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Cassandras Traum


2009-01-18  Uewkes  10 Likes  0 Kommentare 
Sollte man das Glück haben und den erfrischenden "In Bruges" von Martin McDonagh schon gesehen haben, dann ist es glasklar: man braucht Woody Allens Cassandra's Dream nicht wirklich. In beiden Filmen spielt Colin Farrell einen Menschen, der am "Beruf" Mörder mehr und mehr zerbricht, einmal als Austragskiller, der in Brügge beseitigt werden soll, einmal als Bruder, der für seinen reichen Onkel Howard (Tom Wilkinson) einen redseligen Mitarbeiter entfernen soll.

Cassandra's Dream
Die Brüder Ian (Ewan McGregor) und Terry (Colin Farrell) halten zusammen, auch wenn sie kein aufwändiges Leben wie Onkel Howard führen. Terry arbeitet in einer Werkstatt und leiht seinem Bruder schmucke Mitfahrgelegenheiten, damit dieser auf Frauenjagd gehen kann. Terry wiederum fühlt sich dem Alkohol, den Migränepillen und dem Glücksspiel verpflichtet. Eines Tages besucht Onkel Howard sie und bittet ihn erstmalig um einen "kleinen Gefallen"; Martin Burns (Philip Davis) muss sterben, weil er zuviel weiß und nicht gewillt ist, gegen Geld oder andere Gefälligkeiten zu schweigen. Das erfolgreiche Geschäft mit den Schönheitsoperationen auf dem Erdball steht auf der Kippe, wenn die beiden Brüder ihrem Onkel nicht helfen wollen.

Nach getaner Arbeit ist der sowieso schon sehr gestresste Terry nur noch ein Wrack und Onkel und der eher kaltblütige Ian schmieden erneut einen Plan: auf einem Boot, "Cassandra's Dream", das die beiden Brüder zu Anfang gekauft haben, soll Terry beseitigt werden, doch es kommt immer ein bisschen anders, als man es geplant hat.

Kein Traum. Nur ein Albtraum der Langeweile.
Woody Allen wird nicht jünger und Cassandra's Dream merkt man das zu jedem Zeitpunkt bitterlichst an, für eine schwarze Komödie fehlen die pointierten Dialoge, stattdessen wird geschwafelt, dass sich die Balken biegen. Für einen Krimi fehlt jegliches Gefühl für Erzähltempo, für Spannungskurven. So düster es auch sein möchte, viel zu farbenfroh und kontrastreich ist der Film photographiert, das war bei "In Bruges" spritzig, erfrischend und etwas anderes, aber auch nur, weil da eine undurchschaubare und spannende Handlung dargeboten wurde.
Es ist jedoch alles andere als spannend, dem entnervten Farrell beim Zittern, Nörgeln und Saufen zuzusehen, zumal kein bissiger Humor, keine unterschwelligen Bemerkungen, rein gar nichts das dröge Geschwafel über Gewissensbisse, Familie und Schlaflosigkeit auflockern wollen.

Blasse Hauptgeschichte, totenbleiche Nebendarsteller, scheintotes Drehbuch, Trauermusik von Philip Glass
Einmal, noch lange Zeit bevor der Mord in Erwägung gezogen wird, sitzen die Brüder mit weiblichem Anhang auf ihrem Boot. Es wird Bonnie & Clyde zitiert. Ab diesem Zeitpunkt stellt man sich gelangweilt die Frage: und wie? wann endlich? Dass die Kriminalität auch hier keinen guten Ausgang finden wird, das dürfte einleuchten, nur bis es dann zum kleinen Krachbumm unter Brüdern kommt vergehen eine Stunde und 40 Minuten, +-. Eine zu lange Zeit, wo nur geredet, geredet und nochmals geredet wird, wo jede Chance, einen Charakter tiefgründiger, sympathischer oder weniger sympathischer erscheinen zu lassen, ignoriert wird und es einfach egal ist, was geredet wird, am Ende ein Schlussbild, ein schwarzes Bild und die monströse Musik von Glass, zu diesem Kleinod der Langeweile völlig unpassend und überqualifiziert, umgibt einen.
Das war wohl nichts, Cassandra's Dream ist Langeweile in Reinkultur, weiß seine eigene Laufzeit nicht sinnvoll auszufüllen und verschwendet bemühte Schauspieler, die Phrase um Phrase äußern dürfen. Aber bloß nicht mehr.
Es gibt da ein englisches Sprichwort, das übersetzt in etwa so lautet: Ein Schiff im Hafen ist sicher, aber dafür werden Schiffe nicht gebaut. Das trifft 100%ig auf diesen Pseudo-Krimi mit familiärem Dramaanstrich zu. Die spannende, fiese, pechschwarze und sehr spritzige Alternative lautet: In Bruges, Farrell zerbricht und zieht zeitgleich über Brügge her, das konnte man wirklich noch Unterhaltung nennen.

Fast schon nicht mehr erwähnenswert, dass 3-4 s/w und tonlose Szenen verbaut wurden. Filmverunstaltung gegen die Piraterie, die wohl leidigste Methode, die man sich ausdenken konnte.

Die Alternative: In Bruges. Denn der Traum mag nicht so recht erwachen und begeistern, dafür aber über lange Strecken langweilen und zurückhaltend sein. Weder als Drama, noch als Krimi, noch als irgendein anderer Genrebeitrag ansatzweise gelungen.

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   Titel Cassandras Traum
   Genre
   Release 2008-12-04
   Systeme
   Hersteller Highlight
   Publisher Highlight
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 12 Jahren Jahren
   Homepage
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