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Tenet Review

Ein atemberaubendes Kopfkino, das die Gesetze der Physik verdreht


29.11.2025  Toobi  0 Likes  0 Kommentare 
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Christopher Nolan hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur das Kino, sondern die Art und Weise, wie wir über Zeit und Realität denken, herauszufordern. Mit "Tenet" legt er einen Film vor, der vielleicht sein ambitioniertestes und intellektuell anspruchsvollstes Werk ist. Dies ist kein simpler Agententhriller, sondern ein hochkomplexes Puzzlespiel, das den Zuschauer von der ersten Minute an in einen Strudel aus umgekehrter Entropie und temporalen Kriegen zieht. Man sieht ihn nicht einfach; man erlebt ihn – und diskutiert ihn danach stundenlang.

Ein Protagonist ohne Namen im Kampf für die Zukunft der Welt
Gesprochen von John David Washington mit einer Mischung aus cooler Gelassenheit und unbeugsamer Entschlossenheit, wird der Zuschauer buchstäblich ins kalte Wasser geworfen. Nach einem gescheiterten Einsatz in Kiew wird unser Held, nur "Der Protagonist" genannt, in die geheimnisvolle Welt von "Tenet" eingeweiht. Diese Organisation kämpft nicht für eine Nation, sondern für das Fortbestehen der gesamten Menschheit vor einer Bedrohung aus der Zukunft. Seine Reise führt ihn von den Sonnenuntergängen der Amalfiküste bis zu den wolkenkratzenden Skylines von Mumbai und den frostigen Landschaften Nordeuropas. An seiner Seite steht Neil, gespielt von einem charmant-witzigen Robert Pattinson, dessen lockere Art die düstere Komplexität der Mission perfekt kontrastiert.

Die inversion der Zeit: Nolans genialster Coup oder sein größter Stolperstein?
Das Herzstück von "Tenet" ist das Konzept der "Inversion": die Fähigkeit, den Fluss der Zeit für Objekte und später auch Menschen umzukehren. Was in herkömmlichen Filmen ein simpler Rückblende wäre, wird hier zu einer atemberaubenden, oftmals verwirrenden Darstellung von Kausalität. Kampfszenen werden sowohl vorwärts als auch rückwärts gefochten, Autojagden spielen sich in zwei zeitlichen Richtungen gleichzeitig ab, und die Vergangenheit wird zum Schlachtfeld der Zukunft. Die visuelle Umsetzung ist absolut meisterhaft und setzt neue Maßstäbe für praktische Effekte. Nolan baut kaum auf CGI, was den Szenen eine greifbare, fast schon beängstigende Intensität verleiht. Der Soundtrack von Ludwig Göransson unterstreicht diese bedrohliche Atmosphäre mit einem pulsierenden, ohrenbetäubenden Score, der selbst zu einer Waffe wird.

Ein emotionaler Anker in einer kalten, intellektuellen Welt
Inmitten all der hochkomplexen Physik und der globalen Verschwörung findet der Film einen überraschend emotionalen Kern in der Figur der Kat, gespielt von Elizabeth Debicki. Ihr Kampf, sich aus der toxischen Beziehung mit dem russischen Oligarchen Andrei Sator (ein furchterregend kaltblütiger Kenneth Branagh) zu befreien, bietet dem Publikum eine menschliche Perspektive. Sators Motivation, angetrieben von verletztem Stolz und der Wut eines sterbenden Mannes, der die ganze Welt mit sich in den Abgrund reißen will, macht ihn zu einem der furchterregendsten Nolan-Antagonisten. Die Beziehung zwischen Kat und Sator sorgt für die dringend benötigten emotionalen Einschläge in einer ansonsten sehr kühlen und berechneten Erzählung.

"Tenet" ist ein filmisches Monument der Ambition. Er ist ohne Zweifel ein visuelles und akustisches Meisterwerk, das im Kino absolut überwältigt und neue Maßstäbe für Action setzt. Gleichzeitig ist er Nolans unzugänglichster Film, ein Werk, das den Zuschauer aktiv fordert und dessen komplexe Regeln beim ersten Sehen kaum vollständig zu erfassen sind. Die emotionale Kälte und die manchmal untergeordnete Charakterentwicklung zugunsten des hochtrabenden Konzepts werden nicht jeden begeistern. Doch als spektakuläres Denkexperiment und als mutiger Schritt in neue filmische Erzählformen ist "Tenet" eine absolute Pflicht und ein Werk, das noch lange nachhallen wird.

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