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Conjuring 4: Das letzte Kapitel Review

Ein letztes Kapitel voller Geister, Emotionen – und patenter Gruselmomente


2025-10-01  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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In Conjuring 4: Das letzte Kapitel (Originaltitel: The Conjuring: Last Rites) rückt ein neuer paranormaler Fall in den Fokus: Die Familie Smurl wird in ihrem abgelegenen Haus in Pennsylvania von einer dämonischen Präsenz heimgesucht. Zentrum des Schreckens ist ein mysteriöser Standspiegel, der offenbar mehr sieht als die Realität.

Obwohl Ed und Lorraine Warren sich eigentlich zur Ruhe gesetzt haben, zwingt sie die Entwicklung rund um ihre erwachsene Tochter Judy zurück ins Geschehen. Diese hat zunehmend Visionen, die auf eine Verbindung zum aktuellen Fall hindeuten. So wird der scheinbar „letzte Fall“ für das berühmte Dämonologen-Paar zu einer finalen Prüfung – persönlich, emotional, spirituell.

Gruseln & Atmosphäre: Was funktioniert – und was nicht
Das letzte Kapitel bleibt dem Conjuring-Stil treu und inszeniert seinen Horror mit klassischen Mitteln: knarrende Türen, verzerrte Spiegelbilder, flackerndes Licht und plötzliche Schocks. Dabei funktioniert vieles wie gewohnt gut – nicht übermäßig innovativ, aber handwerklich stark umgesetzt.

Die Szenen im Haus der Smurls entwickeln eine drückende Atmosphäre, verstärkt durch enge Räume, kaltes Licht und Sounddesign, das auf Unruhe und Erwartung setzt. Doch zwischen den gelungenen Gruselmomenten schleichen sich auch einige Längen ein. Der Film nimmt sich viel Zeit für zwischenmenschliche Konflikte – manchmal zu viel.

Charaktere & Schauspiel: Die Rückkehr der Warrens
Patrick Wilson und Vera Farmiga liefern wie gewohnt eine starke Leistung ab. Ihr Zusammenspiel ist routiniert, aber noch immer emotional. Sie tragen die Last des Films – ihre Blicke, ihr Schweigen, ihre Ängste: All das wirkt glaubwürdig und nahbar.

Besonders auffällig ist diesmal Judy, gespielt von Mia Tomlinson. Ihre Figur ist reifer geworden, wirkt unabhängiger, aber innerlich zerrissen. Ihre Verbindung zur übernatürlichen Welt bringt neue Impulse, ohne die alten Stärken der Reihe zu verdrängen. Die Familie Smurl bleibt hingegen etwas blass. Ihre Funktion im Drehbuch ist klar: Bühne für das Grauen. Tiefere Charakterentwicklung bleibt hier Nebensache.

Ein emotionaler Abschied – mit Licht und Schatten
Der Film punktet mit einem emotionalen Kern: Das Band zwischen Lorraine, Ed und ihrer Tochter Judy gibt dem letzten Kapitel Tiefe und Wärme. Manche Szenen sind erstaunlich berührend, ohne dabei ins Kitschige abzurutschen. Auch technisch gibt es wenig zu meckern – Kamera, Effekte und Musik sind atmosphärisch und passend.

Allerdings schleichen sich gerade im letzten Drittel einige Probleme ein. Der Film ist mit über zwei Stunden Laufzeit zu lang geraten und verliert in der Mitte etwas an Tempo. Manche Szenen wirken formelhaft und vorhersehbar, einige Dialoge bedienen sich vertrauter Phrasen. Zudem bleibt die Smurl-Familie zu eindimensional und liefert wenig Identifikationsfläche. Während Ed und Lorraine in den Mittelpunkt gerückt werden, verblassen die Leidtragenden des Falls.

Und auch wenn der Film ein Finale sein will, verliert er sich stellenweise zu sehr im Sentiment. Der Abschied wird spürbar inszeniert – mit viel Emotion, Rückblenden und innerem Wandel. Das ist schön, bremst aber den Horrorfluss. Dadurch wirkt das Ende weniger erschütternd, sondern eher versöhnlich.

Conjuring 4: Das letzte Kapitel ist ein würdiger Abschluss für eine der erfolgreichsten Horror-Reihen der letzten Jahre. Mit bekannten Gesichtern, altbewährtem Grusel und emotionalen Momenten schafft der Film eine stimmige, wenn auch nicht perfekte Horror-Erfahrung. Die Atmosphäre sitzt, das Schauspiel überzeugt – und der Spiegel als zentrales Gruselobjekt funktioniert erstaunlich gut. Allerdings leidet der Film unter seiner Überlänge, einem Hang zum Sentiment und teils zu bekannten Mustern. Neue Impulse gibt es wenige – aber vielleicht braucht es die auch nicht mehr. Wer die Reise mit den Warrens bis hierhin verfolgt hat, wird zufrieden aus dem Kino gehen. Und wer ganz genau hinsieht, erkennt im Spiegel vielleicht doch noch die eine oder andere offene Tür…

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