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Wir müssen leider draußen bleiben: Die neue Armut in der Konsumgesellschaft Review


2012-05-18  Spielemagazin  9 Likes  0 Kommentare 
Immer mehr Bürger in Deutschland sind vom wirtschaftlichen Reichtum des Landes ausgeschlossen. Nicht nur Arbeitslose oder Rentner, auch viele Menschen, die sich in einer Endlosspirale von Billigjobs und Zeitarbeit befinden. Früher konnten sie sich nicht nur der sozialstaatlichen Unterstützung, sondern auch einer gewissen Solidarität sicher sein. Doch damit ist es nun vorbei. Wer nicht mehr mitkommt in unserer Wirtschaft, ist selber schuld. Reflexhaft werden ihm Bildung, soziale Kompetenz oder gar der Arbeitswille abgesprochen. Die Intellektuellen gewöhnen sich an, die Verlierer der entfesselten Konkurrenz nach ästhetischen Kriterien ("Billigkonsum" und "Unterschichten-TV") abzuurteilen. Die abstiegsbedrohte Mittelschicht übernimmt diese Sicht. Dabei ist die Armut - die heute natürlich ein anderes Gesicht hat als früher - längst in dieser Mitte unserer Gesellschaft angekommen.

Kathrin Hartmann erkundet in Reportagen und in bestechend genauen Analysen unsere sich zunehmend spaltende Konsumgesellschaft: hier die Elite, die sich in gentrifizierten Stadtvierteln, neuerdings auch in Gated Communities und speziellen Clubs abschottet, dort die pauschal als "Unterschicht" für nutzlos erklärten Menschen, die sich oft nur noch über die sogenannten Tafeln ernähren können. Kommt es wenigstens dort noch zu einer wirklichen Begegnung von Arm und Reich?

Wir müssen leider draußen bleiben: Die neue Armut in der Konsumgesellschaft
Das Buch spiegelt die neue Armut in Deutschland wieder. Die neue Armut ist nicht deutlich auf der Straße zu erkennen. Diejenigen die offen Betteln sind nicht die wirklich neuen Armen in Deutschland. Auch sieht man die wirklich neuen Armen nicht bei den Tafeln sich ihr Essen holen, eher sieht man sie bei den Tiertafeln für ihre Tiere Futter holen, den dazu reicht das Geld, was ihnen monatlich zur Verfügung steht dann nicht.

Armut hat viele Gesichter, eines ist da beispielsweise das Übergewicht und das liegt nicht daran, dass die Menschen zu viel Essen. Nein, deren Prämisse ist es, mit wenig Geld satt zu werden. Obst und Gemüse ist für viele Arme zu teuer.

Hartz-IV - Empfänger werden in dem Buch teilweise stigmatisiert. Sie würden sich zu wenig um die Bildung ihrer Kinder sorgen. Leider schafft Perspektivlosigkeit nicht immer eine Motivation für die nachfolgenden Generationen. Wenn die Eltern chancenlos in Deutschland sind, was sollen sie den Kindern vorleben?

Armut in Deutschland hat ein anderes Gesicht als in Bangladesch, aber eines haben beide Gesichter: Sie müssen draußen bleiben! Sie sind nicht Teil der Gesellschaft, oder doch? Sie sind wichtig für die Gesellschaft, nur so kann man auf sie zeigen und sagen: "Die da unten!".

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