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Sword Art Online: Hollow Fragment Review


2014-11-24  Dean  17 Likes  0 Kommentare 
Der Anime
In einer nicht so weit entfernten Zukunft haben MMORPG ("Massively Multiplayer Online Role-Playing Game") ein Ausmaß erreicht, dem Neo, Trinity samt Morpheus ("Matrix" (DvD)) gerne als tapfere Rebellen entgegentreten würden. Mit einer Spielkonsole projiziert sich der Spieler in die virtuelle Welt von "Sword Art Online" (und das ganz ohne meterlangem USB-Speer in den Nacken) ,in der es Monster zu töten, Quests zu erfüllen und Gilden zu Gründen gibt. Ein typisches Rollenspiel eben, wäre da nicht ein kleiner Bug, den der Entwickler (ein wahnsinnig gewordener Wissenschaftler) bewusst platziert hätte: Es gibt keinen Log-Out Knopf. Das Spiel kann man nur verlassen, wenn man das oberste Level schafft und den Endgegner besiegt. Was viele womöglich als "wahre Herausforderung" sehen würden, wird zur existentiellen Bedrohung, wenn man ein weiteres Feature des Spiels berücksichtigt: Der Tod in der virtuellen Welt führt zu einem letalen Stromschlag in der realen Welt; will heißen: "Game over" bedeutet "Game over".
In dieser skurrilen Welt findet sich der Beta-Tester "Kirito" wieder und macht sich als Solo-Player auf, das Spiel zu gewinnen.

Das Spiel
"Sword Art Online: Hollow Fragment" (PS Vita) spielt im Parallelen Universum zu "SOA", welches im Vorgängerspiel "Sword Art Online: Infinity Moment" (PSP, PSVita) eingeschlagen wurde; ist also zwar ein "Spiel zur Serie", jedoch in einer etwas abgeänderten Welt, die ungefähr an Episode 14/15 des Animes ansetzt. Man spielt den Protagonisten Kirito, der Mitten in einem Dungeon von gleißendem Licht eingehüllt, in eine ihm unbekannte, fremde Ebene gebeamt wird.
Hier "stößt" er im wahrsten Sinne des Wortes auf Philia, einen Orange-Player, die bereits seit über einem Monat in diesem Bereich festsitzt. Sogleich entbrennt ein Kampf zwischen den Beiden, der wunderschön als echte Anime Sequenz umgesetzt ist. Gerade, als es ernst wird, greift ein Monster ein und die zwei Raufköpfe müssen zusammen arbeiten. Hierbei übernimmt der Spieler die Steuerung von Kirito und wird geflutet mit 3x4 Fähigkeiten auf 3 Paletten mit verschiedenen Tastenkombinationen und ohne Erklärung was, welche Fähigkeit bewirkt. Man endet schnell darin nur panisch das Viereck zu drücken, weil das am ehesten noch nach Schaden für den Gegner aussieht. Zusätzlich wird man von Philia auf Japanisch angeschrien irgendetwas zu machen (für studierte Japanologen natürlich kein Problem, doch für alle anderen...) und überall blitzt, blinkt und leuchtet es. Willkommen in einem japanischen Anime - Game.

Falscher Spielstand?
Hat man dann den ersten Kampf geschafft (der zugegeben nicht wirklich schwer war), schaut man verdutzt ins Inventar, die Charakter Konfiguration und Fähigkeiten und wundert sich: Hab ich zusammen mit dem Spiel gleich ein bereits gespieltes Savegame bekommen? Nicht nur, dass Kirito vor Fähigkeiten wie Heilung, Boost, Angriff und Schild nur so strotzt und offensichtlich viel zu stark für 98% der Monster in dem Bereich ist, das Spiel selbst geht mit einem um, wie mit einem Veteranen: Die wenigen Info-Fenster zum Gameplay, oder zu Fähigkeiten die hier und da aufploppen reden für einen Noob (= Anfänger) in Rätseln. Da wird von "Switch" geredet, welches den "Aggro" von einem zum anderen Spieler überträgt und von "Burst", "SP" und "Risk" - Balken.
Man fühlt sich nicht nur überfordert, sondern auch übergangen: Man wollte doch mit einem neuen Spiel, neu anfangen und alles neu und nach eigenem Ermessen erlernen.
Wer nun einwirft: "Dies ist bestimmt nur am Anfang so, um die Grundzüge des Spieles besser zu erklären und durch irgendwas verliert Kirito seine Fähigkeiten und man darf wieder von 0 Anfangen und und und ...". Nope. Ist nicht so. Es wird im Laufe des Spieles sogar noch schlimmer.

Kenne ich euch...?
Zugegeben: irgendwo ist es auch mal befriedigend am Anfang eines Spieles nicht permanent vom Tode bedroht, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen, sondern sich lachend in Horden von Bienen, Ogern oder Keilern zu stürzen und diese mit Leichtigkeit in ihre Pixel aufzulösen, doch spätestens, wenn man das Quasi-Tutorial beendet hat und wieder in Kiritos Heimatstadt teleportiert wird, wird man sich eines Sache schmerzlich bewusst: Ohne den Anime bis mindestens Episode 15 zu kennen, hat man keine Chance auch nur irgendwas vom Kontext zu verstehen. Es tauchen diverse vollbusige Anime - Mädels auf: Die eine weint, die andre schimpft, wieder eine andere nennt Kirito "Papa", zwei andere scheinen gar nichts mit denen zu tun zu haben, kurzum: Überforderung!
Und wieder fragt man sich: Falscher Spielstand...?
Zugegeben: Das Spiel bietet einem an, den Inhalt des letzten Teils "Sword Art Online: Infinity Moment" (PSP/PSVita) per Anime Sequenz kurz wieder zu geben, doch wirklich schlauer wird man hieraus nicht. Im Gegenteil: Sollte man Interesse am Anime haben, wird man aufs schärfste und unvorbereitet gespoilert.

Fertiger Charakter
Wie bereits erwähnt, steigt man als quasi unbesiegbarer Kirito auf hohem Level ein und ist mit allen nötigen Skills zum Sieg ausgestattet. Das Spiel verzichtet hier auf neue, großartige Fähigkeiten oder einen ausgefeilten Skill-Tree und wirft dem ambitionierten Spieler hier und da ein Stück Verbesserung zu, doch wirklich erfreuen kann man sich hieran nicht. Die Upgrades zu Kiritos Fähigkeiten sind nicht wirklich bahnbrechend und vor allem unglaublich sporadisch: Man muss sich gefühlt durch tausende Monster hacken, um irgendwie etwas zu erreichen. Die optischen Anpassungsmöglichkeiten des Charakters sind da leider auch kein großer Trost.
Ein kleiner Lichtblick kam, als man neue Waffen verwenden konnte und auch mal weg vom Doppelschwert - Kämpfer Kirito ging, doch auch das endete darin, dass man die neuen Waffen erst einmal durch tausende toter Monster hochskillen musste.

Schonmal Dating-Games gespielt...?
So fühlt es sich nämlich an, wenn man die, schier nicht enden wollenden Gespräche der Charaktere belauscht, die nur in Portraits animiert sind. Zwar ist die japanische Vollsynchronisation perfekt und wunderschön gemacht, doch, wenn man satte 10 Minuten nur damit verbracht hat, dem zu lauschen, was die gefühlt 15 Anwesenden abwechselnd zu einem Thema zu sagen haben ("oftmals auch nur ein typisch Japanisches "ahh" "ohh", "ehhhh"), dann verliert sich das schön gestaltete in einem "Mach endlich weiter Maaaannnnn!!!". Es macht es im Übrigen auch nicht unbedingt besser, dass es in diesen Gesprächen meistens um die Beziehung zwischen Kirito und Asuna (seiner Frau) geht...
Gameplay
Wenn man sich vom anfänglichen Schock des kalten Wassers erholt hat, fällt einem die sehr benutzerfreundliche Steuerung und das Handling der Fähigkeiten auf. Die Echtzeitkämpfe sind realen MMORPGs nachempfunden, die eben nicht Rundenbasierend, sondern per Aktionsleiste ablaufen. Soll heißen: Manche Attacken kann man sofort ausführen und sie verbrauchen die SP bzw. Burst Leiste und andere brauchen erst etwas Ladezeit. Hierbei kommt das SOA-Spezifische "Switch" perfekt zur Geltung, indem man den Fokus des Gegners von sich auf den Nebencharakter lenkt, um sich so Zeit zu verschaffen, die stärkere Attacke vorzubereiten.
Die Steuerung des Charakters und der Kamera wird intuitiv mit den Steuerknüppeln gemacht und Anweisungen an euren Hilfscharakter werden über das Steuerkreuz getätigt, wobei nicht nur Befehle, sondern vor allem Lob an gutes Verhalten den Side-Kick quasi "erziehen" das zu tun, was man von ihm will. Die insgesamt 3 Fähigkeitspaletten werden mit den R und L Tasten an den Schultern der PSVita getätigt. Hält man einen der Knöpfe gedrückt so überlappt die auf ihm gespeicherte Palette das Basis-Modul für die Standart-Knöpfe. Sehr intuitiv und auch sehr gut gelöst, um viele Fähigkeiten auf wenigen Knöpfen zu verteilen.

Technische Aspekte
Technisch bewegt sich "Sword Art Online: Hollow Fragment"(PSVita), eher im unteren Mittelfeld: Die Grafik ist "yoa" und der Sound, sowie die Effekte sind "naja ok..." - nichts, was sich Publisher und Developer Namco Bandai Games wirklich groß auf die Fahne schreiben sollte. Die Synchronisation ist wunderschön und professionell gemacht, ebenso der Soundtrack in den Cut - Scenes, die ebenfalls sehr gut gemacht sind, auch wenn es nur Anime - Videos; also keine gerenderten Grafiken sind. Eine gute Lösung um Rechenzeit und Speicherplatz zu sparen. (Lieber einmal gut gezeichnet als 10 mal schlecht gerendert). Unterm Strich nutzt das Spiel weder die technischen Innereien der PS Vita, noch ihr ganzes Funktionsspektrum voll aus. Eine Verwendung des hinteren Touch-Panels gibt es nicht und der Touch-Screen wird im Grunde nur fürs Bestätigen und kleinere Hotkey Funktionen genutzt.

Fazit
"Sword Art Online: Hollow Fragment" (PSVita) ist Fanservice durch und durch. Wer ein "I love Kirito" und ein "I wield dual" Shirt im Schrank hängen hat wird sich hellauf freuen, die altbekannten Gesichter zu sehen und vor allem die Originalstimmen des Animes zu hören. Ebenso sind die Attacken Kiritos seinem Vorbild nachempfunden und auch die gesamte Welt, samt Monster und grafischen Kleinereien sind sehr detailgetreu und nah am Anime. Zwar lässt das Spiel diejenigen zurück, die den Anime nie gesehen haben, doch für diese "Noobs" war es sowieso nie konzipiert. Technisch nicht so ganz der Schuss mit nicht enden wollender Liebe zum Detail ist es ein Spiel für Fans und nur für Fans, nicht mehr und nicht weniger.

Ein absolutes MUSS für alle Fans des Anime! Für alle anderen nicht zu empfehlen...

Punktewertung

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