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Rote Rosen - Folgen 91-100 Review


2008-11-10  Uewkes  10 Likes  0 Kommentare 
Wie im Sturm eroberten vor nicht allzu langer Zeit die Telenovelas die Fernsehlandschaft Deutschlands. Telenovela, das hat was mit Television und Novellen zu tun, ist aber im Prinzip nur ein Modewort, das die hinreichend bekannte "Seifenoper" verdrängt - unterm Strich handelt es sich dabei um eine Serie der Marke "Die unendliche" oder zumindest "sehr lange" Geschichte - mehrere Hundert Episoden, ein Cast, der durch Abreise, Tod, Verschwinden und andere mysteriöse Faktoren immer wieder etwas durchmischt wird und ein griffiges Titellied nicht zu vergessen. Im Fall "Rote Rosen" dudelt der Song "This is my life" der deutschen Sängerin Joana Zimmer zum Anfang und zum Ende einer jeden Episode vor sich hin.

Schauplatz ist das malerische Lüneburg, über dessen Heide schon Roy Black nicht ohne Erfolg sang. Fachwerkstätten bzw. sogenannte Fachwerkhäuser, ein See voller Enten und immer wieder im Mittelpunkt des Geschehens: eine Gärtnerei, somit wäre auch schon ein Bezug zum Titel hergestellt, denn rote Rosen verlangt es immer wieder mal, wenn alte Liebschaften sich zwischen bestehende Beziehungen drängeln, Affären aufgedeckt werden oder ein alter Streit begraben werden muss.

Die Böse aus dem Bilderbuch
Aufgrund des vorliegenden Rezensionsmaterials ist es quasi unmöglich, einen Gesamtüberblick über "Rote Rosen" zu liefern, Folge 91-100 ist quasi mittendrin und schon längst Geschichte, mittlerweile ist die Telenovela bei 5 Staffeln und 800 Episoden à 50 Minuten angekommen - höchstwahrscheinlich trifft man nur noch einen geringen Anteil der hier gezeigten Besetzung an, es läuft ja oft darauf hinaus, dass geknüpfte Ehen zur Auswanderung führen, dass Menschen sich im Kloster, im Ausland selbst verwirklichen oder einfach nur - auch aufgrund von schauspielerischen Faktoren - von der Bildfläche verabschieden müssen.

Auch der Versuch, eine übersichtliche Mindmap, geschweige eine textliche Übersicht über das "Universum" der Serie zu erstellen dürfte mit reiner Fleißarbeit in einem schwarzen Blatt resultieren, jede Figur hat, und wenn es über 3 Ecken ist, etwas mit einer anderen Figur zu tun, die "Oma der Serie" ist gleichzeitig Schwiegermutter, "Eheberaterin" für eine Scheinehe, die nur für einen Aufenthalt in Deutschland fungiert, gleichzeitig Witwe und vieles mehr - Gärtnereibesitzerin Alice sieht sich mit der Diagnose Eierstockkrebs konfrontiert, sieht eine ganze Welt über sich zusammenbrechen und schaltet trotz gut zuredender und hilfsbereiter Freundin und ihrem viel jüngeren Freund Nick, dessen Vater wiederum Anwalt ist und auch seine Frau wegen Krebs verlor und somit das Netzwerk erheblich erweitert, erstmal auf stur und will ihren Traum, ihr Leben in Form der Gärtnerei aufgeben respektive verkaufen. Ein Parkhaus anstatt Blumen.

Aber auch die in der Überschrift erwähnte Böse darf nicht fehlen. Die Böse ist, wie kann es anders sein, schwarzhaarig, arg oberflächlich und nur auf Karriere, Karriere und nochmals Karriere aus. Stilecht wohnt sie mit ihrem Karrieremann in einem Loft und versucht alles menschenmögliche, um ihre Karriere voranzutreiben, seine Karriere voranzutreiben um sich gleichzeitig an seiner Seite - diamantenbehangen und neu eingekleidet versteht sich - zu präsentieren. Intrigant und egoistisch, Sarah Maria Besgen steht die Rolle der bösen "Hotelangestellten", die so viel mehr sein will, richtig gut zu Gesicht.

Reine Geschmackssache - oder etwa nicht?
Von vornherein kann ich sagen: die Zielgruppe bin nicht ich. Nicht im entferntesten, schon allein aus dem Grund, weil mein Vorzugsbereich in medialen Werken liegt, die ich nicht über Jahre hinweg konsumieren "muss", um nicht den Anschluss zu verpassen.

Rote Rosen bietet das, was man von einer "echten" Telenovela wohl erwarten kann, darf und sollte - der Versuch, so viele Aspekte des Lebens wie nur möglich in eine Fernsehumgebung zu stellen und dort mit hinreichend bekannten Thematiken für Unterhaltung zu sorgen.

Für Unterhaltung ist sogar - zugegeben - stellenweise gesorgt, vor allem bei den Auftritten von Johanna Jansen, einer rüstigen alten Dame mit einer weißen "Strähne" im gefärbt rotem Haar. Gespielt von Brigitte Antonius ist sie alles andere als auf den Mund gefallen, weiß nichts von der "Scheinehe", die ihre Enkelin Jule und der afrikanische Kodjo eingegangen sind, damit dieser in Deutschland verweilen kann. Auf der anderen Seite entdecken Jule und ihr Sandkastenfreund Hacki, seines Zeichens Langzeitstudent der später mit einer blaublütigen Überraschung aufwarten wird, dass die beiden sich doch irgendwie lieben, nur leider steht die Ehe schon und so erwischt Oma Jo die beiden "Fremdgänger" immer wieder mal und ist doch in diesem Punkt reichlich darum bemüht, das Eheleben der beiden zu retten - pfiffige Sprüche, ein markantes Lächeln zeichnen sie und ihre erfreulich netten Momente in der Serie aus.

Ansonsten: Einheitsbrei, den man mögen kann, oder eben nicht; platte Dialoge zum Mitsprechen (es ist immer wieder erschreckend, wie oft man Sätze im Voraus vervollständigen kann), Klischee über Klischee und Zufall über Zufall, alles für die nächsten 100 Episoden. Zugute halten kann man "Rote Rosen", zumindest was diesen Ausschnitt angeht, dass es sich nicht so übertrieben schaut wie die "Soaps", wo Giftspritzen, Pistolen und andere Schocker immer wieder deplatziert und lächerlich gezwungen wirken. Aber die Zielgruppen unterscheiden sich bei diesen Soaps und dieser Telenovela wohl auch schon wieder, rote Rosen ist gediegene Unterhaltung für das eher weibliche Publikum im mittleren und fortgeschrittenen Alter und das ist keineswegs abfällig oder in irgendeiner Form wertend gemeint, schließlich wäre die Welt ohne verschiedene Vorlieben erheblich langweiliger, als sie es momentan ist. Momentan ist sie komplex, nicht immer zu durchschauen und durch die lieben oder weniger lieben Mitmenschen geprägt. Unter der Prämisse kann man "Rote Rosen" als gelungen ansehen, ein kleinbiscchen echtes Leben findet man im Kern doch wieder, und wer sich mit der konstruierten Wirklichkeit über so lange Zeit, immerhin über einen Monat reine "Anschauzeit", anfreunden kann und darüber hinwegsehen kann, dass bis auf den Punkt "Trailershow" die DVDs zur Serie frei von Extras und sonstigen Überraschungen sind, der kann beruhigt zugreifen - für alle anderen hält die Fernsehlandschaft genug andere Sendungen bereit, die auch gerne mal Pausen verzeihen und einen nicht gnadenlos mit neuen Schauspielern am laufenden Band und anderen chaotischen Spielereien überrollt.

Hier steht Telenovela drauf und da ist auch wirklich Telenovela drin - 50% als Kompromiss, weil sich "Rote Rosen" nicht anders geben will und muss und weil wirklich nur Telenovela und "das Extra" Trailershow auf den DVD zu finden sind. Etwas arg wird es aber, wenn man sich die vorhandene Episodenanzahl, die Anzahl der Episoden "pro DVD" und den dazu gehörigen Preis anschaut - da soll noch mal jemand behaupten, dass Simpsons-Sammler arm werden können.

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   Titel Rote Rosen - Folge 91-100 [3 DVDs]
   Genre
   Release 2008-08-27
   Systeme
   Publisher Euro Video
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 6 Jahren Jahren
   Homepage
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