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Der Panamakanal Review


2012-11-22  Dean  11 Likes  0 Kommentare 

"Wir leben in einer unvollkommenen Welt"

Überblick

Die Dokumentation "Der Panamakanal" (DVD 2012) kommt aus der Doku-Schmiede PARTHENON , die uns auch schon mit Blockbustern wie "Faszination Hafen" (DVD 2012) , "Ein Tunnel für Istanbul" (DVD 2012) und "Männer - Doch die Stärkeren!" (DVD 2012) über die Welt informierten. Im Gegensatz zu den meisten Unterhaltungsfilmen liegt der Schwerpunkt einer Dokumentation nicht auf einem Spannungsbogen oder einer mitreißenden Geschichte, sondern möglichst viel Information in möglichst wenig Sendezeit zu packen. Nimmt man die BBC als Maßstab, so kommt noch ein weiteres Kriterium hinzu, welches die Qualität einer Dokumentation von der Menge an eingesetzten CGI - Animationen und animierten Statistiken abhängig macht. Parthenon jedoch verzichtet auf eine Flut an Computerbildern und setzt den Fokus der Kameramänner P.Doyle, D.Graham und S. Simpson auf reale Aufnahmen des täglichen Ablaufs der Arbeiten am, im und um den Panamakanal herum.

Informantion gut strukturiert

Die Dokumentation gliedert sich grob gesagt in 6 Teilabschnitte, die mehr oder minder fließend ineinander übergehen. Zu Beginn wird mit einem großen Schwenk der Kamera und animierten Ausschnitten der Umgebung der Ort umrissen, in dem die nächsten ca. 50 Minuten Spielzeit ablaufen. Die angenehme, tiefe Synchronstimme beginnt die Grunddaten des Kanals, wie Länge (ca. 80km), Marktanteil (5% des Welthandels), Position (Verbindung des Pazifiks mit dem Atlantik), sowie die Grundproblematik des Alters des Kanals (immerhin fast 100 Jahre) zu benennen. Zudem wird erklärt, wie viele Einwohner Panama-Stadt hat und das Panama das Land ist, das Nord- und Südamerika miteinander verbindet. Nachdem die geschichtlichen Daten, wie die erste Planung von Kaiser Karl V. ( Spanien, *1500 - 1558) sowie die Fertigstellung 1914 erwähnt wurden, beginnt bereits der erste große Unterpunkt, der sich mit den Schleusen des Kanals befasst.

Schlepperweisheiten

Mit weniger als einem Meter Spielraum zwischen Schleusenwand und Schiffshülle müssen die Schlepper und Lotsen des Kanals dafür sorgen, dass jeder Frachter sicher und möglichst schnell durch die künstliche Passage manövriert wird. Dies ist nicht nur eine verantwortungsvolle Aufgabe, sondern auch offensichtlich eine Lebenserfahrung, die zumindest einen Philosophen-Schlepper (oder Schlepper-Philosophen?) mit Namen Ruben A. Martin erschuf. Mit fast schon genialer Leichtigkeit kontrolliert er seinen Kahn, der wiederum die Bewegungen eines Riesenfrachters steuert und wundert sich dabei über die Welt. Er kommt zu dem Schluss, dass sein Job - ja sogar das Konzept des "Schleppens" an sich nicht nötig wäre, wenn denn die Kapitäne der Frachter unfehlbar wären. Doch "wir leben in einer unvollkommenen Welt", daher gibt es Menschen wie ihn, die dafür Sorgen, dass Containerschiffe von einem Teil der Welt in den Anderen fahren können, um uns wiederum mit den Gütern zu versorgen, die wir benötigen. Welche Dokumentation kann schon mit solchen geistigen Höhenflügen aufwarten?

Ausbau, Koordination und die Zukunft des Kanals

Leider sucht man im Rest der Dokumentation vergeblich nach Kapitän Martins Weisheiten und muss sich mit den dokumentarischen Stilmitteln der Handkameraführung, dramatischen Momenten (ein Ventil musste gewartet werden) sowie der Zukunft und Modernisierung des Kanals auseinander setzen. Aktuell wird die Wasserstraße erweitert, neuste High-Tech Geräte werden installiert und die Koordination und die Infrastruktur des Kanals sind von Laien kaum zu überblicken. Soviel kann man wohl aus der Dokumentation schon lernen. Ein kleines Schmankerl wird dem Zuschauer dann mit der Anekdote Kapitän Peter Marottas gegeben, der mit einem Schmunzeln erzählt, wie in den Baujahren des Kanals die Arbeiter zurück zu ihrem Arbeitsplatz gelockt wurden, als viele von ihnen aus Angst vor einem Fluch bzw. dem Tod nicht mehr zur Arbeit gingen.

Filmische Aspekte

"Der Panamakanal" (DVD 2012) entstammt der Feder eines klassischen Dokumentations-Regisseurs. Mit Ausnahme der gelegentlichen Nutzung einer freien Handkamera überzeugen die Aufnahmen vor allem durch ihre gleichbleibende Qualität und Konsistenz. Es sind keine störenden schnellen Schnitte, aber auch keine zu langatmigen Szenen zu sehen. Die Hintergrundmusik bleibt stets dezent, jedoch der aktuellen Situation angepasst. So wird die dunkle Männerstimme des Sprechers bei der Vermittlung von Informationen sanft untermalt, während eine dramatische Szene im Simulator durch schnelle Rhythmen noch intensiviert wird. Zur Veranschaulichung der Zu- und Abflussysteme der Schleusen sowie der im Bau befindlichen neuen Kanalstrecke werden gelegentlich kurze CGI-Animationen verwendet, die jedoch angemessen in der Länge und präzise in der Ausführung sind.

Fazit

"Der Panamakanal" (DVD 2012) ist ein gut gemachter, solider Dokumentations-Film, der keine herausragenden Ecken und Kanten hat, aber sich hierfür auch keine großen Schnitzer leistet. Relativ flach und profillos, jedoch grundsolide in der technischen Durchführung sowie dem Schnitt und dem Buch, eignet er sich für Referate und Präsentationen zu dem Thema gut, ist jedoch wenig unterhaltsam. Nimmt man den Schlepper-Philosophen und den Andekdoten-Kapitän heraus, so hat man eine Standard 08/15 Dokumentation, die es zwar nicht mit einer BBC aufnehmen, jedoch auf jeden Fall sehenswert für jeden Kanal-, Schifffahrt- oder Panama-Fan ist.
 


Solide und technisch einwandfrei, jedoch etwas langweilig.

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   Titel Der Panamakanal (Parthenon / SKY VISION)
   Genre
   Release 2012-11-08
   Systeme
   Publisher SUNFILM Entertainment
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ohne Altersbeschränkung Jahren
   Homepage
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