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In die Hand geschrieben Review


2009-09-03  Jan  10 Likes  0 Kommentare 
Low-Budget-Produktion im Rahmen eines Projekts der Kunsthochschule für Medien Köln. In seinem Erstlingswerk zeigt uns Rouven Blankenfeld das Abbild einer Frau, die an den Zwängen und der Kälte der eigenen Ehe zerbricht.

Steter Tropfen höhlt den Stein
Nachdem ihr Vater einen Schlaganfall erlitten hat, zieht die religiöse Maria zusammen mit Ehemann Walter in die elterliche Wohnung, um den senilen Mann zu pflegen. Doch die aufopferungsvolle Arbeit reibt die junge Frau auf. Gefangen in den engen Wänden der neuen Heimat leidet sie zunehmend unter dem Undank und der Herrschsucht des Vaters, zu dem sie seit ihrer Kindheit nie eine wirkliche Beziehung aufbauen konnte. Anders als erhofft, bleibt sie hierbei größtenteils auf sich alleine gestellt. Der eigene Ehemann reagiert mit Unverständnis auf die heimischen Probleme und ergeht sich oftmals in Jähzorn und Gewalt. Die mysteriösen Anrufe eines Unbekannten, der sie zu verstehen scheint, werden immer mehr zum Halt für Maria. Sie vertraut sich dem Anrufer an, und beginnt sich zunehmend von der eigenen Familie und ihren religiösen Werten zu entfremden.

Obwohl die Grundidee sicherlich einen recht interessanten Nährboden für einen hochkarätigen Psychothriller bieten würde, gelingt es dem Film nicht, wirkliche Intensität aufzubauen. Zu unausgegoren wirkt die psychologische Skizzierung der Charaktere. Gerade der enorme Wandel der Hauptprotagonisten zum Ende hin, wirkt unrealistisch und aufgesetzt. Die Entwicklung der Story ist für den Zuschauer nur schwerlich nachzuvollziehen. Dennoch ist die schauspielerische Leistung der Darsteller solide, Irma Schmitt weiß in ihrer Darstellung der Maria zu überzeugen.

Von der technischen Umsetzung her, sieht man der Produktion ihren eingeengten Finanzrahmen von gerade einmal 4000 Euro deutlich an. Die Kamera wirkt oftmals statisch, wobei der Kameramann mit einigen absurden Schwenks eine künstliche Dynamik in das Bild zu bringen versucht. Über den gesamten Film hinweg sieht man selten ganze Bilder, es wird viel mit Close-Ups und Bildausschnitten gearbeitet, gerade im Innenraum. Differenziertere Darstellungen sind, wenn überhaupt, eher in den wenigen Außenaufnahmen zu finden. Dies sorgt in Zusammenarbeit mit den engen Räumen der Nachkriegswohnung, für ein Gefühl der Beklemmung, welches den Zuschauer tatsächlich über den gesamten Film hinweg erreicht.

Bei der Schnittarbeit werden oftmals Auf- und Abblendungen genutzt, was dem Film zusätzlich an Fahrt nimmt und ihn seltsam fragmentiert erscheinen lässt. Durch den ständigen Umbruch wirkt Film eher wie eine Ansammlung von verschiedenen Szenen, ein wirklicher Handlungsfluss entsteht nur mühsam.

Die Ausstattung der DVD selber geht, dem Rahmen entsprechend, in Ordnung. Neben dem Film liegen noch ein paar Trailer für andere Werke des Vertreibers bei, sowie ein Kurzfilm, den man wohl als nette Dreingabe betrachten darf.

Solides Erstlingswerk mit einigen Schwächen. Die etwas deutliche Darstellung mit einem Hang zum Abartigen, die auch in späteren Werken von Blankenfeld vorzufinden ist, dürfte aber nicht jeden ansprechen.

Punktewertung

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