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Die zwei Päpste Review

Ein fesselndes Duell zwischen Tradition und Aufbruch im Herzen des Vatikans


2025-04-22  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Der Vatikan als Bühne eines der intimsten und gleichzeitig bedeutendsten Duelle der neueren Kirchengeschichte: In „Die zwei Päpste“ treffen Papst Benedikt XVI. und Kardinal Jorge Mario Bergoglio aufeinander. Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten – konservativer Theologe trifft auf volksnahen Reformer, kühle Rationalität auf lebensfrohen Pragmatismus. Und doch eint sie etwas Entscheidendes: ihre Liebe zur Kirche – und der Wunsch, sie zu bewahren, vielleicht sogar zu erneuern.

Der Film spielt mit der Idee eines fiktiven, aber emotional aufgeladenen Gesprächs zwischen den beiden, irgendwo zwischen Rücktritt und Neubeginn. Dabei geht es nicht nur um theologische Fragen oder kirchenpolitische Haltungen – sondern um Zweifel, Reue, Verantwortung und Menschlichkeit. In einer Welt, die selten innezuhalten scheint, ist diese ruhige, dialogstarke Geschichte fast schon ein meditatives Erlebnis.

Ein Kammerspiel mit großer emotionaler Wirkung
Was diesen Film so besonders macht, ist sein Mut zur Reduktion. Kein lauter Pomp, keine spektakulären Wendungen – sondern Worte, Blicke, Pausen. Und darin liegt seine ganze Kraft. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist spürbar, fast greifbar. Anthony Hopkins als Benedikt XVI. bringt die innere Zerrissenheit des deutschen Papstes mit feinen Nuancen auf die Leinwand. Ein Mann, gefangen zwischen Pflicht und Rückzug, zwischen Tradition und innerer Einsamkeit.

Jonathan Pryce hingegen verkörpert den späteren Papst Franziskus mit einer Leichtigkeit, die ansteckt – voller Wärme, Empathie und menschlicher Tiefe. Sein Bergoglio ist jemand, der die Kirche nicht verändern will, um gegen sie zu kämpfen – sondern weil er an sie glaubt. In ihrer Interaktion entsteht ein spannendes Wechselspiel aus Annäherung, Widerstand und schließlich Respekt. Eine Geschichte, die nicht von Gewinnern oder Verlierern erzählt, sondern von Erkenntnis.

Visuell stark, aber nicht überladen
Die zwei Päpste“ verlässt sich nicht nur auf seine Dialoge. Auch visuell macht der Film einiges her. Die prachtvollen Räume des Vatikans, die Gärten von Castel Gandolfo, die Kapelle mit den jahrhundertealten Fresken – all das wird mit einer Ruhe und Sorgfalt eingefangen, die nie kitschig wirkt. Die Kamera bleibt nah an den Gesichtern, folgt den Bewegungen behutsam, nimmt sich Zeit für Details. Diese Inszenierung unterstreicht, dass es hier nicht um ein weltpolitisches Drama geht, sondern um einen zutiefst persönlichen Prozess.

Dazwischen gibt es Rückblenden in Bergoglios Vergangenheit, die ihn menschlich greifbar machen – seine Schuldgefühle, seine Zweifel in Zeiten der argentinischen Militärdiktatur. Das verleiht dem Film zusätzliche Tiefe, auch wenn einige dieser Szenen in ihrer Inszenierung leicht stilisiert wirken. Trotzdem: Sie erfüllen ihren Zweck – und machen deutlich, dass Heilige eben auch Menschen sind.

Ein Film für alle, die zuhören wollen
Die zwei Päpste“ ist kein Film, der sich für schnelle Effekte interessiert. Er ist ruhig, dialogorientiert und zutiefst menschlich. Wer Action oder Intrigen erwartet, ist hier falsch. Wer jedoch bereit ist, sich auf ein kluges, feinfühliges Gespräch zweier bedeutender Figuren unserer Zeit einzulassen, wird reich belohnt. Denn was hier verhandelt wird, geht weit über Glaubensfragen hinaus: Es geht um die Verantwortung, die jeder Mensch trägt – gegenüber anderen, aber vor allem gegenüber sich selbst.

„Die zwei Päpste“ ist ein ruhiger, aber bewegender Film über das Ringen zweier Männer mit sich selbst, mit der Kirche und mit der Welt. Er lebt von großartigen Darstellern, tiefgründigen Gesprächen und einer Atmosphäre, die zum Nachdenken einlädt. Nicht alles wirkt immer perfekt durchkomponiert, aber gerade darin liegt sein Reiz. Ein Film für Kopf und Herz – und für alle, die sich nach echter Substanz im Kino sehnen.

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