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Killers of the Flower Moon

Ein düsteres Meisterwerk über Gier, Liebe und das vergessene Amerika


11.11.2025  snaggy  0 Likes  0 Kommentare 
Killers of the Flower Moon Bild Killers of the Flower Moon Screenshot Killers of the Flower Moon Foto

Manchmal kommen Filme, die nicht einfach nur erzählt werden, sondern in die Haut kriechen – schwer, langsam, majestätisch. Killers of the Flower Moon ist genau so ein Werk. Martin Scorsese führt uns in eine Zeit, in der die USA glänzten – und gleichzeitig faulten. Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt der Film die Geschichte der Osage Nation in den 1920er-Jahren, einem indigenen Volk, das durch Öl plötzlich reich wurde – und durch die Gier anderer alles verlor.

Ein Amerika, das lieber vergessen würde
Scorsese blickt in eine Epoche, die selten auf der großen Leinwand gezeigt wird: ein Land, das im Wohlstand ertrinkt und dabei seine moralische Seele verkauft. Im Zentrum steht Mollie Burkhart (Lily Gladstone), eine Osage-Frau, deren Familie systematisch ermordet wird, während die Täter sich als Freunde und Ehemänner tarnen. Leonardo DiCaprio spielt Ernest Burkhart, ihren Mann – schwankend zwischen Liebe, Schuld und der zerstörerischen Macht seines Onkels William Hale, brillant verkörpert von Robert De Niro.

Diese Konstellation ist der Kern des Films: eine Beziehung zwischen Opfer und Täter, die sich über drei Stunden entfaltet – schmerzhaft, intensiv, menschlich.

Ein Film wie ein Gemälde aus Blut und Staub
Visuell ist Killers of the Flower Moon atemberaubend. Kameramann Rodrigo Prieto fängt die Weite Oklahomas in schweren, goldenen Tönen ein, die an alte Fotografien erinnern. Jede Einstellung atmet Geschichte, jede Szene ist sorgfältig komponiert. Die Musik hält sich zurück, was dem Film eine beunruhigende Stille gibt – eine Stille, in der die Gewalt umso lauter wirkt.

Scorsese verzichtet auf Effekthascherei. Stattdessen lässt er uns zusehen, wie Menschen sich gegenseitig zerstören – mit Lächeln, mit Unterschriften, mit stiller Komplizenschaft.

Großes Kino mit stiller Wucht
Lily Gladstone ist das Herz dieses Films. Ihr zurückhaltendes Spiel trägt mehr Emotion als tausend Worte. DiCaprio zeigt erneut, warum er einer der Besten ist: gebrochen, schwach, moralisch zerrissen. De Niro dagegen ist pure Berechnung – eine diabolische Ruhe, die mehr Schrecken verbreitet als jede Explosion.

Was Killers of the Flower Moon besonders macht, ist seine Konsequenz. Es gibt keinen klaren Helden, keine Katharsis. Stattdessen zeigt der Film, wie Macht, Rassismus und Geld eine Kultur zersetzen – und wie wenig sich daran bis heute geändert hat.

Ein Finale, das alles anders macht
Das Ende überrascht – nicht durch Action, sondern durch Metaebene. Scorsese selbst tritt auf, bricht die vierte Wand und macht deutlich: Diese Geschichte gehört nicht den Tätern, sondern den Opfern. Es ist eine Geste der Demut, selten in Hollywood, und sie verleiht dem Film eine emotionale Tiefe, die lange nachhallt.

Killers of the Flower Moon ist kein Film für zwischendurch. Er verlangt Geduld, Konzentration und Empathie – und belohnt sie mit einer erschütternden, meisterhaft inszenierten Wahrheit. Scorsese zeigt sich hier als Chronist des amerikanischen Traumas. Ein Epos über Schuld, Gier und den Preis der Zivilisation.

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