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The Residence Review

Mord im Weißen Haus – ein skurriles Whodunit mit Biss


2025-04-13  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Was passiert, wenn man ein Staatsdinner im Weißen Haus nicht als politischen Pflichttermin inszeniert, sondern als Tatort eines klassischen Whodunit? Genau das fragt sich „The Residence“, eine neue Netflix -Serie aus dem Hause Shondaland, die frischen Wind in das Krimi-Genre bringt. Zwischen Butlern, Beratern und Intrigen entfaltet sich ein clever konstruiertes Mysterium – irgendwo zwischen Agatha Christie und House of Cards.

Im Zentrum steht Cordelia Cupp, eine exzentrische Ermittlerin mit messerscharfem Verstand und einem Faible für das Schräge. Uzo Aduba verkörpert diese Figur mit herrlicher Überdrehtheit, aber auch Tiefgang. Ihre Mission: Den Mord an A.B. Wynter, dem Chief Usher des Weißen Hauses, aufklären – und das in einem Umfeld, in dem jeder etwas zu verbergen hat.

157 Verdächtige, null Alibis
Das Besondere an „The Residence“ ist nicht nur der Schauplatz – es ist das Konzept. Anstatt sich auf eine überschaubare Gruppe zu konzentrieren, präsentiert die Serie gleich 157 potenzielle Täterinnen und Täter. Klingt übertrieben? Ist es auch – aber im besten Sinne.

Die Serie spielt gekonnt mit der Absurdität ihrer Prämisse. Die Verdächtigen reichen vom Küchenpersonal über Sicherheitsbeamte bis hin zu hochrangigen Politikerinnen. Und obwohl es auf den ersten Blick nach Chaos klingt, hält die Serie die Fäden überraschend gut zusammen. Die vielen Figuren bekommen eigene kleine Momente, ihre Motive sind mal tragisch, mal komisch, mal einfach nur schräg – aber selten egal.

Zwischen Glanz und Gänsehaut
Inszenatorisch bietet „The Residence“ eine gelungene Mischung aus prunkvoller Kulisse und atmosphärischem Krimi. Die Kamera gleitet durch die Flure des Weißen Hauses, als würde man selbst auf Spurensuche gehen. Dabei gelingt es der Serie, ihre Umgebung nicht nur als Setting, sondern als Charakter zu inszenieren.

Auch der Score unterstreicht das Gefühl von Spannung und Drama, ohne jemals zu aufdringlich zu sein. Hier spürt man die Handschrift eines erfahrenen Kreativteams, das genau weiß, wann es zurücktreten und wann es zuspitzen muss.

Starke Darstellerinnen, clevere Dialoge
Neben Uzo Aduba glänzt das Ensemble mit bekannten Gesichtern und schauspielerischer Präzision: Giancarlo Esposito als interimistischer Hausherr, Susan Kelechi Watson als ehrgeizige Beraterin, Randall Park als überforderter FBI-Agent. Sie alle bringen das richtige Maß an Ernst, Ironie und Tiefe mit, um die abgedrehte Geschichte glaubwürdig zu halten.

Die Dialoge sind pointiert, oft augenzwinkernd und nicht selten überraschend ehrlich. Inmitten all der politischen Machtspielchen blitzt immer wieder Menschlichkeit auf – und genau das macht die Serie so sehenswert.

Nicht ganz makellos, aber voller Charme
Natürlich hat „The Residence“ auch seine Schwächen. Die Vielzahl an Figuren überfordert gelegentlich, einige Nebenstränge wirken etwas lose und werden nicht zu Ende erzählt. Auch hätte man sich an manchen Stellen etwas mehr Tempo gewünscht – vor allem in der Mitte verliert die Serie leicht an Drive.

Doch das wird durch den insgesamt sympathischen Ton, die Originalität und das überraschend emotionale Finale mehr als wettgemacht.

„The Residence“ ist ein eigenwilliger, unterhaltsamer Krimi, der sich nicht zu ernst nimmt und gerade deshalb funktioniert. Die Mischung aus politischem Theater, skurrilen Figuren und klassischer Detektivarbeit ist erfrischend anders. Wer Lust auf etwas Neues hat – irgendwo zwischen Cluedo und West Wing – wird hier definitiv fündig.

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