bleibt damit lange im Gedächtnis – ähnlich wie ein übler Nachgeschmack, über den man aber noch lange schmunzeln muss.

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