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Volkscomputer Review


2011-07-10  DasStampa  11 Likes  0 Kommentare 
Wer in den 1980ern dem Videospiel frönen wollte, tat dies hauptsächlich in den sündhaft teuren Spielhöllen am Automaten und wurde unter Umständen verdammt viel Kohle los. Heimische Alternativen gab es zu jener Zeit mangels Masse nur wenige, aber eine Firma stach mit ihren Systemen ganz stark heraus und war besser als alle anderen: Commodore! Wir alle erinnern uns noch gerne an Spiele wie California Games, Hanse oder den Great Gianna Sisters. Ich weiß noch wie es war, als ich mit 7 meinen ersten C64 mein Eigen nannte. Hanse, gleichzeitig mein erstes Videogame, war für mich eine Revolution, wahnsinnig innovativ und grafisch top. Als ich dann aus purem Zufall dieses Buch entdeckte, fiel ich fast rückwärts um. Ob ihr auch umfallt, weil dieses Buch nur so vor Qualität strotzt oder ob ihr dieses literarische Machwerk lieber in die Vergangenheit vergraben solltet, lest ihr hier.

Eine Reise durch die Zeit
Kenner der "Alten Schule" werden bereits beim Cover schmachten, denn ein Ur-C64, von den Fans ob seiner Form liebevoll "Brotkasten" genannt, ziert eben dieses. Weiterhin zu erkennen sind das Amiga-Logo (der weiß-rot karierte Ball) sowie das typische Pharao-Standbild der Videospielschmiede. Der Ober- bzw. Untertitel der Überschrift macht die geneigteLeserschaft neugierig, was denn beispielsweise Commodore und Amiga miteinander gemein hatten. Eines sei verraten: Diese Frage wird im Buch ausführlichst beantwortet. Überhaupt strotzt das Lesewerk nur so vor Inhalt, Fakten und Details.

Erschaffer ganzer Welten
Diverse Zeitzeugen kommen zu Wort und die Macher/Erfinder der damaligen Heimcomputer geben ihr Stelldichein. Sie berichten, wie es damals zuging, wer mit wem warum und vor allem wie Geschäfte machte und was es hieß, Pionier der Videospielindustrie zu sein. Man hat unter anderem schnell heraus, dass der harte Kern der Macher heutiger PCs und MACs allesamt mal befreundet/bekannt waren und zumindest zusammen gearbeitet haben. Bill Gates (Microsoft), Steve Jobs (Apple) und Jack Tramiel (Commodore, später Atari) sind nur einige der namhaften Charaktere, die beschrieben werden und unter anderem auch selbst zu Wort kommen. Die Zitate auf der Rückseite des Buches wecken überdies die Neugier der Leserschaft. Es sind teilweise krasse Aussagen der Ingenieure und Mitarbeiter von Commodore und Amiga, die aufhorchen lassen und Lust auf mehr machen.

Vielfalt heißt Gameplan
Das Buch liest sich flüssig, nahezu wie ein Roman. Es ist einfach geschrieben, die Fremdwörter, die es gibt, werden erklärt oder erklären sich im Lauf des Textes von selbst. Die Lektüre ist eine liebevolle Hommage an die Videospiele jener Zeit sowie deren Schöpfer, ein chronologisches Meisterwerk der literarischen Videospielgeschichte erzählt von ihren Erfindern. Einem spannenden Krimi gleich möchte man diesen 368-seitigen Wälzer nicht mehr aus der Hand legen, sondern Kapitel für Kapitel weiter lesen. Der Aufstieg von Commodore, vom Taschen- bis zum damaligen High-End-Rechner für den Heimgebrauch wird ebenso brisant wie ausführlich beschrieben wie auch der Niedergang, einem mächtigen Moloch der Telemedien gleich. Ich persönlich habe bei der Story mitgefiebert und den Protagonisten teilweise gewünscht, dass es anders gelaufen wäre. Intrigen, Enttäuschungen und zerstörte Träume kommen ebenso vor wieEuphorie, Freude und Aufbruchstimmungen. Man wird einfach mitgerissen! Authentisch werden die Geschehnisse von einst zu einem anziehenden, überaus interessanten Gesamtwerk, ja, ich möchte fast schon von einem Meistewerk sprechen, zusammengefasst. Wer sich für die Pioniere des Videogamings interessiert und sein Herz dafür öffnet, bekommt hochkarätigste Kost geboten. Das farbig illustrierte "Hardware-Museum", ein Index der relevanten Firmen und Personen, eine tabellarische Auflistung der technischen Daten sowie ein Epilog, welcher den Verbleib einiger der ehemaligen Mitarbeiter klärt, runden das ohnehin meisterlliche Buch ab. Gameplan, weiter so!

Weitere Infos:
www.gameplan.de

Sehr gutes, detailliertes wie unterhaltsames Nachschlagewerk für Liebhaber der alten Videospiele-Kost und solche, die es werden wollen. Sehr schön aufgemacht, klasse recherchiert und sehr gut zu lesen - teilweise spannender als so mancher Beckett.

Punktewertung

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   Titel Volkscomputer
   Genre
   Release
   Systeme
   Publisher Gameplan
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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