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Konferenz der Tiere Review


2011-03-18  gracgre  10 Likes  0 Kommentare 
Als 1949 Erich Kästners Roman "Die Konferenz der Tiere" erschienen ist, hat der deutsche Schriftsteller wohl nicht mal im Traum daran gedacht, dass sein Werk die Vorlage für mittlerweile zwei Filme werden würde. Der erste, der sich an dem Buch Kästners orientierte, war Curt Linda, der unter dem gleichnamigen Titel 1969 einen Zeichentrickfilm in die Kinos brachte. Nun, mehr als vierzig Jahre später, erscheinen die Tiere erneut auf den Leinwänden bzw. Bildschirmen. Es handelt sich zwar nach wie vor um einen Trickfilm aber in unser heutigen Zeit ist der natürlich computeranimiert und sogar in 3D zu bewundern.

Pure Idylle... oder?!
Ein ganz normaler Tag in der afrikanischen Savanne: Die Sonne scheint, überall staubtrockener Untergrund, das Erdmännchen spielt mit getrockneter Hyänenkacke Golf, der Löwe sieht diesem Schauspiel zu und der Affe schneidet der Elefantenkuh die Haare. Was fällt sofort auf? Richtig: So ganz normal ist das alles doch nicht! Staubtrockener Boden? Kann doch nicht sein, denn in Afrika muss es doch auch Wasser geben! Das gibt es dort natürlich auch, allerdings ist davon im Moment tatsächlich nichts zu sehen, was den Tierchen ein wenig Kopfzerbrechen bereitet. Noch ahnen die niedlich dargestellten Kreaturen nichts, der geneigte Zuschauer könnte allerdings schon jetzt die Menschen dahinter vermuten.

Dieser Verdacht erhärtet sich kurze Zeit später, bei einem kleinen Rundblick um den Erdball: Auf den Galapagos-Inseln genießen gerade zwei über siebenhundert Jahre alte Schildkröten ihren Hochzeitstag, als plötzlich ein Schiff auf einen Felsen läuft und dadurch Unmengen an Öl verliert. Ziemlich bedrückt beobachten die grünen Bewohner, wie der Teppich bereits das Ufer erreicht.

In Grönland, wo zurzeit eine Klimakonferenz stattfindet, schmilzt das Eis. Während drei Teilnehmer der Konferenz noch stramm für ein Foto posieren, um sich gleich im nächsten Augenblick so "wichtigen" Dingen wie schminken oder telefonieren zu widmen und danach etwa mit dem Kommentar "schnell ins Warme" die Reifen gleich mehrerer (!) Autos quietschen lassen, so dass eine größere Abgaswolke entsteht, kämpft sich ein Eisbär auf eine zwischenzeitlich vereisamte Eisscholle. Bereits hier wird deutlich, dass der Film nicht nur unterhalten will.

Zu schlechter Letzt sorgt ein Motorradfahrer in Australien dafür, dass die ganze Landschaft brennt, indem er seine Flasche wegwirft, diese zerbricht und die Scherben ein Feuer auslösen. Ein Känguru und ein tasmanischer Teufel beobachten das ganze Geschehen, um dann wie die Schildkröten und der Eisbär in den anderen Teilen der Welt, den Entschluss zu fassen: Bloß weg hier.

Später, irgendwo auf hoher See, scheint für den gallischen Hahn Charles (gesprochen von Christoph Maria Herbst) das letzte Stündlein geschlagen zu haben. Auf einem Tisch ausgestreckt und zum Schlachten bereit, kann er sich gerade noch aus dieser brenzligen Lage retten und landet auf dem "Schiff" der oben erwähnten Globetrotter, die auf ihrer Flucht vor den Menschen, die Reise in das letzt verbliebene Paradies, wie sie es nennen, anstreben. Selbstbewusst erklärt sich Charles bereit, sie dort hin zu führen.

Wo ist das Wasser?
Zurück in Afrika will das Erdmännchen Billy (gesprochen von Ralf Schmitz) etwas Wasser aus dem letzten verbliebenen Loch holen, worum jedoch auch die Nashörner und Büffel kämpfen. Als Billy dann etwas unglücklich am Ende seiner Mission mit leeren Händen da steht, wird er von seinem Sohn, der vor seinen Freunden seinen Vater so sehr gelobt hat, als Versager hingestellt und schlimmer noch: er sagt zu ihm, dass er keinen Vater mehr habe.

Billy, der beweisen will, dass er alles andere als ein Versager ist, macht sich nun auf den Weg, eine Antwort auf die Frage des Ausbleibens des Wasser zu finden. Die Warnungen des Löwen Sokrates (gesprochen von Thomas Fritsch) vor dem "Tal des Todes" machen Billy zwar Angst, jedoch macht er sich unerschüttert auf die Suche.

Nachdem er auf seiner Reise mehr oder weniger nette Bekanntschaft mit einigen Geiern gemacht hat, erscheint zu seiner Überraschung auch Sokrates, der Billy erzählt, dass er an dieser Stelle seinen Bruder verloren habe, der von einem Tier, das er seitdem auch nicht mehr gesehen habe, getötet worden sei. Und nicht nur Sokrates, auch Charles und der Rest der Ausreißer sind mittlerweile eingetroffen und der Eisbär bewahrt Billy sogar vor einem Angriff eines Leoparden.

Gemeinsam sind wir stark
Ab hier geht die ganze Gruppe nun gemeinsam dem Problem mit dem fehlenden Wasser nach. Schnell stellen sie fest, dass eine Mauer das Wasser gefangen hält. Für den Zuschauer entpuppt sich diese Mauer ziemlich schnell als Staudamm. Dieser dient der Wasserversorgung eines Hotels, dessen Besitzer Smith (gesprochen von Oliver Kalkofe) ist und in welchem gerade die nächste Klimakonferenz stattfindet.

Die Tiere verschaffen sich Zutritt aufs Hotelgelände und finden dort Sachen, die sie vorher nie gesehen haben. So fragt sich zum Beispiel Billy, wie man denn die Hyänenkacke so dermaßen rund bekommen würde als er einen Golfball betrachtet.

Schnell müssen die Freunde feststellen, dass sie von den Menschen nicht willkommen sind. Unterstützung bekommen sie zunächst von einem Affen, der in dem Hotel angestellt ist. Dieser versucht sogar bei der Öffnung der Schleusen zu helfen, doch auf Grund eigener Fehler scheitert das Vorgehen, bei dem sogar Sokrates von dem "Hunter", dem Mörder seines Bruders, betäubt und verschleppt wird.

Zurück daheim, beschließen die Kameraden, dass sie sich nur gemeinsam den "blutrünstigen Bestien", wie sie die Menschen nennen, gegenüberstellen können. Sie berufen daraufhin ihre eigene Konferenz ein. Die Tiere sind zunächst etwas skeptisch, doch nach einer wirklich mitreißenden Rede der Schildkröten, die mit ihren über siebenhundert Jahren schon so viel erlebt und gesehen haben, scheinen die Tiere umzudenken. Umso emotionaler wird alles, als die beiden Verliebten kurz darauf, friedlich beieinander liegend, das Zeitliche segnen.

Nachdem sich die Nachricht über den Tod der Schildkröten unter den Tieren verbreitet hat, machen sich diese auf den Weg zur Hotelanlage für das große Finale. Die stolzen Nashörner und Büffel bleiben zunächst zurück, eilen letzendlich dann aber doch zur Hilfe. Den Tieren gelingt es in ihrem letzten "Kampf" das Bollwerk auseinanderzunehmen und ihr Land wieder mit Wasser zu versorgen.

Nachdem sie gemerkt haben, was sie zusammen alles erreichen können, machen sie sich in der finalen Szene auf spektakuläre Weise auf, die nächste Klimakonferenz zu beeinflussen. Diesmal jedoch nicht irgendwo in der Wüste, sondern mitten in einer Großstadt...

Ein Film zum Nachdenken?
Konferenz der Tiere bietet viel und beleuchtet zudem, auch kritisch, einige Themen. Generell bietet der Film sowohl Klein und Groß viel Unterhaltung. Die Anzahl an Tieren ist enorm, alle sehr liebevoll inszeniert. Fast den ganzen Film über erfreuen uns helle Farben und bringen eine schöne Atmosphäre.

Der Film sorgt definitiv für Spaß und man kann sich von ihm einfach berieseln lassen. Wer genauer hinguckt bzw. es will, kann aber auch aus diesem Trickfilm tatsächlich einige kritische Punkte und sogar einige Mottos oder Lehren fürs Leben herausfiltern.

Der Film zeigt zum einen ganz eindeutig, wie leichtfertig viele Menschen mit der Natur umgehen, ohne sich bewusst zu sein, welche Ausmaße ihr Verhalten haben kann. Der Kapitän des Schiffes vor den Galapagos-Inseln ist genauso betrunken wie der Matrose. Dass durch das auslaufende Öl nicht nur die Heimat vieler Tiere beschädigt wird, sondern dass dadurch viele Meeresbewohner auch sterben, ist ihnen völlig egal. Hauptsache, es ist immer noch ein Schluck in der Pulle.

Dem Hotelbesitzer, in dessen Räumlichkeiten die Klimakonferenz abgehalten wird, geht es nur ums Geld. Neben der riesigen Anlage, die er bauen ließ, will er auch mit dem Verkauf von Sokrates nach Las Vegas eine Menge Geld machen.

Auch die Mitglieder der Klimakonferenz, die eigentlich dafür da sind, etwas zu bewegen und die Interessen der breiten Bevölkerung zu vertreten, scheinen an diesen Treffen nur teilzunehmen, weil sie mal "Urlaub" machen, sich entspannen und gut essen können. Diese Menschen kann man natürlich auch mit anderen Verantwortlichen assoziieren und die Situation auf viele verschiedene andere Situationen des täglichen Lebens anwenden.

Der Film zeigt aber auch Sachen, die einem sogar etwas Mut machen können. Er zeigt, wie man durch Zusammenhalten auch einem schier übermächtigen Gegner Stand halten kann. Bei gemeinsamen Interessen sollte man alle Streitigkeiten vergessen, wie es die Nashörner und die Büffel getan haben.

Am Ende ist es nicht zufällig das kleine Erdmännchen Billy, das der endgültige Auslöser für das Zerstören des Dammes ist. Nicht der Große und Starke ist am Ende immer der Sieger. Es gibt etliche Situationen im Leben, in denen es auf andere Qualitäten ankommt.

Die "Außenseiter", sprich der Hahn, der Eisbär, die Schildkröten, also Tiere, die man in der afrikanischen Savanne nicht unbedingt erwartet, treiben die "Einheimischen" an und sind am Erfolg maßgeblich beteiligt. Sie sind in der Minderheit, könnten verstoßen werden und können trotzdem was bewegen, weil sie trotz anfänglicher Mißgunst schließlich doch akzeptiert werden.

Sicher mag der ein oder andere jetzt sagen, dass das ein wenig zu viel hineininterpretiert ist aber wer ehrlich ist, wird spätestens, nachdem er das gelesen hat, sagen, dass das nicht nur blanker Nonsens ist.

Dass wohl fast alle nichts aus diesem Film mitnehmen bzw. der Film wohl nicht viel bewegen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Dafür ist es eben nun mal "nur" ein spaßiger Zeichentrick mit vielen lustigen Tierchen.

Nichtsdestotrotz schadet es ja auch nicht, mal einen Moment darüber nachzudenken.

Ein lustiger computeranimierter Trickfilm mit vielen verschiedenen Tieren, die nicht nur für viel Lachen sorgen, sondern von denen man auch etwas lernen kann, wenn man will.

Punktewertung

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   Titel Konferenz der Tiere
   Genre
   Release 2011-03-24
   Systeme
   Publisher Paramount Home Entertainment
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ohne Altersbeschränkung Jahren
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