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Schwermetall Chronicles - Die komplette 1. Staffel Review


2013-02-27  Dean  15 Likes  0 Kommentare 

Übersicht

Schwermetall ist nicht nur die Bezeichnung einer relativ willkürlich zusammengefassten Gruppe von zumeist hochgiftigen Metallatomen, sondern auch der deutsche Name einer international produzierten Serie, die sich im Originaltitel "Metal Hurlant Chronicle" (DVD 2012) nennt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es handelt sich hierbei nicht um eine Dokumentation über besagte Atomgruppe, sondern um eine durchaus gelungene und vor allem innovative Sci-Fi Serie, die auf einem erfolgreichen französischen Comic basiert. Hierbei lässt sich schwer sagen "worum es eigentlich geht", da eine der Innovationen, die sich die Serie traut, eine nicht zusammenhängende Handlung zwischen den Episoden ist. Die bisher erste Staffel umfasst 6 aufwendig produzierte - wenn auch eher mäßig geschriebene - Episoden, die unter anderem in Frankreich, England und Belgien gedreht wurden. Zudem als sozusagen zweite "Innovation" (es ist seit dem Aufkommen von diversen "CSI" (TV-Serie / DVD) und "Criminal Minds" (TV-Serie / DVD) Serien eher keine so große Neuerung mehr) hat man sich für manche Episoden bereits bekannte Gesichter aus der Serienlandschaft verpflichtet. So spielt Joe Flanigan, bekannt als John Sheppard aus "Stargate SG1" (TV-Serie / DVD) sowie "StargateAtlantis" (TV_Serie / DVD), in der Episode "Master of Destiny" und James Marsters - bekannt aus "Buffy - Im Bann der Dämonen" (TV-Serie / DVD) und "Angel Jäger der Finsternis" (TV-Serie / DVD) - in der Episode "Shelter Me" mit.

Es lebe die Kurzgeschichte

Die dritte Innovation, die sich eine TV-Serie erst mal trauen muss, ist das gänzliche Fehlen von Cliffhangern und der zumeist runde Abschluss jeder ca. 25 Minuten langen Folge. Dies ist vor allem dahingehend erstaunlich, dass eine für das Fernsehen produzierte Serie davon lebt, dass die Zuschauer immer und immer wieder einschalten, um die nächste Episode zu sehen. "Schwermetall" (TV-Serie / DVD) verzichtet auf ein oftmals nerviges "unglaublich knapp vor dem Tode / OMG was passiert als nächstes" - Ende und schließt jede einzelne Folge gut und mehr oder minder ohne offene Fragen ab. Zugegeben diese Innovation erschließt sich als Konsequenz aus dem Fehlen einer durchgehenden Handlung, doch wirkt die gesamte Serie dadurch mehr wie eine Kette aus Kurzgeschichten. Äußerst innovativ und gelungen. Man will des Stiles wegen und der Spannung sowie wegen des immer neu gewürfelten Settings die nächste Episode sehen, auch wenn man zumeist nicht einmal die Namen der Protagonisten erfährt.

"Schwermetall"

Zu Beginn jeder Episode erklärt der Erzähler die Rahmenbedingung der gesamten Serie:

"Das letzte Fragment eines einst lebenden Planeten. Sein Körper zerbarst durch den Wahnsinn seiner Bewohner zu Staub. Sein Geist wurde dazu verdammt für immer ziellos durch Zeit und Raum zu treiben. Schreiend vor Schmerz und Verzweiflung. Legenden und Wirklichkeit kennen es als Schwermetall..." - hierbei spielt der im Weltall herum rasende Ex-Planet keine direkte Rolle innerhalb der Geschichten, sondern er ist stets nur der Bote dessen, was passiert- sei es etwas Kleines wie die Exekution eines Namenlosen Mannes aus dem 20. Jahrhundert (Episode 3.2 "Cold Hard Facts"), oder aber die Entsendung eines Kriegers aus einer anderen Dimension, um einen Jungen namens Adolf Hitler zu töten, bevor dieser die Welt als "Drache" in Chaos und Verdammnis stürzt (Episode 6 "Pledge of Anya"). Der Meteor ist hier nur die Rahmenbedingung und der Hinweis, dass sich alle Geschichten in der gleichen Welt abspielen.

Episode 3

Wie bereits erwähnt hat "Schwermetall" (TV-Serie / DVD) keine durchgehende Handlung, sondern ist vielmehr eine Kette aus Kurzgeschichten. Da aber nun mal dieses Genre sonst nur in Büchern zu finden ist und dieses nicht W-Lan und Social network fähige Medium immer mehr und mehr in den Hintergrund rückt, soll hier am Beispiel von Episode 3 der Serie erläutert werden, wie so eine Kurzgeschichte aufgebaut ist.

Ganz entscheidend für diese Gattung sind die Elemente der Länge der Geschichte, das Fehlen oder nur das sporadische Vorhandensein einer Charakterbeschreibung der Protagonisten und das gänzliche Fehler einer Entwicklung der Figuren. Also kurz gesagt: Eine Kurzgeschichte ist kurz, man weiß nicht viel über die Charaktere und am Ende haben die Figuren zwar etwas gemacht, sich selbst aber - mit Ausnahme eventuell auftretenden Todes - nicht großartig verändert. In Episode 3 "Red Light / Cold Hard Facts" wird dies ganz besonders deutlich, da hier in ca. 25 Minuten Laufzeit ganze 2 Kurzgeschichten Platz haben.

Red Lights

Zum einen ist da in den ersten 2/3 der Folge ein Mann; eingesperrt in eine Zelle in der überall nur rotes Licht zu sehen ist. In einem inneren Monolog hört man ihn dieses Licht verfluchen und er wünscht sich nichts mehr als diesen Ort zu verlassen, um nur einmal noch den Himmel und andere Farben zu sehen. Er fasst einen Plan: Auch wenn es ihn um bringt, er bricht aus. Er reißt ein Rohr aus der Wand und als einer der sog. "Kolonisten" - vermeintliche Aliens in Exoskeletten - kommt, um nach ihm zu sehen schlägt er ihn nieder, nimmt seine Waffe schießt sich den Weg frei. Nach kurzen Gefechten in denen man die Sprache der Kolonisten nicht versteht schafft der Mann es nach draußen. Er sieht den Himmel, sieht das Blau und wird dann erschossen. Seine letzten Worte sind nicht verständlich, da er nun eine Aliensprache spricht. Als die Kolonisten kommen und ihre Helme abnehmen...

Cold Hard Facts

In der selben Episode reist "Schwermetall" von diesem Schauplatz weiter zur Erde im 24. Jahrhundert: Der gesamte Planet ist nunmehr eine einzige Stadt mit mehreren Zehnmilliarden Einwohnern. In alten Ruinen werden Cryoschlaf-Kammern aus dem 20. Jahrhundert gefunden. In ihnen wurden "damals" Menschen eingefroren, die an unheilbaren Krankheiten litten in der Hoffnung, dass die Zukunft ein Mittel dagegen fand. Bis auf eine sind alle Kammern zerstört.

Der Zeitreisende überlebt, wird geheilt und in eine Zelle gebracht. Er erinnert sich an nichts und den Verantwortlichen nach ist ihre Technologie so weit von seinem Stand entfernt, dass er niemals ein produktives Mitglied der Gesellschaft werden kann. Zudem kritzelt er den ganzen Tag nur Bildchen und ist auch sonst nicht sonderlich nützlich. In dieser Welt ist kein Platz für Unnutz und er wird exekutiert. Der Zuschauer sieht am Ende der Episode, was der alte Mann aus dem 20. Jahrhundert gemalt hat: Ein rundes Gesicht, zwei runde, schwarze Ohren und eine Stupsnase... "Bildchen sind nutzlos"...

Diese Beispiele, die beide in einer Episode Platz fanden, zeigen wie "Schwermetall" (TV-Serie / DVD) funktioniert. Es geht um kurze Ausschnitte aus der Zukunft, der Vergangenheit; der Erde oder einem fremden Planeten und sogar fremden Dimensionen. Man kann es Geschmackssache nennen, aber zweifelsohne ist es innovativ.

Technische Aspekte

"Schwermetall" (TV-Serie / DVD) möchte gerne an Sci-Fi Größen wie "Stargate" (TV-Serie / DVD) oder "Star Trek" (TV-Serie / DVD) ran kommen, schafft es aber rein vom Budget her nicht. Zwar steckt zweifelsohne viel Geld und ein sehr gutes Postproduktionsteam hinter der Serie, doch vor allem die Bildeffekte und die Aufnahmen im Weltraum wirken leider meistens wie aus einem mittelprächtigen Computerspiel. Die Raumschiffe wirken glatt und unstrukturiert, die Weltraumwesen ohne Kontrast im Bild platziert und die Feuergefechte schlecht inszeniert. Selbst die Episoden ohne Weltraum wirken unfertig. Ein sternloser, pechschwarze Himmel bei Nacht auf der Erde oder die Stadt Los Angeles im 24 Jahrhundert, die ohne Fahrzeuge und ohne Wetter animiert wurde. Man kann es kleinkariert nennen, doch auf solche Details sollte man als Regisseur einer solch aufwendigen und neuartigen Produktion achten, auch wenn es zugegeben Meckern auf hohem Niveau ist.

Der Ton ist gut gemacht, die Synchronisation zwar an manchen Ecken und Kanten lustlos, doch dafür kann die Serie an sich ja nichts. Die Hintergrundmusik ist passend und stimmungsvoll.

Alles in allem ist die Technik ein gutes "Daumen hoch" mit leicht angewinkelter Daumenspitze.

Der Preis für die sinnlosesten Dialoge...

...geht mit Sicherheit an die Nebendarsteller der Episode "Pledge of Anya". Während sich zwei Wachen darüber unterhalten, wie unfair es ist, dass sie immer Nachtwache halten müssen, hält ihr Chef - über den beide meckern - ein Selbstgespräch darüber wie unfähig diese sind. Man kann hier fragen: "Wo ist da das Problem?"... Hier eine kleine, wörtliche Mitschrift der Episode:

"So...meine Herren ich glaube, Sie sind mit der nächsten Runde dran! Korrekt?"

"Ja."

"Gut!"

"Jens...ich habe den Eindruck, dass wir wieder mal die Dummen sind."

"Ja, da gebe ich dir recht."

"Das ist nicht fair Jens!"

"Vergiss nicht morgen sitzen wir im Warmen und Friedrich kann sich einen abfrieren."

"Glaube mir du irrst dich! Er findet immer einen Grund zu Hause zu bleiben."

"Ha! Hör mir zu Peter: Morgen sorgen wir dafür, dass er frieren wird, wie ein Schneemann!"

"Hehehe...das wird ein Spaß!"

Noch nicht sinnfrei genug? Hier nun der Monolog, den sich der Held (der wohlgemerkt in eine fremde Dimension gereist ist um einen Drachen zu töten komplett anhört, bevor er die Wache ausschaltet)

"Diese Männer erledigen ihre Arbeit nicht richtig. Immer auf der Suche nach einem Grund sich zu beschweren... Aber eines Tages! Eines Tages wird sich das ändern!"

Man mag es für unnötig halten diesen Dialog - wohlgemerkt einer aus 6 Episoden so hervorzuheben, doch er steht als Paradebeispiel für die große Schwäche der Serie: Das Drehbuch.

Basierend auf einem Comic - in dem von Natur aus wenig Text und Dialog ist - musste die Laufzeit neben Handlung auch mit Dialog gefüllt werden. Und meistens ist es auch nichts weiter: ein Lückenfüller. Schade eigentlich...

Fazit

"Schwermetall" (TV-Serie / DVD) ist innovativ, wenn auch mit ein paar Mankos. Kurzgeschichtenweise eine Serie aufzubauen ist äußerst spannend und reizt einen trotz fehlenden Cliffhangern dazu die nächste Folge sehen zu wollen. Die Gestaltung der Episoden und die Bilder wirken zwar hier und da etwas unfertig, aber zumindest nicht komplett schlecht. Der Sound ist in Ordnung, die Darsteller spielen gut und die Geschichten laden zum Nachdenken und reflektieren ein, auch wenn sie gelegentlich vorhersehbar sind. Die Grundidee der Episoden sind spannende Themen, die gut umgesetzt sind, doch die Übertragung von Comic auf bewegte Bilder ist seitens des Drehbuchs nicht gut gelungen.

Das Fazit wirkt wie ein Tischtennisspiel: Für jedes Positive ein Negatives. Wer über die Mankos hinwegsieht wird sich an einer Innovation der Serienlandschaft erfreuen, in der mal nicht jede Episode gleich abläuft. Wer jedoch auf tiefe, philosophische und Technisch aufwendige Serien wie "Andromeda" (TV-Serie, DVD) steht, wird enttäuscht sein.

Sei es so oder so: Einen Blick ist "Schwermetall" (TV-Serie / DVD) alle mal wert.



Innovative Serie ohne den faden Beigeschmack von "Nicht noch eine HBO Produktion" - auf jeden Fall sehenswert!

Punktewertung

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