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Kannibalinnen im Dschungel des Todes Review


2008-10-12  Uewkes  12 Likes  0 Kommentare 
100% Kannibalen pur! In roten Lettern prangt dieses Hinweisschild auf dem Cover. Drei entschlossen guckende Frauen schauen einem ins Gesicht. Im Hintergrund comichaft anmutende Totenschädel und Schrumpfköpfe auf Speeren - den Totenschädeln kann man ein leichtes Grinsen nicht absprechen.

Vorab sei gesagt, dass man mit "Kannibalinnen im Dschungel des Todes" keinen harten Horrorfilm vor sich liegen hat, nicht mal einen "echten" Kannibalenfilm wie Cannibal Holocaust oder Cannibal Ferox, wo die Grenzen des Geschmacks allein durch das bloße Hinrichten von echten Tieren überschritten worden sind.

Nein, was man hier vor sich liegen hat suggeriert höchstens für die ersten fünf Minuten eine Anspannung und eine Bedrohung durch die Frauen des Dschungels. Danach kippt die Grundstimmung und man hat das, was man insgeheim auch erhoffte: Dschungel-Trash und viel trashiges Gerede um Feminismus, kannibalische Gepflogenheiten und Konflikte wie eine Soße und natürlich der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Films: die Unabhängigkeit der Avocado der USA! Denn, so zumindest zwei Sprecher des Militärs, die Kommunisten beherrschen schon an allen Ecken der Welt den Avocado-Anbau und Export, nie und nimmer dürfe man jetzt noch den Dschungel "des Todes" verlieren.

Chauvinistische und korrupte Männer sind es, die die Expertin für Feminismus, Dr. Margo Hunt (Shannon Tweed) mitsamt pinkfarbener Studentin "Bunny" auf eine nicht ungefährliche Reise schicken: In den Avocadodschungel.. des Todes. Klingt aufregender und nervenaufreibender, als es in Wirklichkeit ist, denn man wird vor lauter Lachen nicht mehr wissen, wo man gerade ist - ein herrlich übler Klamauk, der da abgeliefert wird. Es geht schon gut los, als der Direktor der Uni groß und breit verkündet, dass er sich nicht erpressen ließe und "gezwungen ist, die Freiheit zu verteidigen" (man beachte die Bedeutung dieser Worte), man könnte also meinen: Nie und nimmer würde er seine Dozentin ziehen lassen. Im selben Augenblick flüstert er Hunt aber etwas von "Festanstellung und nächsten Monat" ins Ohr, wie durch ein Wunder macht sie sich also auf. Im Anhang Bunny, die eigentlich nicht mal das Basiswissen für das Examen besitzt, aber bei den doppeldeutigen Andeutungen, die ein korpulenter und notgeiler Student auf sie loslässt, dann doch nachgebend.

This is a war! A war between men and women. Anything short of cannibalism is just beating around the bush.
Es könnte nicht schlimmer kommen für Dr. Hunt. Bunny (Karen M. Waldron) ist wirklich so dumm, wie sie sich gibt. 3 pinkfarbene Koffer, kurzes Höschen und knappe Sportbekleidung in gerade angesagten Farben - obendrein kuschen alle angetroffenen Männer bei den Namen "Dschungel" und "Piranha Frauen", selbst der weltbeste Ninja, ein Ramboverschnitt und ein Mann, der Rohre dreht und mampft. Wie durch ein Wunder treffen sie aber auf Männlichkeit, wo man sie am wenigsten erwarten würde: Hunts Ex Jim (Bill Maher), der seine alte Liebe wohl noch immer nicht vergessen hat, wird sie führen und sorgt so natürlich für ganz viel Zündstoff - er, der kleine aber irgendwie feige Macho, sie die Wissenschaftlerin mit extrem harter Schale - dazwischen Bunny, die Jim voll auf den Leim geht und andersrum. Und ganz außen rum der Dschungel mit seinen Gefahren.
Man "erreicht" nicht nur einen Stamm eingeborener Männer, die stricken, heiße Schokolade kochen und so von den Kannibalinnen verschont bleiben, sie treffen auch auf eine einst verschollene Wissenschaftlerin und eben den Stamm der Piranha Frauen. Doch wie es aussieht hat die Regierung - mal wieder nur Halbwahrheiten offenbart und so gilt noch viel mehr, als nur die eigene Haut vor einem Kochtopf und einer Gemüsebeilage zu retten.

Wenn schon doof, dann richtig doof
Blendet man für diese 1,5 Stunden mal aus, dass es sowas wie die Criterion-Reihe für DVDs gibt, dass es Oscars, goldene Palmen und mehr gibt, ja dann kann man ruhigen Gewissens schauen und sich über herrliche Dialoge hermachen.
Wer des Englischen mächtig ist, sollte die 2.0er Tonspur auf Englisch aktivieren, zu viele schöne Wortspiele und Wortmalereien gehen ansonsten verloren - von den Emotionen her ist die Synchronisation (ebenfalls 2.0) zwar mehr als in Ordnung und auch lachen wird man können, aber wenn schon Trash, dann doch besser den echten Trash.
Tweed, Maher und Waldron sind ein Trio, das man einfach gernhaben muss, Techtelmechtel zwischen den alten Liebschaften, leicht abstruse Phantasien von Lakritzpeitschen und "Eiweiß im Dschungelwasser" wegen knabbernder Fische - alles ein bisschen an der Grenze zum guten Geschmack kratzend.
Wenn dann der Stamm in Erscheinung tritt, inklusive Gebäude das wie "big lego" aussieht (der Film kann auch nicht anders, als sich manchmal selbst zu beulken) wird erstmal ein kleiner Twist vonstatten gehen. Verschollene Personen tauchen wieder auf, bei David letterman zu sitzen muss also die Hölle sein und auch Kannibalen haben Differenzen und spalten sich deswegen in Piranha und Barrakuda auf - wegen.. Soßen.

Ein Hauch von Gewalt am Anfang, nackte Beine und Oberkörper bis zum Ende im Überfluss
FSK 16, da wird man keine Schildkröte umbringen und Köpfe spalten, wie es bei FSK 18 der Fall ist, hier liegt das Hauptaugenmerk auf platter Unterhaltung, eine Prise Slapstick darf nicht fehlen und den parodierten Elementen von Indiana Jones. Am Anfang werden zwar zwei Männer für ihre Unvorsichtigkeit bestraft aber was danach abläuft ist eher amüsant und etwas fürs Auge, schließlich ist es im Dschungel heiß und stickig, kein Platz also für komplette Klamotten.

Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist das 4:3 Format, ein bisschen fade wirkt das Bild und auch den Ton mag man nicht bis zum Anschlag drehen, gibt eigentlich auch keinen Grund dafür, ordentlich rumsen wird es nicht wirklich. Ganz und gar nicht gewöhnungsbedürftig aber das Drehbuch aus der Feder von J.F. Lawton (gleichzeitig Regisseur), der schon für Pretty Woman tätig war - einfach nur ein sympathischer Blödsinn im Dschungel - genauso blödsinnig sind da selbstredend die nicht tiefschürfenden Kommentare über Weltanschauungen, Feminismus und Gleichstellung, auch die stärkste Feministin verliert mal kurz ihren regelrechten Ekel vor den Männern, wenn am Ende ein "Gefangener" ihre Kurse belegt.. platt, aber herzlich.
Dr. Margo Hunt: Dr. Kurtz, I'm unfamiliar with the academic guidelines at Radcliffe, but I would think any major university would consider warring on the United States and eating prisoners of war a serious breach of ethics.
Dr. Kurtz: Always the cautious scholar, huh, Dr. Hunt?


Für Freunde des konsequenten Trashs auf jeden Fall einen Blick wert, nur leider.. Extras, geschweige denn Untertitel. Fehlanzeige. Nur..Trailer. Aber bei Trash zählt ja auch der Trash und nicht irgendein Beiwerk.

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   Titel Kannibalinnen im Dschungel des Todes uncut
   Genre
   Release 2008-09-18
   Systeme
   Publisher KNM Home Entertainment GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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