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Mit Skalpell und Lippenstift Review


2012-12-08  Jana  7 Likes  0 Kommentare 
Wie stellt man sich eigentlich - ganz klischeehaft - Rechtsmediziner vor? Meist etwas verschroben, weniger gut aussehend und hauptsächlich männlich. Schaut man sich zum Beispiel in deutschen Krimis um, trifft dies meist auch zu. Mit Glück ist der Rechtsmediziner aber doch ein Sympathieträger wie in "Navy CIS", allerdings ist auch dieser nicht mehr der Jüngste. Weibliche Rechtsmediziner gibt es noch seltener. Aber das sind ja alles Klischees. Sicherlich wird es irgendwo auch eine zartbesaitete, gutaussehende Frau geben, die diesem - für viele Menschen gruseligen - Beruf nachgeht. In dem Roman "Mit Skalpell und Lippenstift" geht es jedenfalls um eine Rechtsmedizinerin, die noch recht jung ist und eben auch ziemlich zartbesaitet ist.

Soll es wirklich die Rechtsmedizin sein?
Alice Alievi ist Mitte 20, Single und Assistenzärztin am Institut für Rechtsmedizin. Sie hat es aber nicht ganz leicht dort. Das liegt natürlich zum einen auch an ihrer Person, sie ist ziemlich chaotisch und ständig passiert ihr ein Missgeschick nach dem anderen. Sie ist auch ein bisschen sensibel, was es ihr nicht unbedingt leichter macht, den zynischen Ton und den harten Konkurrenzkampf am Institut zu ertragen. So langsam sollte Alice sich aber doch mal zusammenreißen und allen zeigen, dass sie sehr wohl für die Arbeit in der Rechtsmedizin geeignet ist.

Dann passiert etwas, das sie völlig schockiert: Erst wenige Tage zuvor hat sie die sympathische Studentin Guilia Valenti kennengelernt als diese tot aufgefunden wird. Alice ist sich sicher, dass es bei diesem Tod nicht mit rechten Dingen zuging, doch am Institut ist man anderer Meinung. Alice legt sich voll ins Zeug, um zu beweisen, dass ihre Vermutung richtig ist...

Genremix
Mit dem Roman von Alessia Gazzola wird gleich doppelt mit dem Klischee des alten, schlecht aussehenden Rechtsmediziner aufgeräumt. Zum einen natürlich auf die fiktive Art und Weise in Form der Hauptprotagonistin Alice. Zum anderen aber auch ganz real: Denn die Autorin Alessia Gazzola ist Chirurgin und macht zur Zeit selbst eine Fach-Ausbildung zur Rechtsmedizinerin! Damit hat sie natürlich auch das nötige Fachwissen, um einen Roman über eben diesen Beruf zu verfassen. Mit dem Schreiben des Romans "Mit Skalpell und Lippenstift" hat sie sich nun auch noch ein zweites Standbein mit ihrem Hobby geschaffen und arbeitet zur Zeit auch schon an einem Nachfolger-Roman, wie mit Alice Alievi in der Hauptrolle.

Lohnt es sich aber auch sich auf einen zweiten Band zu freuen oder war der erste schon reinste Zeitverschwendung? Zugegeben: Alessia Gazzola hat es geschafft, zwei verschiedene Genre, die eigentlich gar nicht zueinander zu passen scheinen, in einem Roman unterzubringen. Normalerweise ist der Rechtsmediziner-Bereich und die damit zusammenhängenden Mordfälle eher düsterer Krimi- oder Thriller-Stoff. Dadurch, dass sie ihre Hauptfigur aber so sentimental und sogar ein bisschen weinerlich geschaffen hat, fällt der Roman doch auch in die Sparte der "typischen Fraunenromane". Luftig leicht zu lesen, um sich zwischendurch die Zeit zu vertreiben. Zu viel Tiefgang darf man also aber bei "Mit Skalpell und Lippenstift" nicht erwarten. Statt sich nur mit dem vorliegenden Fall zu beschäftigen, bekommt der Leser auch einen großen Einblick in das Leben von Alice und ihren Gemütszustand. Das nimmt aber auch ein wenig die Spannung. Man könnte sagen, wir sind von diesem Roman ziemlich hin und her gerissen. Für einen Krimi ist er nicht spannend genug, für einen typischen Frauenroman ist er aber zu kriminalistisch. Wenn man beide Genres mag, hat man wohl eine gelungene Mischung vor sich liegen. So richtig gepackt hat uns dieser Anfang einer Serie noch nicht. Dafür fehlten auch die Sympathien für Alice. Zwar ist sie unglaublich liebevoll ausgearbeitet, doch sind viele ihre Handlungen nicht nachvollziehbar und somit ist es schwer, sich in die Rolle hineinzudenken.

Positiv zu erwähnen ist allerdings noch der Schreibstil von Alessia Gazzola. Insgesamt ist "Mit Skalpell und Lippenstift" durchaus unterhaltsam und macht schon Lust auf mehr. Allerdings hofft man, dass der nächste Band noch etwas besser gelingt.

Interessant, aber noch längst nicht faszinierend. Hoffen wir, dass das nächste Band ein bisschen spannender wird.

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