Man ist ja schon einiges gewöhnt in der bunten Welt der Filmemacherei und des Showbizz. Da wird schon mal ein berühmter und gefeierter Darsteller zum Regisseur, siehe Clint Eastwood oder Mel Gibson. Es passiert auch gerne, dass mehr oder minder erfolgreiche Popstars es mit Hauptrollen oder Nebenrollen versuchen, so wie wir es bei Justin Timberlake oder Madonna oder gar bei Miley Cyrus bewundern durften. Ganz, ganz selten schafft es auch einfach ein blondes, reiches Töchterchen mit Handtaschenhund auf die große Leinwand. Alles schön und gut...aber ein Wu-Tang Clan Mitglied, dass sich nicht nur am Soundtrack, sondern auch am Drehbuch und an der Hauptrolle vergreift...? Robert F. Diggs, besser bekannt als RZA, macht sich selbst zum Held mit doppeltem Migrationshintergrund im China des 19. Jahrhunderts und startet damit fulminant seine Karriere hinter und vor der Kinokamera und präsentiert uns so, wie denn ein Rapper die chinesische Geschichte um Ehre, Macht, Gold und Kampfkünste so sieht. So eine Interpretation altehrwürdiger Kampftechniken und altbekannter Martial-Arts Tricks kombiniert mit hartem Rap und Rockmusik als Hintergrund - eine Mischung die auf jeden Fall schon mal eines ist: mal was andres.
Geschichte
"The Man with the Iron Fists" hat so viele Geschichten, dass man gar nicht weiß, wo die Hauptgeschichte anfängt und ein Seitenarm weiterführt. Im Stile von alten Klassikern des Haudrauf-Kinos geht es primär in allen Geschichten aber immer um zwei elementare Dinge: Rache und Macht.
Zunächst wäre da Zen Yi, der Sohn des berüchtigten Clanführers Gold Lion, der den Mord an seinem Vater durch dessen Stellvertreter Silver Lion rächen will. Dann ist da Jack Knife, grandios gespielt von alt Gladiator Russell Crowe, der neben einem offiziellen Auftrag der Regierung, eine alte Rechnung mit seinem Widersacher Poison Dagger zu begleichen hat. Die wunderbare Lucy Liu, die in keinem namhaften Martial Arts Film fehlen darf, spielt die gerissene Bordellbetreiberin Madam Blossom, die sich durch ihre Mädchen an die Spitze der Hackordnung kämpfen und sich somit für all die Jahre der Unterdrückung durch die Männerwelt rächen will. Schließlich kommt da der Schmied RZA, der zunächst nur seine Freundin Lady Silk aus dem Bordell kaufen will. Doch als er durch Brass Body seine beiden Arme verliert sinnt er ebenfalls nur auf Rache. Um Macht geht es in der Riege der Bösewichte nur Silver Lion und seinen Handlangern Bronze Lion und Copper Lion.
So, nun wurde die Personenkonstellation gesetzt und es fehlt nur noch ein roter Faden, der alles verbindet. Dieser Faden kommt in güldenem Antlitz, als der Gouverneur des Bezirks eine große Menge Gold an die Truppen im Norden senden will und hierfür den Clan der Lions beauftragt. Silver Lion sieht seine Chance und tut sich mit dem Giftspucker Poison Dagger zusammen und ermordet Gold Lion. Als sein Sohn Zen Yi, auch bekannt als X - Blade, davon erfährt reitet er los in das Dorf Jungle Village, wo sich die Bande versteckt hält. Als die Boten des Goldes eintreffen und ebenfalls den giftigen Pfeilen der Schurken zum Opfer fallen entsendet der Gouverneur einen Vertrauten in Form des Briten Jack Knive, um nach dem Rechten zu sehen. Silver Lion, selbst ein eher ängstlicher Kämpfer engagiert sich einen Koloss mit X-Men haften Fähigkeiten: Brass Body, der jeden Teil seines Körpers in undurchdringliches Metall verwandeln kann (warum auch immer).
Der Schmied RZA kommt dann ins Spiel, als er dem schwer verwundeten X-Blade hilft und versteckt hält. Ach ja und ganz zum Showdown hin fällt dann Madam Blossom auch ein, dass sie etwas von dem Gold haben will und setzt ihre Ninja - Prostituierten ein, um alle Männer im Bordell zu ermorden...
"Martial Art" a.k.a. "Haudruff"
"Brass Body? X- Blade? Lady Silk? Iron Fists? Und wer ist der Vater von wem...oder nee... sie ist doch die Frau von...oder warum kämpfen die jetzt? Hä?" - Wem die Geschichte bzw. die Motivation warum jetzt wer gegen wen antritt und warum wem denn jetzt die Arme abgehackt werden zu viel ist, dem sei gesagt: macht nichts. Man braucht kein Kulturwissenschaftliches Studium, um zu erkennen, dass in einem Martial Arts Film, ebenso wie in einem Martial Arts Spiel, einer Martial Arts CD oder einem Martial Arts Marionettentheater die Story nur eine nebensächliche Rolle spielt. Viel wichtiger ist bei so was die Action, das Handgemenge, die herumfliegenden Körper und das zersplitternde Holz - der Kampf eben!
Zwar hatte man schon bei "The Drunken Master" und "The One" und bei so gut wie allen Klopperei-Filmen immer das Gefühl, dass das alles nicht mit Rechten Dingen zugehen kann, doch "The Man with the Iron fists" setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Zwar fliegen hier keine Menschen durch die Gegend, wie bei "Tiger and Dragon", doch dafür ist alles geboten. Von einem Anzug der von überall und nirgendwo Klingen verschießen kann über fast unendlich ausdehnbare Kampfstäbe bis hin zu einem Mann, der sich in Metall verwandeln kann ist alles geboten. Sogar als sich der Schmied zwei Eisenfäuste an seine Arm stumpfe anbrennt werden diese lebendig. Sogar der prüde Brite Jack Knive hat eine Pistole, die nicht nur kleine Wurfsterne verschießen, sondern auch eine voll rotierende Kreissägen-Klinge besitzt.
Neben den ganzen Spielereien, auf die selbst James Bond neidisch wäre, wird auch noch in guter Jackie Chan Manier geprügelt, gekickt und geschleudert. Gerne mal in einer Gruppe oder auch 1:1 - der Phantasie von Regisseur und Drehbuchautor RZA waren offenbar keine Grenzen gesetzt.
Wer jedoch tatsächlich eher auf die "Schlangentechnik - Armausdehnungs - Kugelattacke" steht und gerne möchte, dass die Helden der Geschichte Jahrelanges, hartes Training hinter sich haben (zumeist zusammengerafft in wenigen Schnitten und mit Musik hinterlegt), der wird sehr enttäuscht über die Kloppereien sein. Es wird weder erklärt warum wer wie was und seit wann kann, noch ergibt es sich aus dem Kontext. Hier hat sich RZA wieder in einen kleinen Jungen verwandelt und ohne Hintergrund seine Actionfigürchen gegeneinander antreten lassen.
Technische Aspekte
Vorab: Der Film wurde von Quentin Tarantino produziert - sonst nichts. Zwar gibt es hier und da ganz eindeutige Ehrungen durch bestimmte Farbeffekte und Schnitte, so wie im Show Down der geteilte Bildschirm oder die Hervorhebung der Farbe Rot in bestimmten Effekt-Szenen, mehr aber auch nicht. Regie und Drehbuch und Postproduktion sind RZA zuzuschreiben, bzw. er allein trägt die Verantwortung für diese.
Die Musik ist typisch amerikanisch: Rock- und Rapmusik in den Kampfszenen, romantisches Gedudel bei Liebesszenen und Pornomusik bei den obligatorischen Sex Szenen, die zugegeben ein gewissen Grad an Stil aufweisen. Zwar hat die musikalische Untermalung durchaus seinen Reiz, doch leider passt es nicht wirklich in das Setting des "China im 19. Jahrhundert". Ganz ungeachtet dessen, dass so gut wie nichts in diese Zeit passt, was im Film auftaucht.
Die Kamera ist gekonnt geführt und die Qualität der Bilder ist einwandfrei, genau wie die deutsche Synchronisation. Die Szenen sind meistens effektvoll gewählt und RZA scheute sich auch nicht vor experimentellen Stilbrüchen á la Tarantino. Er bemühte sich zudem keine langatmigen Szenen aufkommen zu lassen, was den einen als Ruhelosigkeit im Bild, den anderen wiederum als Action aufstößt. Wie dem auch sei: Bild Ton und Schnitt sind einwandfrei.
Der Cast zeugt einerseits davon, dass RZA wusste wen er will und dass er andrerseits auch das nötige Kleingeld dazu hatte. Mit ca. 18 Million Dollar Produktionskosten war der Film kein Schnäppchen und mit den rund 18,6 Million Dollar Einspielergebnissen auch kein Kassenschlager. Lucy Liu als Madam Blossom spielt in ihrer gewohnt Streberhaft - guten Manier und Russel Crowe als betrunkener, rumhurender Beauftragter des Gouverneurs ist glaubhaft bis in die letzte Ritze seines Faltenanzugs. Die asiatischen Darsteller (außer Lucy Liu) sind in Ordnung, auch wenn sie recht spurlos an ihrer Rolle vorbeigehen. Der "Hauptdarsteller" hingegen, immerhin gespielt vom Regisseur und Drehbuchautor und Kopf des gesamten Filmes RZA ist enttäuschend. Seine Rolle als schwarzer Schmied im China des 19. Jahrhunderts, geflohen aus Amerika und gerettet von buddhistischen Mönchen hatte so viel Potential und so viel Stil, dass es schon fast eine Kunst wäre die Rolle falsch oder langweilig zu spielen. Doch, wie dem nun mal so ist, hat er es geschafft. Bis auf wenige Momente in denen er episch mit Kapuzenmantel durch die Gegend läuft und dem Finalen Kampf ist er kaum zu sehen und da wo er zu sehen ist denkt man sich "so what?". Leider konnte er nicht einmal die Szene, in denen der Schmied seine Arme verliert glaubhaft rüber bringen. Alles in allem leider sehr enttäuschend.
Zur Verteidigung des Filmes muss hier gesagt werden, dass der Originalschnitt der Erstfassung 4 Stunden lang war und von RZA als Zweiteiler oder Film mit Überlänge gewollt war. Warum und wer dann am Ende "das" draus gemacht hat ist nicht überliefert.
Fazit
Ein Rapper als Schmied im China das 19. Jahrhunderts, ein Mann der sich grundlos in Metall verwandeln kann, platte aber episch gemeinte Dialoge und ein Russel Crow und eine Lucy Liu die ihre große Not haben den Film über Wasser zu halten. Was als episches Monument der Filmgeschichte voller Action und ausgeflippten Waffen konzipiert war endete leider in einem trüben Sumpf aus unfertigen Charakteren und nicht glaubwürdigen Ereignissen. Zudem bedient er zwar die Klischees, die man aus dem Genre erwartet, doch leider die falschen. Unterm Strich ist "the man with the iron fists" eher eine Parodie eines guten Martial Arts Films. Er ist schlichtweg zu amerikanisch, als dass man ihn als asiatischen Kampffilm ernst nehmen könnte.
Selbst für einen Martial Arts Film zu unschlüssig, zu flach und zu amerikanisch, trotz Lucy Liu und Rossel Crowe.
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Titel | The Man with the Iron Fists |
Genre | |
Release | 2013-04-04 |
Systeme | |
Publisher | Universal Pictures Germany GmbH |
Altersfreigabe | Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren |
Homepage |
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