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Die Todeskralle schlägt wieder zu Review

The Way of the Dragon


06.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Mit Die Todeskralle schlägt wieder zu (Originaltitel: Meng long guo jiang, international als The Way of the Dragon bekannt) erreichte Bruce Lee 1972 endgültig die totale Kontrolle über sein Schaffen. Er schrieb das Drehbuch, führte Regie, choreografierte die Kämpfe und übernahm die Hauptrolle – ein Kraftakt, der ihn vom Schauspieler zum Schöpfer seines eigenen Mythos machte. Es ist der persönlichste, vielleicht ehrlichste Bruce-Lee-Film überhaupt: eine Mischung aus Komödie, Kulturkonflikt und Martial-Arts-Epos, gekrönt vom legendären Duell mit Chuck Norris im Kolosseum von Rom.

Ein Fremder in Rom – und ein Restaurant in Not
Bruce Lee spielt Tang Lung, einen jungen Mann aus Hongkong, der nach Rom geschickt wird, um einer befreundeten Familie zu helfen. Ihr chinesisches Restaurant wird von einer italienischen Gangsterorganisation bedroht, die das Grundstück übernehmen will. Tang, der anfangs eher unbeholfen durch die Stadt stolpert, wächst bald über sich hinaus: Aus dem schüchternen Fremden wird der Beschützer seiner Landsleute – mit nichts als Mut, Philosophie und blitzschnellen Fäusten.

Schon die ersten Szenen am Flughafen zeigen Lees Gespür für Humor. Tang Lung ist höflich, naiv, fast kindlich – ein „fish out of water“, der mit Sprachbarrieren und fremden Gepflogenheiten kämpft. Diese leichte Tonalität zieht sich durch den Film, bevor er sich im letzten Drittel zu einem ernsten, fast spirituellen Showdown steigert.

Bruce Lee als Regisseur – Humor trifft Härte
Als Regiedebütant beweist Lee erstaunliches Gespür für Timing und Atmosphäre. Er verbindet asiatische Erzähltradition mit westlichen Filmstilen – besonders dem Italo-Western à la Sergio Leone. Lange Spannungsmomente, extreme Nahaufnahmen und die ikonische Musik von Joseph Koo erzeugen ein einzigartiges Flair zwischen Ironie und Intensität.

Lee spielt dabei bewusst mit Kontrasten: Slapstick-artige Szenen in einem Restaurant stehen brutalen, ehrlichen Kampfmomenten gegenüber. Er erlaubt seinem Publikum zu lachen, bevor er sie mit purer Präzision schockt. Diese Balance aus Witz und Wucht war neu – und sie zeigt Lees visionäres Verständnis von Unterhaltung.

Der Mann gegen die Mafia – und gegen sich selbst
Die Handlung bleibt klassisch: Der Einzelne gegen die Übermacht. Doch Lees Interpretation macht daraus eine Allegorie über Identität, Stärke und Selbstbehauptung. Tang Lung kämpft nicht nur gegen Schläger, sondern gegen Misstrauen, Angst und kulturelle Entfremdung. Der Film zeigt, wie Disziplin und Selbstvertrauen mehr bewirken können als Gewalt.

Dabei entwickelt Lee seinen charakteristischen Stil weiter: Kampf als Ausdruck geistiger Klarheit. Seine Bewegungen sind fließend, elegant, nie reißerisch. Er spielt mit Distanz, nutzt Tempo und Pausen als Ausdrucksmittel – fast wie ein Tänzer, der Emotionen mit Schlägen malt.

Das legendäre Duell im Kolosseum
Es ist vielleicht die berühmteste Kampfszene der Filmgeschichte: Bruce Lee gegen Chuck Norris – Kung Fu gegen Karate, Ost gegen West, Philosoph gegen Gladiator. Inmitten der Ruinen des römischen Kolosseums entfaltet sich ein Duell, das bis heute unerreicht bleibt.

Lee choreografiert die Szene als Dialog ohne Worte. Zwei Krieger testen sich, respektieren sich, überschreiten Grenzen. Kein Musikscore, keine Tricks – nur Atmung, Bewegung, Respekt. Am Ende siegt Lee, aber nicht triumphierend: Er legt Norris’ Mantel über dessen Leichnam – ein stilles Zeichen von Ehre. Diese Szene verdichtet alles, was Bruce Lee verkörperte: Stärke ohne Arroganz, Sieg ohne Hass.

Philosophie im Körper eines Kämpfers
Die Todeskralle schlägt wieder zu ist nicht nur Actionkino, sondern eine filmische Meditation. Lees Philosophie des „Be Water“ schwingt in jeder Bewegung mit. Er zeigt, dass Anpassungsfähigkeit und innere Balance der wahre Weg des Kriegers sind. Dabei wird der Film nie belehrend – er bleibt zugänglich, unterhaltsam und zutiefst menschlich.

Gleichzeitig ist er eine Hommage an Vielfalt und Selbstbestimmung. Ein Chinese in Rom, der gegen westliche Gangster kämpft und gleichzeitig sein eigenes Ego überwindet – das ist Lees universale Botschaft: Kultur ist keine Grenze, sondern ein Raum, in dem Stärke geteilt werden kann.

Die Todeskralle schlägt wieder zu ist Bruce Lees Meisterwerk der Kontrolle – ein Film, der zugleich unterhält, inspiriert und beeindruckt. Mit seiner Mischung aus Humor, Philosophie und Perfektion definierte er das Martial-Arts-Kino neu. Der Kampf im Kolosseum bleibt ein unsterbliches Symbol für die Kraft des Willens. Wer verstehen will, warum Bruce Lee mehr als nur ein Actionheld war, findet hier die Antwort: Er war ein Künstler, der mit seinem Körper sprach.

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