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London Calling

Wenn der Auftragskiller Nachhilfe gibt


09.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
London Calling Bild London Calling Screenshot London Calling Foto

Mit London Calling liefert Regisseur Allan Ungar (Bandit) eine nostalgische Actionkomödie, die sich irgendwo zwischen John Wick und Role Models bewegt. Josh Duhamel spielt den alternden Auftragskiller Tommy Ward, der sich nach einem verhängnisvollen Fehltritt nach Los Angeles absetzt – und dort gezwungen ist, den unbeholfenen Sohn seines neuen Chefs auf einen Mordauftrag mitzunehmen. Klingt verrückt? Ist es auch. Doch gerade aus dieser schrägen Ausgangslage zieht der Film seinen Charme – und seine Schwächen.

Von London nach Los Angeles – und mitten ins Chaos
Nach einem missglückten Auftrag, bei dem Tommy den falschen Mann erwischt, muss er aus England fliehen. In den USA findet er Unterschlupf bei Benson (herrlich überdreht: Rick Hoffman, bekannt aus Suits), einem skrupellosen Gangsterboss mit Vaterkomplexen. Der Deal: Tommy soll Bensons Sohn Julian (Jeremy Ray Taylor) „zum Mann machen“, indem er ihn mit auf einen echten Hit nimmt.

Was folgt, ist eine turbulente Vater-Sohn-Geschichte, die eigentlich keine ist. Denn während Benson seinem Sohn Härte beibringen will, entdeckt Tommy in Julian genau das, was er in seinem eigenen Sohn verloren hat – ein bisschen Menschlichkeit.

Buddy-Comedy trifft Hitman-Drama
Das Herz des Films liegt eindeutig in der Chemie zwischen Duhamel und Taylor. Der eine abgebrüht, zynisch, leicht abgehalftert. Der andere naiv, schüchtern, irgendwo zwischen Cosplay und Call of Duty. Zusammen entwickeln sie eine Dynamik, die das Drehbuch weit über seine Standardkost hebt. Gerade die humorvollen Szenen – wenn Julian mit Plastikwaffen trainiert oder versucht, tough zu wirken – haben echten Charme.

Doch Ungar will zu viel: London Calling schwankt zwischen Komödie, Drama und Actionfilm, ohne sich ganz zu entscheiden. Die Gewaltdarstellung ist teils absurd brutal, die Witze zünden nicht immer, und das Tempo hängt im Mittelteil spürbar durch. Trotzdem bleibt der Film unterhaltsam, weil er sich selbst nicht zu ernst nimmt.

Oldschool-Action mit Indie-Flair
Visuell ist London Calling eine kleine Überraschung. Trotz moderatem Budget wirken die Actionszenen erstaunlich hochwertig. Praktische Effekte, saubere Choreografie, echtes Blut statt CGI – das sieht man selten in einer Zeit digitaler Explosionen. Die Kameraarbeit von Alexander Chinnici fängt die Shootouts stylisch ein, ohne in Hektik zu verfallen.

Die Musik, irgendwo zwischen Retro-Synth und Rock’n’Roll, unterstreicht den 80er-Vibe, den Ungar spürbar anstrebt. Es fühlt sich fast wie ein Film aus einer anderen Ära an – rauer, ehrlicher, mit einem Hauch Nostalgie.

Eine Vater-Sohn-Geschichte zwischen Kugeln und Gags
Emotional punktet London Calling, wenn der Film still wird. Wenn Tommy in Julian den Sohn erkennt, den er verloren hat. Wenn Julian merkt, dass Stärke nichts mit Gewalt zu tun hat. Diese leisen Momente geben der Handlung Tiefe – und machen sie mehr als nur eine Aneinanderreihung von Schießereien und Sprüchen.

Aidan Gillen als britischer Gangsterboss bringt Charisma in seine kleine, aber markante Nebenrolle. Arnold Vosloo sorgt für nostalgische 90er-Vibes, und Neil Sandilands liefert einen der unterhaltsamsten Auftritte des Films – irgendwo zwischen Wahnsinn und Weitsicht.

Zwischen Treffer und Fehlzündung
Doch so charmant London Calling sein will, so unausgegoren wirkt er manchmal. Einige Szenen sind zu lang, der Humor schwankt zwischen clever und flach, und die Moral des Films bleibt unklar: Will er ironisch mit Männlichkeitsbildern spielen – oder sie doch reproduzieren? Ungar schafft es nicht ganz, diese Balance zu halten.

Was bleibt, ist ein Film, der unterhält, aber selten überrascht. Man lacht, man schmunzelt, man gähnt kurz – und am Ende hat man trotzdem das Gefühl, einen sympathischen, kleinen Film gesehen zu haben, der mehr Herz hat, als man erwartet hätte.

London Calling ist kein Meisterwerk, aber ein ehrlicher Crowdpleaser. Ein Film, der weiß, dass er kein großes Kino ist – und gerade deshalb Spaß macht. Dank Josh Duhamel und Jeremy Ray Taylor funktioniert die Mischung aus Chaos, Charme und Kugelhagel erstaunlich gut. Für Fans klassischer Buddy-Movies ist das hier ein nostalgischer, manchmal holpriger, aber letztlich liebenswerter Trip.

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