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Shaolin Death Squad - Intelligent Design Review


2012-06-12  SimonR  6 Likes  0 Kommentare 
Shaolin Death Squad haben, bis auf dem Erscheinungsbild auf der Bühne und auf den Bandfotos, wohl kaum etwas mit einem Shaolin zu tun, auch wenn es unter Garantie ziemlich lustig wäre, sich eine Shaolin-Terror-Truppe vorzustellen. Eher mahnend, fast schon einem Angriff auf die Laune der Hörer, kommen sie daher und verzaubern mit einer Mischung aus experimentellen Rock und Elementen aus Metal und ein wenig Jazz. Wobei nichts von all dem überzogen und aufgedrückt wirkt. Darüber hinaus kommt noch das äußerst gelungene Songwriting hinzu, was dem Album einen unheimlich großen Wiederhörwert zukommen lässt.

Präventivangriff aus...Texas.

Wenn man den Bandnamen und die fernöstliche Aufmachung der Kostüme auf der Bühne betrachtet, könnte man wirklich zum Trugschluss kommen, dass es sich um eine asiatische Band handeln könnte, allerdings kommen sie direkt aus Denton, Texas. Auch die angesprochene Einflussnahme durch beispielsweise Martial-Arts-Filme kam erst nach "Intelligent Design", welches 2006 in Eigenregie der Band erschienen ist.

"A Terrible Way to Use a Sword" eröffnet das Album progressiv, mit einem gewissen Hang zur sinnbildlichen Experimentierfreudigkeit mit verschiedenen Genres (Math Rock, Metal und Progressive Rock sind hier wohl nur die Oberfläche.), die jedoch die gesamte Laufzeit von etwa 50 Minuten anhalten soll und sich dem nicht entzieht. "Catastrophic Obedience" hingegen wirkt fast schon psychedelisch, dann wieder jazzig und wandelt sich dann wiederholt zu einem Math-Rock-Metal-Experimental-Stück, was am Anfang bestimmt verwirren mag, am Ende aber durchaus Sinn ergibt. Wenn man ein Album nur ein einziges Mal hören müsste ohne dabei etwas Neues zu entdecken, müsste man ja ziemlich schnell Langeweile verspüren und das Werk wohl an der nächstbesten Adresse wieder verkaufen. Aber selbst als ich dieses Lied nach ca. einem Jahr wieder gehört habe, musste ich feststellen, dass ich nicht alles aufgesogen habe. Schande über mein Haupt, man möge es verzeihen.

Weiter geht es mir "Choreographer Of Fate", was technisch etwas an die "Sideshow Symphonies" von Arcturus erinnert. Nur eben komprimiert auf "Shaolin Death Squad". "Radio Feeler" hingegen ist hier wohl die mahnende Komponente: Ein Schlag in die Magengrube jedes inneren Kreises eines Tellers, der sich nicht traut mal über den Rand zu blicken. Es ist zwar nicht als eine direkte Hasstirade darauf zu verstehen, aber es ermahnt uns auch mal über uns selbst hinauszuwachsen und Blicke in die entlegensten Winkel der Schaffenskunst zu werfen.

Backstreet Boys meets Avant Garde?!

An "The Face Insecurity Killed" verzweifel ich heute noch: Es ist irgendwie...Boybandhaft. Nicht falsch verstehen. Es passt immer noch auf das Album, es ist technisch garantiert kein Reinfall und der Refrain hat auch einen gewissen Flow. Aber alles andere an dem Lied klingt etwas nach Backstreet Boys. "Escaping The Absynthe" ist und wirkt erstaunlicherweise ebenfalls nach diesen Einflüssen und bildet zusammen mit " The Face Insecurity Killed" den Ausreißer auf diesem Album.

Mit "Fall, Rise, Laugh, Fall" kommen aber auch endlich wieder die Eindrücke und Berieselungen wieder zurück, die das Werk -bis zu der gerade angesprochenen Problematik- geprägt haben. Anmutig und fast schon traumsequenzartig leitet sich dieser Song ein und wird unbewusst schneller, bevor es in einem Springbrunnen endet. Auf einmal blinken orientalische Einflüsse auf, verschwinden wieder, eine Art von Alternative Metal erscheint und so anmutig wie es begonnen hat, endet es auch. Das Finale ist erreicht! In "A Story Lives Forver" liegt wohl das komplette Konzept des Albums in Form in nur einem Liedes. Es ist einfach unbeschreiblich wie hier selbst die schwachen Momente verwertet worden sind und alles plötzlich einen Sinn ergibt. Denn dass man so lange auf diesen Moment warten musste, ist durchaus verständlich. Zuerst muss man durch den dunklen Wald, bevor es auf eine sonnige Wiese gehen kann. Außer man hätte ein Fluggerät mit dem man dann einfach über den Wald fliegen könnte. Aber hier wird nicht gecheatet. Jeder Track musste sein.

Moment! Ganz vergessen: "The First Half Of Yesterday" bildet den krönenden Abschluss dieser manchmal anstrengenden, verwirrenden und äußerst verwunderlichen Reise durch dieses Machwerk und durch die verschiedensten Einflüsse. Danke an das Shaolin Death Squad für diese Bereicherung!

Tracklist:

1. A Terrible Way To Use A Sword
2. Catasthropic Obedience
3. Choreographer Of Fate
4. Radio Feeler
5. The Face Insecurity Killed
6. Escape The Absynthe
7. Fall, Rise, Laugh, Fall
8. A Story Lives Forever
9. The First Half Of Yesterday


In diesem Sinne: Frohes Hören!

"Intelligent Design" ist vielleicht nicht an allen Ecken und Kanten gerade intelligent. Aber es hat den gewissen Stil und die Einflüsse, die aber niemals zu stark aus der Selbstständigkeit herausragen. Eine absolute Empfehlung an den äußeren Tellerrand und jene, die dort gerne für ein oder zwei Male hin möchten.

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   Titel Intelligent Design
   Genre
   Release 2007-10-10
   Systeme
   Publisher CD Baby.Com/Indys
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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