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Sholay Review


2010-11-30  gracgre  14 Likes  0 Kommentare 
Als jemand, der mit Bollywood-Filmen bisher nichts am Hut hatte, habe ich mir gedacht: "Wenn ich mir schon einen Bollywood-Film antue, dann wenigstens den erfolgreichsten!" Und ich muss sagen: Ich bin mehr als positiv überrascht.

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil
Auch wenn der Film 1975 und damit lange, bevor ich überhaupt auf der Welt war, geschweige denn, etwas bewusst wahrnehmen konnte, erschienen ist, hat er mich, der fast nur noch die Special-Effects und atemberaubenden Stunts neuartiger Filme gewohnt ist, ziemlich beeindruckt.

So hat es mir auch nichts ausgemacht über drei Stunden lang zuzusehen und immer wieder die Untertitel zu lesen, da der Film nicht auf deutsch synchronisiert wurde. "Leider" will ich gar nicht mal sagen, denn so wird der Charme der einzelnen Darsteller mit ihren interessanten, zum Teil witzig klingenden Quietschestimmen bewahrt.

Die Story
Der ehemalige Polizeichef Thakur Baldev Singh (Sanjeev Kumar) bittet einen Gefängnisdirektor und Kollegen alter Tage, die beiden allerorts bekannten und bereits in sämtlichen Gefängnissen der Städte insässigen Gauner Jai (Amitabh Bachchan) und Veeru (Dharmendra) aufzuspüren und zu ihm zu bringen.

Überrascht von der Bitte Thakurs, erzählt dieser dem Direktor - und wir bekommen es in einer Rückblende mit -, dass er die beiden Freunde eines Tages geschnappt hatte und mit ihnen im Zug auf dem Weg ins Gefängnis war. Als dieser Zug plötzlich von Räubern überfallen und Thakur bei diesem Gefecht, für welches er vorher die beiden Gauner von ihren Fesseln befreit hatte, damit sie bei der Verteidigung helfen, verwundet wird, bietet sich für die beiden die Gelegenheit, zu entkommen.

Thakur, der sie bei diesem Fluchtversuch ertappt und sie an ihr Versprechen erinnert, nur beim Kampf gegen die Räuber zu helfen, sackt verletzt zusammen. Offensichtlich geplagt von Gewissenskonflikten wirft Jai zum ersten Mal im Verlauf des Films seine Münze. Da diese Kopf zeigt, helfen die beiden Thakur, was daraufhin mit einem weiteren Aufenthalt in einem Gefängnis verbunden ist.

Erneut in der Gegenwart und wieder auf freiem Fuß, treten die beiden Ganovenfreude in einem gestohlenen Motorrad mit Sozius die Reise zu einem Holzhändler an. Auf der Reise dorthin kommt auch zum ersten Mal Musik und Gesang der Darsteller zum Einsatz. Jai und Veeru singen ein Lied über Freundschaft und es wird sofort klar, dass jeder für den anderen immer da sein und ihn niemals im Stich lassen würde, eine wirkliche Männerfreundschaft eben.

Bei dem Holzhändler angekommen, bieten sie ihm ein Geschäft an. Da auf die beiden eine Belohnung von 2.000 Rupien ausgesetzt ist, soll dieser die beiden der Polizei ausliefern und das Geld mit ihnen teilen, sobald diese aus dem Gefängnis wieder entlassen werden (bzw. sich selbst entlassen).

Gesagt, getan

Nachdem sie den leitenden Gefängnisdirektor, der auf Grund seines Aussehens und seines Auftretens an eine bedeutende historische Person in der deutschen Geschichte oder anders gesagt, an Charlie Chaplins "Großen Diktator" erinnert, ganz simpel ausgetrickst haben und aus dem Gefängnis entflohen sind, holen sie sich ihr Geld bei dem ominösen Holzhändler ab.

Auf dem Rückweg, werden sie jedoch wieder gefasst und müssen ihre Strafe diesmal in einem Steinbruch absitzen. Nach einer paar sekündigen Szene, sind sie auch schon wieder draußen und werden vor dem Eingang des Gefängnisses vom im Poncho umhüllten Thakur erwartet.

Dieser unterbreitet ihnen folgendes Angebot: Sie sollen den von der Polizei gesuchten, gefährlichen Bandenchef Gabbar Singh (Amjad Khan) schnappen, der in der Gegend um Thakurs Ranch mit seinen Schergen sein Unwesen treibt. Zu der von der Polizei sowieso schon ausgesprochenen Belohnung von 50.000 Rupien, verspricht Thakur ihnen zusätzlich weitere 20.000 Rupien. Alleinige Voraussetzung ist: Jai und Veeru sollen Gabbar lebend fangen.

Sich der Schwierigkeit der Aufgabe und der Skrupellosigkeit Gabbars bewusst, entscheidet auch hier wieder die Münze, die auch hier wieder Kopf zeigt, dass die beiden den Auftrag annehmen.

Nachdem sie bereits einen Teil der von Thakur versprochenen Belohnung erhalten haben, machen sich die beiden auf den Weg nach Ramgarh, um dort einen weiteren Teil des Geldes zu erhalten und ihrem Auftrag nachzugehen.

Am Bahnhof machen die beiden Bekanntschaft mit der Pferdewagen-Dame und nebenberuflichen Labertante - sie selbst behauptet von sich, keine zu sein - Basanti (Hema Malini), die die beiden zu Thakurs Farm kutschiert. Während Jai bereits nach wenigen Sekunden genug von dem Gelaber Basantis hat, hegt Veeru von Beginn an Sympathien für sie.

Doch es dauert nicht lange bis auch Jai dem weiblichen Geschlecht verfällt: Auf der Ranch angekommen erblickt er die komplett in weiß gekleidete Witwe und Thakurs Ziehtochter Radha (Jaya Bhaduri), die schon in der ersten Nacht dafür verantwortlich ist, dass die beiden Ganoven nicht mit dem Safeinhalt Thakurs, aus dem er den zweiten Teil der Belohnung holen ließ, verschwinden, obwohl sie den beiden sogar den Schlüssel für den Safe übergeben hatte.

Gabbar betritt die Bühne
Kurz darauf erfolgt auch endlich der Auftritt Gabbars: Obwohl alle drei seiner Kumpanen, die bei einem "Besuch" in dem Dorf von Jai und Veeru mit gezielten Schüssen in die Flucht getrieben worden waren, sein russisches Roulette überleben und sich ihres Weiterlebens erfreuen, erschießt Gabbar sie mit den restlichen drei Kugeln seiner Pistole, weil seiner Ansicht nach - immerhin waren sie zu dritt und damit gegenüber Jai und Veeru in der Überzahl - Feiglinge den Tod verdient hätten. Hier also wird bereits die Skrupellosigkeit des Bandenchefs deutlich.

Das darauf stattfindende Fest der Farben mit einer weiteren musikalischen Einlage bietet neben dem eigentlichen Thema nun auch Grund zum Befeiern des Sieges über Gabbars Schergen. Das Fest währt jedoch nicht lange und dieses Mal gibt sich Gabbar selbst die Ehre und überrennt mit seinen Mannen das farbenfrohe Dorf.

Als Thakur ein vor ihm liegendes Gewehr nicht ergreift und sich somit aus dem Gefecht zurückhält, scheinen Jai und Veeru den Respekt vor dem Mann, den sie bisher für so tapfer gehalten haben, verloren zu haben, werfen ihm Feigheit vor und wollen ihren Auftrag abbrechen.

Dass Thakur nicht zur Waffe gegriffen hatte, hat aber einen bestimmten Grund: In einer weiteren Rückblende erfahren wir, dass es Thakur einst gelungen ist, Gabbar zu fassen und ihn ins Gefängnis zu bringen. Seiner Drohung, er würde aus dem Gefängnis entkommen, da kein Knast ihn so lange festhalten könne und er danach das Leben Thakurs zerstören würde, ließ Gabbar Taten folgen. Aus dem Gefängnis ausgebrochen, ermorderte er mit seiner Bande insgesamt fünf Familienmitglieder Thakurs, darunter auch seinen Enkel, den er aus kürzester Distanz erschoss. Geschockt und wütend über diesen feigen Anschlag, insbesondere auf seinen unschuldigen Enkel, machte sich Thakur blindlings auf die Suche nach der Bande und lief ihr direkt in die Falle. Mit zwei ausgestreckten Armen an zwei Pfosten gefesselt, hackt ihm Gabbar diese ab. Die Szene endet in der Gegenwart, in der Thakurs Poncho von ihm abfällt und man deutlich sieht, dass dieser nicht gelogen hat.

Jetzt erst recht wütend auf Gabbar beschließen Jai und Veeru den Auftrag auch ohne Annahme der Belohnung weiterzuführen. Beim ersten Versuch, bei dem sie das Munitionslager von Gabbars Waffenlieferanten in die Luft jagen, kann der Bandenboss noch entkommen.

Zwei liebenswerte Ganoven
Mit vorangeschrittener Zeit und offenbar beeindruckt von den Emotionen in dem Dorf, machen die beiden Ganoven einen Sinneswandel durch: beide wollen sich auf Dauer lieber mit Frau und Kindern niederlassen und das Ganovengeschäft an den Nagel hängen.

Die erste Möglichkeit bei Basanti zu landen, verdirbt aber grade Jai seinem Kumpel Veeru, der hinter einer Götterstatue stehend, der davor betenden Pferdewagen-Frau "göttlichen Beistand" leistet und ihr auferlegt, ihn (Veeru) zu heiraten. Weil dieser ihn für eine ernste Beziehung - immerhin ist Basanti die achte Frau, die Veeru heiraten will - noch nicht gefestigt sieht, was sich auch in dem konkreten Verhalten mit der Statue widerspiegelt, führt Jai die liebe Basanti einfach mal hinter diese Statue.

Kurze Zeit später stehen die beiden schon wieder im Rampenlicht: Nachdem der Sohn eines blinden und sehr respektierten, alten Dorfbewohners auf seinem Weg zu seinem Onkel von Gabbars Bande getötet wird und das Pferd des Jungen den Leichnam samt Nachricht von Gabbar in das Dorf zurückträgt, schlägt die Stimmung zum ersten Mal gegen die beiden Helfer. Der Bandenboss macht nämlich Jai und Veeru für seine Aktivitäten verantwortlich und fordert die Dorfbewohner auf, sich dieser beiden zu entledigen, wenn nicht noch mehr Blut vergossen werden solle.

Doch es ist gerade der von der aktuellen Situation am meisten betroffene Bewohner, der Vater des toten Jungen, der die Stimmung erneut zum Kippen bringt und sagt, dass er, der er am meisten von allen im Moment zu leiden habe, es bereue, dass er nicht noch mehr Söhne habe, die er dem Feind opfern könne.

Das Dorf kehrt wieder zu Einsicht und in einer Racheaktion ("Für einen Toten, werden wir vier von deinen Leuten töten!") erschießen Jai und Veeru vier Mitglieder der Bande.

Das Ende naht
Auf diesen Erfolg folgt jedoch wieder der nächste Paukenschlag: Basanti, deren Beziehung zu Veeru immer stärker wird, wird von Gabbars Jungs gefangen genommen und Veeru versucht, sie zu retten. Dabei wird er jedoch selbst gefangen und wie einst Thakur an die beiden Pfosten gefesselt. Als Gabbar zum tödlichen Schlag ansetzt und diesen fast durchgezogen hat, schreit Basanti auf und Gabbar lässt sich auf einen Kompromiss ein, von dem natürlich nur er profitiert: Basanti, die als talentierte Tänzerin bekannt ist, soll für Gabbar tanzen. Solange sie tanze, werde Veeru nichts passieren. Erst wenn sie aufhöre, werde die von einem Schergen Gabbars bereits auf Veeru gerichtete Waffe abgefeuert.

Die Liebe zu Veeru ist so groß, dass Basanti trotz knallender Sonne und zerschnittenen Füßen (Gabbar erlaubt sich nämlich einen Spaß und lässt seine Jungs Glasflaschen vor Basantis Füßen zerbrechen) nicht aufhört zu tanzen. Sie hält solange durch, bis Jai auf einem Felsen erscheint und dem regen Treiben ein Ende setzt.

Mit geladener Waffe ermöglicht er seinem Freund und dessen Herzensdame die Flucht, die drei werden jedoch im Anschluss von Gabbars Männern, die zuvor ihre Waffen niedergelegt haben, verfolgt.

An einer engen Brücke gilt es nun eine Entscheidung zu treffen: Da die Munition knapp ist, die Gegner in der Überzahl und zwei Pferde für drei Leute eines zu wenig sind, um schnell voran zu kommen, muss jemand mit Basanti ins Dorf reiten und Verstärkung holen. Nach einem Hin und Her wirft Jai erneut seine Münze und da diese Kopf zeigt, ist er es, der alleine zurückbleibt und die Stellung hält. Widerwillig lässt Veeru seinen besten Freund allein.

In dem anschließenden Gefecht kann Jai zwar seine Widersacher in Schach halten und töten, wird dabei aber selbst tödlich verletzt. Als Veeru mit dem Pferd zu Hilfe eilt, bleibt ihm gerade mal noch Zeit, von dem noch Lebenden Abschied zu nehmen. Neben Veeru trauert insbesondere auch Radha, die erneut die Person, die sie liebte, verloren hat.

In seiner leblosen Hand hält Jai seine Münze und dem Zuschauer wird duch Veeru und zu seiner eigenen Verblüffung offenbart, dass diese auf beiden Seiten Kopf zeigt. Der Zuschauer kann sich nun ein eigenes Bild über Jai machen...

Zerfressen von dem Zorn, den er Gabbbar gegenüber verspürt, macht sich Veeru sofort auf dem Weg zu ihm, um sich für den Tod seines besten Freundes zu rächen. Es gelingt ihm auch tatsächlich die anderen Bandenmitglieder zur Strecke zu bringen und den Bandenchef in einen Kampf Mann gegen Mann zu verwickeln. Als der Sieg Veerus und der Tod Gabbars Nahe scheint, kommt Thakur ins Spiel. Er erinnert Veeru an seinen Auftrag und sein Versprechen, Gabbar Thakur lebend auszuliefern.

Veeru sinnt jedoch auf Rache und sämtliche Versprechungen sind ihm gleichgültig. Erst als Thakur sagt, dass es sein Freund Jai war, der ihm das Versprechen gab, liefert Veeru Gabbar aus und sagt, dass er sich wünschte, dass er (Veeru) ihm dieses Versprechen gegeben hätte, denn dann würde er es nun brechen.

In der finalen Auseinandersetzung verletzt Thakur mit seinen mit Nägeln besetzten Schuhen zunächst Gabbars Arme. Als er nach einem längeren Kampf dann zum Todestritt ansetzt, erscheint die Polizei und kann, indem sie Thakur an seine Vorbildfunktion, die er immer noch inne habe, erinnert, den Tod Gabbars verhindern (zumindest in dieser Fassung; im Directors Cut sieht die ganze Sache schon wieder anders aus...).

Der Film springt zur Abschlussszene, in der Veeru in einen Zug einsteigt, der aus dem Dorf hinausführt. In diesem wartet bereits Basanti auf ihn, die ihn mit offenen Armen empfängt...

Die Mischung machts
Der aufmerksame Leser hat festgestellt, dass dieser Film Elemente aus verschiedenen Bereichen enthält. Zu dem eigentlichen Thema rund um die Ganoven, gesellen sich die Liebesgeschichten der beiden Hauptdarsteller sowie hier und da gelungene musikalische Einlagen. An Witz mangelt es dem Film ebenfalls nicht. Man darf natürlich keine optischen Wunder erwarten und sich an den zum Teils lustig umfallenden, erschossenen Menschen nicht stören. Aber man muss auch bedenken, dass der Film bereits vor 35 Jahren erschienen ist und es hier hauptsächlich die Geschichte ist, die diesen Film sehenswert macht. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Wenn alle Bollywood-Filme so wären wie Sholay, dann hätten die Hindi-Filme mit mir einen neuen Fan.

Wenn man den Film gesehen hat, kann man schon nachvollziehen, warum er der erfolgreichste Bollywood-Streifen aller Zeiten ist. Über drei Stunden hinweg bekommt man hier eine tolle Geschichte präsentiert, die auch heute, 35 Jahre, nach ihrem erstmaligen Erscheinen, noch überzeugen kann.

Punktewertung

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   Titel Sholay (OmU)
   Genre
   Release 2009-03-27
   Systeme
   Publisher Alive - Vertrieb und Marketing/DVD
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
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